Globalisierung auf den Seychellen

In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden auf den Seychellen dreißig staatliche Unternehmen gegründet. Die Gründungen erstreckten sich auf sämtliche Wirtschaftsbereiche des Landes, sodass die daraus folgenden Strukturprobleme entsprechend umfassend waren. Die hohen Haushaltsdefizite hatten massive Liquiditätsengpässe und eine hohe Inflationsrate zur Folge. Im Jahre 2008 hatten die Seychellen eine Rezession zu verzeichnen, die das Land im Würgegriff hielt. Seitdem wurde unter der Regierung von Präsident Michel ein Reformkurs eingeschlagen, der das Land aus der Krise führte. Inzwischen wurde die Inselgruppe zu einem angesehenen Teilhaber der allgemeinen Globalisierung. Der Internationale Währungsfonds (IWF) stellte den Seychellen im Jahr 2012 ein ausgesprochen gutes Zeugnis aus, das seine Konkurrenzfähigkeit endgültig unter Beweis stellt. Ebenfalls im Jahr 2012 wurde das Seychelles East Africa System (SEAS) gegründet.

Zwei Telefongesellschaften des Landes (die Cable & Wireless sowie die Airtel) schlossen in Kooperation mit der Regierung die Inselgruppe an das weltweite Glasfasernetz an. Somit ist der virtuelle Datentransfer zukünftig gesichert. Dieser Schritt ist maßgeblich für die zunehmende Belebung sämtlicher Wirtschaftszweige, denn die landesweite Internetversorgung ist nachhaltig gestiegen und die mit ihr verbundenen Kosten sind gleichzeitig spürbar gesunken. Das bedeutet ein Zugewinn an Kommunikationsfähigkeit, die sich besonders auf dem Dienstleistungssektor des Landes niederschlägt und für die Globalisierung unerlässlich ist. Im Vergleich zu dem bisherigen Satellitenempfang der Inselgruppe bedeutet diese Maßnahme eine spürbare und nachhaltige Weiterentwicklung des Landes. Aus diesem Grund wurde der Ausbau sowohl von der Europäischen Investitionsbank als auch von der Afrikanischen Entwicklungsbank finanziell gefördert.

Nachhaltigkeit und Globalisierung: Die Seychellen als Vorreiter im Umweltschutz

Die Regierung des Landes setzt neben der strukturellen Verbesserung vor allem auf eine Politik, die sich für den nachhaltigen Umweltschutz stark macht. Der Modernisierungskurs von Präsident Michel unterstützt den Aufbau von Windkraftanlagen. Schon im Jahr 2013 soll der erste umweltverträgliche Strom der neuen Anlagen geliefert werden.

Viele Naturschutzgebiete

Darüber hinaus steht mehr als die Hälfte der Grundfläche des Landes unter Naturschutz. Damit sind die Seychellen im weltweiten Vergleich auf dem ersten Platz. Kein anderes Land auf der Welt kann einen so großen Anteil an Naturschutzgebieten vorweisen. Die Seychellen haben eine entsprechende Vorbildfunktion, die auch in Zukunft weiter ausgebaut werden soll. Der Umwelt- und vor allem auch der Artenschutz haben eine entsprechend vielfältige Flora und Fauna sowie einen großen Reichtum an verschiedenen Tierarten zur Folge. Vor diesem Hintergrund setzt die Tourismusbranche der Inselgruppe in erster Linie auf ökologisch orientierte Touristen. Aktivurlauber aber auch umweltbewusste Touristen, die einfach nach Entspannung suchen, finden auf den Seychellen ein wahres Paradies vor. Durchgehend warme Temperaturen und atemberaubende Landschaften und Strände sorgen für den nötigen Hintergrund für nachhaltigen Tourismus. 25 Prozent der inländischen Wertschöpfung sind auf die Tourismusbranche zurückzuführen. Außerdem gehört das Land zu der Southern African Development Community (SADC), der Indian Ocean Commission (IOC) sowie zu dem Eastern and Southern Africa (COMESA), die sich unter anderem für Nachhaltigkeit und Umweltschutz einsetzen.

Die Zukunft der Globalisierung: Wirtschaftliche Situation und Entwicklungsprognose

Mit einem Durchschnittseinkommen von 10.800 USD haben die Bewohner der Seychellen das größte Bruttoinlandsprodukt (BSD) von ganz Afrika. Im Jahr 2012 ist das BSD um fast fünf Prozent gestiegen. Diese positive Entwicklung hat sich durch die Eurokrise aber auch durch die weltweite wirtschaftliche Entwicklung sowie einen erhöhten Ölpreis in 2012 entsprechend relativiert. Nicht zuletzt durch die geringere Kaufkraft der 74 Prozent Touristen aus Europa wird sich auf den Seychellen das wirtschaftliche Wachstum in 2012 auf etwa drei Prozent verringern. Denn der Tourismus ist die wichtigste Wirtschaftsbranche der Inseln. Diese Einbußen wirken sich jedoch nicht nur auf die Konjunktur des Inlandes aus, denn weit mehr als die Hälfte der Bruttoeinnahmen durch den Tourismus fließen direkt in die Importe wie Nahrungsmittel, die für diese Branche benötigt werden, zurück in den weltweiten Wirtschaftskreislauf. Neben dem Tourismus gehören die Fischerei sowie die anhängende Fischverarbeitung zu den wichtigsten Arbeitgebern des Landes.

