Chancen der Globalisierung

Der Begriff Globalisierung wird oft in eher negativem Zusammenhang genannt, zum Beispiel als Begründung für die Verlegung von Arbeitsplätzen von Deutschland in asiatische Niedriglohnländer oder auch als Ursache für dramatisch zunehmende Umweltzerstörung auf der ganzen Welt. Auch wenn dies zum Teil nicht ganz unberechtigt sein mag, es sollte nicht übersehen werden, dass die Globalisierung der gesamten Menschheit einzigartige Chancen in ökonomischer, ökologischer und kultureller Hinsicht eröffnet. Dies gilt sowohl für die Entwicklungs- und Schwellenlländer als auch für die hochindustrialisierten Staaten. Allerdings handelt es sich bei der Globalisierung nicht um ein Naturphänomen, das sich von selbst entwickelt. Vielmehr stellt diese Entwicklung einen von Menschen erzeugten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozess dar, der unbedingt auf globaler Basis ordnungspolitisch reglementiert werden muss, damit seine negativen Folgen begrenzt werden und sich die positiven Effekte wie beabsichtigt entwickeln können.

Ökologische und ökonomische Globalisierungschancen für Entwicklungsländer

Die Entwicklungsländer können die ganz großen Gewinner der Globalisierung werden. Denn durch die immer engere Vernetzung der internationalen Wirtschaft bekommen sie die historisch einzigartige Chance, innerhalb kürzester Zeit Versäumtes nachzuholen und den Anschluss an industrialisierte Staaten zu finden. Schwellenländer, wie zum Beispiel Brasilien oder Indien, die gestern noch zu verarmten, völlig unterentwickelten Ländern gezählt werden mussten, gelten heute als beeindruckende Beispiele dafür, dass dieses Kalkül wirklich aufgehen kann. Diese Länder erleben einen Wirtschaftsboom, der so gewaltig ist, dass internationale Finanzinstitutionen ihr Kapital bevorzugt dort anlegen, weil es hier wesentlich höhere Wachstumsraten und bessere Renditeaussichten als in den entwickelten Ländern gibt. Dieses dynamische Wirtschaftswachstum wäre ohne Globalisierung undenkbar, es wurde in einer Mischung aus ökonomischen Impulsen, die aus den Industrieländern kamen, und Eigeninitiative der Bürger vor Ort in Gang gesetzt.

Die Errichtung von Produktionsstätten multinationaler Konzerne in Entwicklungsländern schafft Arbeitsplätze und damit Einkommen, das wiederum neue Nachfrage erzeugt, so dass auch von nationalen Firmen neue Produktionskapazitäten geschaffen werden. Schrittweise führt der zunehmende Wohlstand auch zu verlässlichen Steuereinnahmen in immer größerer Höhe, so dass die Regierungen den Ausbau der Infrastruktur vorantreiben können. Selbstverständlich muss diese Entwicklung engmaschig kontrolliert werden.

Denn auch für das Versagen der internationalen Politik in diesem Bereich existieren zahlreiche Beispiele: Kinderarbeit und systematische Zerstörung der ökologischen Lebensgrundlagen dürfen bei der wirtschaftlichen Entwicklung armer Länder niemals hingenommen werden, sondern sollten immer mit der gebotenen Konsequenz bekämpft werden. Hier haben die Schwellenländer auch die Chance, nicht die Fehler zu wiederholen, die alle Industrieländer in ihrer wirtschaftlichen Geschichte gemacht haben und unter denen Folgen sie zum Teil noch heute leiden. Sie können von Anfang an auf umweltverträgliches und nachhaltiges Wachstum setzen, dass Ökologie und Ökonomie miteinander versöhnt. Nicht zuletzt ist für die Erreichung dieses Ziel aber auch unbedingt erforderlich, dass Vetternwirtschaft, Korruption und antidemokratische Tendenzen mit aller Schärfe bekämpft werden.

