Globalisierung auf den Philippinen

Als Globalisierung wird die zunehmende weltweite Verflechtung vorwiegend in der Wirtschaft, Politik und Kultur bezeichnet. Sie ist die logische Konsequenz aus der modernen Technik, liberalen Marktbedürfnissen und dem politischen Willen der Regierungen. Die Globalisierung entfaltet überall auf der Welt ihre Auswirkungen. – Nicht nur in den Industriestaaten. Aufwärts sollte es in den armen Ländern der Welt, wie den Philippinen, dank der Globalisierung gehen. Sinnhaftigkeit und der Nutzen der Globalisierungsentwicklung sind weltweit umstritten. Die Diskussion wird von Befürwortern und Gegner leidenschaftlich geführt. Oft werden in politischen Meldungen positive Auswirkungen auf arme Länder genannt. Auf politischer Ebene wird die Globalisierung als Chance auf eine weltweite Angleichung der Lebensverhältnisse verstanden. Grundgedanke der Globalisierung der Märkte ist es, reichen und vor allem armen Ländern Vorteile zu bringen. Die Philippinen, ein armer südostasiatischer Inselstaat, müsste zumindest in der Theorie, einer der Gewinner der Globalisierung sein.

Politische und historische Hintergründe der Philippinen

Die wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen können in Asien nicht miteinander gleichgesetzt werden. Jedes Land durchlief einen anderen Entwicklungsprozess. Die Philippinen erlangten formal am 12. Juni 1898 ihre Unabhängigkeit von Spanien. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die spanische Herrschaft grundlegende Gesellschaftsstrukturen geschaffen. Die Familien der einstigen „spanischen Günstlinge“ haben es bis heute geschafft, ihre Macht zu erhalten und sogar auszubauen. Es gelang ihnen, da spätere Eroberer immer auf die von den Spaniern gelegten Gesellschaftsstrukturen zurückgriffen. Die Macht der Familien basiert, bis zu heutigen Tag, auf einer hervorragenden Ausbildung, unglaublichem Reichtum und Vetternwirtschaft. So sind spanische, amerikanische, aber auch japanische Einflüsse in der Gegenwart erkennbar. Den Eroberern folgten mehr oder minder korrupte Regierungen. Vom 30. Dezember 1965 bis zum 25. Februar 1986 (EDSA-Revolution) beherrschte der Diktator Ferdinand Edralin Marcos die Philippinen. Die Nachwirkungen seiner Herrschaftszeit sind einer der historischen Gründe der Armut des Inselreiches.

Situation heute

Heute wird der Inselstaat in der Staatsform einer Präsidialrepublik geführt. Trotzdem sind es noch immer die gleichen Familien, die ihren über Generationen erlangten Reichtum nutzen, Politik und Wirtschaft zu beherrschen. Der Globalisierung stehen diese einflussreichen Familien, obgleich in unterschiedlicher Ausprägung, grundsätzlich positiv gegenüber. Unter den Präsidenten Ramos, Estrada und Gloria Macapagal-Arroyo wurden die Philippinen verstärkt für die Einflüsse der Globalisierung geöffnet. Das Resultat dieser Politik war die Vertiefung, der vorherrschenden Zwei-Klassengesellschaft. Besonders der Rohstoffabbau, an dem der philippinische Staat bis heute kaum verdient, führt zur Zerstörung der Natur. Der Profit des Abbaus kommt fast ausschließlich den Großinvestoren zugute. Den einfachen Bauern entzieht der Rohstoffabbau die Lebensgrundlage. Menschenrechtsverletzungen bis hin zum lokalen Bürgerkrieg (Mindanao) waren die Auswirkungen einer religiös geprägten Politik der Globalisierung mit vorwiegend ausländischem Kapital.

Globalisierung in der Gegenwart – Auswirkungen auf die Landbevölkerung

Das Thema der Globalisierung und ihrer Auswirkungen findet auf den Philippinen kaum Interesse innerhalb der Bevölkerungsmehrheit auf dem Land. Die gebildete Elite der Städte, die auch die Politik bestimmt, sie nutzt die Vorteile des Wachstums durch die Globalisierung. Probleme bereitet dieser Elite nur der anhaltend starke Peso. Eine Abwertung der Währung, damit eine Aufwertung des Auslandskapitals wird von den Finanzexperten gefordert. Andernfalls sehen sie die Konkurrenzfähigkeit der Philippinen als gefährdet an.