Auswirkungen der Piratierie

Auch hier ist für 2012 jedoch ein erheblicher Wachstumseinbruch zu erwarten. Die Piraterie vor den afrikanischen Küsten, die weltweit absinkenden Fischbestände infolge von schädlichen Umwelteinflüssen und jahrzehntelanger Überfischung zeitigen ihre Folgen. Die Fangquoten gehen spürbar zurück. Von 400.000 t in 2006 sind im Jahr 2011 noch 250.000 t verblieben. Diese großen Einbußen sind hauptsächlich auf die Gefahrensituation vor den Küsten Afrikas zurückzuführen. Die Fischer begeben sich während ihrer Arbeit nicht selten in Lebensgefahr. Die geringen Fangquoten haben entsprechende Folgen auch für den Sektor der Fischverarbeitung. Etwa 70.000 t Thunfisch werden bisher jährlich auf den Seychellen gefangen, verarbeitet und exportiert. Mit der Indian Ocean Tuna (IOT) besitzt das Land eine der größten Fischfabriken der ganzen Welt. Darüber hinaus haben die Seychellen eine so genannte Exklusive Wirtschaftszone (EWZ) im Indischen Ozean. Das Land verfügt damit über ein Gebiet von etwa einer Million Quadratkilometern in einer der fischreichsten Zonen der Welt. Das bietet eine lukrative Einnahmequelle durch Lizenzvergaben an Länder wie Japan, Korea und die Europäische Union.

Grenzen der Globalisierung: Knappe Ressourcen im Inland

Die Seychellen verfügen jedoch über vergleichsweise wenig Land. Der Mangel an kultivierbarem Boden ist ein naturbedingtes Hindernis auf dem Weg zur internationalen Konkurrenzfähigkeit. Die Entwicklung der Forst- und Landwirtschaft treibt entsprechend wenige Blüten. Die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten kann zum Leidwesen der Bevölkerung nicht aus eigenen Mitteln geleistet werden. Reis ist das wichtigste Grundnahrungsmittel für die Menschen auf den Seychellen. Der Bedarf muss in vollem Umfang durch den Import gedeckt werden. Ähnlich verhält es sich mit anderen Gütern des täglichen Bedarfs. Zahlreiche Nahrungsmittel, Verbrauchs- und Gebrauchsgüter müssen seit Jahrzehnten importiert werden. Das betrifft sowohl den Privatverbrauch als auch die Tourismusbranche. Kaum etwas stammt aus einheimischer Produktion. Eine anteilige Selbstversorgung ist nur in wenigen Wirtschaftszweigen der Seychellen zu verzeichnen. So gibt es verarbeitendes Gewerbe für Getränke und Zigaretten. In geringem Maße werden auch Fiberglas und Plastik für den Binnenmarkt selbst produziert, auch Seife und Möbel können die Bewohner der Inseln mit eigenen Ressourcen herstellen. Diese Wirtschaftssektoren werden in den letzten Jahren weiter ausgebaut. Die Produktion der traditionellen Copra stagniert jedoch seit einiger Zeit. Durch den zunehmenden Einfluss überregionaler Essgewohnheiten nimmt die Beliebtheit der getrockneten Kokosnuss immer weiter ab.

Finanzielle Situation

Die Inflationsrate auf den Seychellen beträgt im jährlichen Durchschnitt etwa fünf Prozent. Daneben stehen hohe Zinsen, die sich auch bei einem sehr vorsichtigen Ausgabeverhalten des Landes negativ auswirken. Außerdem führen sie zu einem weiteren Rückgang der Inlandsnachfrage. Die Seychellen weisen seit längerem ein Leistungsbilanzdefizit auf. Direktinvestitionen aus dem Ausland sind auf den Seychellen sehr willkommen, um die Wirtschaft weiterhin anzukurbeln. Vor jedem Investitionsvorhaben aus dem Ausland muss jedoch eine Genehmigung von der Regierung eingeholt werden. Nur unter strengen Auflagen dürfen geplante Bauvorhaben und andere Investitionen auf den Seychellen durchgeführt werden. Das hat vor allem den Grund, dass die Insel vor der Zerstörung ihrer weitläufigen Naturschutzgebiete bewahrt werden soll.

Darüber hinaus kontrolliert das Seychelles Investment Bureau sämtliche Bauvorhaben auf ihre Sinnhaftigkeit und versucht durch eine übergreifende Koordination, den Belangen der verschiedenen Investitionsvorhaben im Sinne der Investoren und der inländischen Bevölkerung gerecht zu werden. Als One-Stop-Agentur bündelt sie die verschiedenen Interessen. Zurzeit werden auf den Seychellen hauptsächlich Auslandsinvestitionen im Baubereich getätigt. Bereits im Jahr 2005 wurde in Kooperation mit der Weltbank und der VN-Entwicklungsorganisation UNIDO ein Investment-Code verabschiedet, der unter anderem den Transfer der erwirtschafteten Gewinne in Devisen vorgibt. Diese Beschränkungen der Investitionsvorhaben und ihrer Abläufe haben sich für die Seychellen schon jetzt ausgezahlt. Bis heute blieben die Bausünden der Hotelhaie aus und die Naturschutzgebiete der Inseln blieben weitgehend unversehrt.

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