RAF

Die Rote Armee Fraktion (RAF) war eine terroristische Vereinigung mit linksextremem Hintergrund, die zwischen 1970 und 1998 zahlreiche Anschläge in der BRD und im Ausland verübte. Gegründet wurde sie 1970, wichtige Gründungsmitglieder waren Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Horst Mahler. Die RAF sah sich selbst als Stadtguerilla mit kommunistischer und antiimperialistischer Ideologie, ihre Vorbilder waren ähnliche terroristische Vereinigungen in südamerikanischen Staaten. Ihr Aktionismus äußerte sich in Entführungen hochrangiger Persönlichkeiten, Banküberfällen, Sprengstoff- und Brandanschlägen. Bei den Attentaten der RAF wurden 34 Menschen ermordet, außerdem gehen zahlreiche Verletzte und Sachschäden auf das Konto der Vereinigung. Ihren Höhepunkt erreichte die Anschlagsserie der RAF im sogenannten Deutschen Herbst im Jahr 1977. Nach fast 28 Jahren Terror und drei Generationen von Mitgliedern löste sich die RAF 1998 auf.

Die ersten Jahre

Die RAF entwickelte sich aus Protestbewegungen, die sich nach den gewaltsamen Ausschreitungen bei Studentendemonstrationen und als Antwort auf den Vietnamkrieg Ende der 1960er Jahre bildeten. Einige dieser Protestbewegungen wählten den militanten Weg. Dazu gehörte die Gruppe um Andreas Baader und Gudrun Ensslin, die im April 1968 in Frankfurt am Main Brandanschläge auf zwei Kaufhäuser verübten. Die Attentäter wurden gefasst und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Sie kamen wieder auf freien Fuß, als vor Gericht ein Revisionsantrag über das Urteil verhandelt wurde.

Als dieser abgelehnt wurde, tauchten Baader und Ensslin in die Illegalität ab, Baader wurde jedoch nach einiger Zeit aufgegriffen und wieder inhaftiert. Am 14. 5. 1970 wurde Andreas Baader in das in Berlin gelegene Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen zu einem angeblichen Interviewtermin mit der Journalistin Ulrike Meinhof gebracht. Dabei verhalf ihm eine bewaffnete Gruppe zur Freiheit, bei der Aktion wurde ein Institutsangestellter durch Schusswunden lebensgefährlich verletzt. Für Ulrike Meinhof bedeutete die Tat den Schritt in die Illegalität, die Baader-Befreiung gilt als Gründungsstunde der RAF.

Fahndung in ganz Deutschland

Der harte Kern ihrer ersten Generation um Baader, Ensslin und Meinhof verbrachte den Sommer 1970 in einem Camp in Jordanien. Dort erhielten sie eine militärische Ausbildung von der palästinensischen Fatah. Zurück in Deutschland, trat die RAF mit Banküberfällen und Diebstählen von Dokumenten und Autos in Erscheinung. 1971 veröffentlichte sie eine Schrift, in welcher sie ihr Konzept der Stadtguerilla vorstellte. Daraufhin wurde in ganz Deutschland nach den Mitgliedern der RAF gefahndet. Die erste größere Verhaftungswelle fand bereits im Herbst 1970 statt.

Im Rahmen der Fahndung kam es 1971 zu mehreren Schusswechseln von RAF-Mitgliedern und der Polizei, eine Terroristin, zwei Polizisten und ein Unbeteiligter kamen dabei ums Leben. 1972 folgten Bombenattentate auf staatliche Behörden und Einrichtungen der US-Armee. Dabei wurden vier Menschen getötet und 30 verletzt. Im Juni 1972 gelang es der Polizei, den harten Kern der RAF zu verhaften. Baader, Ensslin, Meinhof sowie Jan-Carl Raspe, Holger Meins und Gerhard Müller wurden inhaftiert und machten im Gefängnis durch Schriften und Hungerstreiks eine breite linke Öffentlichkeit auf sich aufmerksam.