Eine echte Mittelschicht, so wie in den Industriestaaten, entwickelt sich nur sehr zögerlich. Wer aus einfachen Verhältnissen kommend einen hohen Bildungsstand erwirbt, geht ins Ausland. Schlechte lokale Verdienstmöglichkeiten und die hohen privaten Ausbildungskosten treiben die gebildeten Menschen aus den Philippinen. Die Zurückbleibenden verstehen oft nicht einmal den Zusammenhang zwischen der Globalisierung und den persönlichen Lebensverhältnissen. Ihre Schulausbildung endet häufig innerhalb der Grundschulzeit. Die Heranwachsenden werden für die Feldarbeit gebraucht. Das Interesse dieser einfachen Menschen ist dem täglichen Überlebenskampf gewidmet. Häufig reicht das Einkommen aus der Landarbeit kaum dazu aus, den Reis zu bezahlen. Durch Überbrückungsdarlehn der reichen Grundbesitzer wird ihre Abhängigkeit noch forciert. Von den zweistelligen Wachstumsraten können sie keine Vorteile ableiten. Der Reis wird zu Weltmarktpreisen gehandelt und führt damit zur Stagnation ihres Einkommens. Existenzbedrohend ist für sie die aus Korea eingeführte Erntetechnik. Vermehrt kommen bereits heute kleine Mähdrescher zum Einsatz. Sie arbeiten schneller und preiswerter als die Tagelöhner. Ohne umfassende Strukturmaßnahmen und einer „echten“ Landreform birgt die Auswirkung der Globalisierung auf den Philippinen großen sozialen Zündstoff. Die Gefahr der weiteren Verarmung auf dem Land steigt.

Entwicklungen in den Städten

Als erste Schritte der Globalisierung – der Vergangenheit – können die Privatisierung der Wasser und Stromanbieter genannt werden. Auf Druck des Internationalen Währungsfonds IWF und der Weltbank wurden die kostenintensiven Staatsunternehmen privatisiert. Die Philippinen sollten so in die Lage versetzt werden, ihre Schulden zurückzuführen. Seither ist der Zustand der Wasserversorgung in den Metropolen der Philippinen, wie in Manila, immer schlechter geworden. Wer einen Neuanschluss möchte, der kann entweder lange Zeit warten oder privat investieren. Eine gewisse Verbesserung der Versorgungslage kann dem gegenwärtigen Präsidenten, Sohn der ehemaligen philippinischen Präsidentin Corazon Aquino, zugesprochen werden. Flächendeckende Stromausfälle werden zumindest spürbar seltener. Statt mehrfacher Stromausfälle pro Woche sind es gegenwärtig nur noch wenige pro Monat. Außer in die Stromnetze wurde außerdem in die Internetverfügbarkeit investiert. Innerhalb der Städte ist das Internet nun flächendeckend verfügbar. Diese Entwicklung ist eine der positivsten Auswirkungen der Globalisierung.

Negative Auswirkungen

In der Liste der negativen Auswirkungen ist der Einschnitt in die Zuwendungen für öffentliche, „kostenlose“ Krankenhäuser zu nennen. Ein Beispiel dazu: In Cabanatuan City (Luzon – Philippinen) teilen sich, im Public Hospital, mehrere Wöchnerinnen ein Krankenbett miteinander. Medizin kann nur gegeben werden, wenn sie vom Patienten zunächst privat gekauft wird. Eine Krankenversicherung können sich die meisten Einheimischen nicht leisten. Dabei kostet eine Versicherung bei PhilHealth nur etwa 20,- Euro im Jahr. Eine weitere Auswirkung der Globalisierung, immer im Hinblick auf die Staatsverschuldung und den Druck des IWF’s, waren extreme Einschnitte im Bildungssystem. Ein College – Abschluss ist für die Mehrheit der Bevölkerung damit unerschwinglich. Die Gebühren und Nebenkosten übersteigen nicht selten das Monatseinkommen einer ganzen Familie. Nur wer Verwandte im Ausland hat, der kann sich Bildung leisten. Die unvollständige Auflistung der Einschnitte zeigt nur beispielhaft, welchen Preis die Bevölkerung für den Zugang zu internationalen Märkten und Kapital gezahlt hat. Umso wichtiger ist es, die Globalisierung in den Philippinen, mit einer nachhaltig sozialen Komponente zu versehen.

Globalisierungsbefürworter und Gegner

Eine breite Front für oder gegen die Globalisierung gibt es nicht. Nur ein namhafter Globalisierungsgegner kann in diesem Zusammenhang genannt werden. Es ist der Professor für Soziologie Walden Bello (geb. 1945 in Manila). Seinen Lehrstuhl bekleidet Walden Bello an der international anerkannten Universität der Philippinen. Es ist die Elite-Universität, die bereits mehrere Präsidenten hervorgebracht hat. Bekannt wurde er durch eine, von der Presse falsch übersetzte, Äußerung. Im Rahmen einer Antiglobalisierungsdemonstration (2. Juni 2007 in Rostock) brachte er die Globalisierung mit dem Irakkrieg in Verbindung. Übersetzt wurde die Herleitung fälschlicherweise als Gewaltaufruf. Besonders nennenswerte Globalisierungsbefürworter treten auf den Philippinen nicht ins Rampenlicht. Die Globalisierung ist nur auf der politischen Ebene, ohne die Öffentlichkeit, ein Thema. Positiv wirkt sie sich allerdings auf zukünftige Gesetzesvorhaben aus. Zu nennen sind dabei Gesetze gegen die Korruption, aber auch die Einführung eines Scheidungsrechts. Die Philippinen sind ein Land, in dem es keine Möglichkeit der Ehescheidung gibt.

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