Der Deutsche Herbst

Die zweite Generation der RAF sah die Befreiung der RAF-Spitze als ihre Hauptaufgabe. Mit dieser Forderung stürmten Terroristen im April 1975 die deutsche Botschaft in Stockholm und nahmen die dort anwesenden Menschen als Geiseln. Die Aktion endete mit zwei toten Diplomaten und zwei toten Terroristen, die übrigen Terroristen konnten festgenommen und die Geiseln befreit werden. In der ersten Hälfte des Jahres 1977 wurden Generalbundesanwalt Siegfried Buback und zwei seiner Mitarbeiter sowie das Dresdner-Bank-Vorstandsmitglied Jürgen Ponto von der RAF erschossen.

Die Anschlagsserie der zweiten Hälfte des Jahres 1977 ist als der Deutsche Herbst in die Geschichte eingegangen. Am 5.9.1977 brachte die RAF den Präsidenten des deutschen Arbeitgeberverbandes, Hanns Martin Schleyer, in ihre Gewalt und tötete drei seiner Begleiter. Die Terroristen forderten erneut die Freilassung der RAF-Spitze, doch die Bundesregierung unter Kanzler Helmut Schmidt, der inzwischen einen Großen Krisenstab einberufen hatte, ging auf die Forderungen nicht ein. Stattdessen wurden Gesetze und Beschlüsse zur Haftverschärfung der Terroristen, wie das Kontaktsperregesetz, verabschiedet.

Der Höhepunkt

Den Höhepunkt des Deutschen Herbstes stellte am 13.10.1977 die Entführung der Landshut durch vier palästinensische Terroristen dar. Die Lufthansamaschine mit 87 Geiseln an Bord wurde am 18.10.1977 von der GSG-9 gestürmt, dabei kamen drei der vier Terroristen ums Leben. Bis auf den Landshut-Kapitän Jürgen Schuhmann, der bereits vor der Landung in Mogadischu von den Terroristen erschossen worden war, kamen alle Geiseln frei. Am selben Tag starben Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin, nach offiziellen Angaben begingen sie kollektiven Selbstmord. Ulrike Meinhof hatte sich bereits am 9.5.1976 das Leben genommen, Holger Meins erlag am 9.11.1974 den Folgen eines Hungerstreiks.

Nach dem Tod der Spitze der ersten RAF-Generation wurde Hanns Martin Schleyer noch am 18.10.1977 von RAF-Terroristen hingerichtet. In den folgenden Jahren konnten viele der im Untergrund lebenden RAF-Mitglieder aufgespürt und verhaftet werden. Ein Teil jedoch erhielt Unterstützung von der DDR, wo einige RAF-Terroristen unter falschen Namen lebten. Allerdings wurden sie noch vor der Wiedervereinigung an die BRD ausgeliefert.

Die dritte Generation und das Ende der RAF

Die dritte Generation der RAF ist vor allem für zahlreiche Morde an Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik sowie Anschläge auf Militärbasen und öffentliche Einrichtungen zwischen 1985 und 1993 verantwortlich. Den Ermittlern der Polizei sind nur wenige Terroristen dieser Zeit namentlich bekannt, zur Spitze der RAF gehörten Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld. Erstes Todesopfer der dritten RAF-Generation war 1985 Ernst Zimmermann, der Chef des Rüstungskonzerns MTU. Im selben Jahr erfolgte ein Anschlag auf die Rhein-Main Airbase, der insgesamt drei Tote und 11 Verletzte zur Folge hatte. 1986 wurden der Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts und der Diplomat Gerold von Braunmühl Opfer des RAF-Terrors. Der Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, fiel 1989 einem RAF-Attentat zum Opfer, 1991 erfolgte ein tödlicher Anschlag auf den Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder.

Der letzte spektakuläre Anschlag der RAF war 1993 das Sprengstoffattentat auf die JVA Weitersfeld. Ebenfalls 1993 wurde der Terrorist Wolfgang Grams bei einem Einsatz der GSG-9 in Bad Kleinen erschossen, bei dem Schusswechsel starb auch ein GSG-9-Beamter. 1998 löste sich die RAF schließlich auf. Die Nachrichtenagentur Reuters erhielt eine achtseitige Schrift, in der die RAF ihre Selbstauflösung erklärte.

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