Die ökologischen und ökonomischen Globalisierungschancen für Industrieländer

Viele Bürger in den industrialisierten Ländern fühlen sich insgeheim als die Verlierer der Globalisierung. Viele von ihnen müssen es hinnehmen, dass ihre Arbeit real schlechter bezahlt wird, als dies vor wenigen Jahrzehnten noch der Fall war. Ganz besonders betroffen sind davon Menschen mit geringer Qualifikation, denn sie konkurrieren heute mit Arbeitskräften überall auf dem Globus, die deutlich weniger verdienen und öfter auch noch effizienter arbeiten. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass in Zukunft diese Gefahr auch gut ausgebildete Arbeitskräfte treffen wird. Wer daran zweifelt, braucht sich nur über die Qualifikationen informieren, die an indischen Hochschulen im Bereich Informatik und Elektronik vermittelt werden.

Die einzige Antwort, die es auf diese Bedrohung des Wohlstandes in den industrialisierten Ländern geben kann, heißt Bildung und die konsequente Umsetzung des Konzepts vom lebenslangen Lernen. Wirtschaftliches Wachstum ist niemals möglich, wenn sich Volkswirtschaften bequem auf dem bereits Erreichten ausruhen. Dies macht die Globalisierung jedem mit großem Nachdruck deutlich. Die heute (noch) führenden Wirtschaftsnationen sind gezwungen, ihre Bildungsanstrengungen stark zu intensivieren, wenn sie mit den Boomländern von morgen mithalten möchten. Doch auch dies sollte niemand als negative Folge von Globalisierung begreifen, sondern als eine echte Herausforderung.

Wird sie gemeistert, nimmt der Wohlstand auch in den industrialisierten Ländern weiter zu und das allgemeine Bildungsniveau wird deutlich ansteigen, wovon die gesamte Gesellschaft, nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht profitieren wird.

Handeln und Zusammenarbeiten

Damit diese Chancen der Globalisierung ergriffen werden können, müssen Politiker und Bürger die unbequeme Wahrheit erkennen und in praktisches Handeln umsetzen, dass Reichtum auf Dauer nur durch permanente Anstrengungen möglich ist. In ökologischer Hinsicht macht die Globalisierung eine nie gekannte internationale Zusammenarbeit im Bereich des Umweltschutzes möglich. Auch wenn internationale Abkommen zum Schutz der Natur bis dato eher enttäuschende Wirkungen gezeigt haben, sollte niemand das als entmutigend verstehen.

Denn Umweltschutz wird künftig nur noch auf globaler Ebene Sinn machen, rein nationale Maßnahmen werden nicht ausreichen, um die Natur und die Gesundheit der Bürger zu schützen. Diese Tatsache wird besonders deutlich im Bereich des Klimaschutzes und der Begrenzung der CO2-Emmissionen. Nur wenn hier möglichst bald eine weltweit einheitliche Reglementierung gelingt, kann eine massive Erwärmung des Weltklimas verhindert werden.

Die Idee des nachhaltigen Wachstums, das nicht nur einen Zuwachs an materiellem Wohlstand bringt, sondern ganzheitlich die Lebensbedingungen von Menschen verbessert und dabei die Natur so weit wie möglich schont, wird von Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern gemeinsam in ein tragfähiges Konzept umgesetzt werden müssen, das Regierungen und Bürgern auf der ganzen Welt als Leitlinie ihres Handelns dienen kann.

Die kulturellen Chancen der Globalisierung

Nationale Landesgrenzen verlieren immer mehr an Bedeutung, die kommunikative Vernetzung schreitet über Social Media und Internet unaufhaltsam voran. Junge Menschen auf der ganzen Welt tauschen sich über diese Medien völlig unbefangen aus und entdecken, wie spannend es ist, Personen aus anderen Kulturkreisen kennenzulernen. Vor diesem Hintergrund wird es immer unwahrscheinlicher, dass es zu Feindschaften zwischen Nationen kommt. Die Hoffnung ist durchaus begründet, dass noch bestehende lokale Konflikte durch diese Seite der Globalisierung immer weiter entschärft werden.

Die Verfügbarkeit vieler verschiedener Weltanschauungen, Religionen und kultureller Traditionen stellt eine vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbare Bereicherung unseres Lebens dar. Jeder, der über einen Internetanschluss verfügt, kann heute von zu Hause aus neue Sprachen lernen und fremde Kulturen erkunden, so viel er möchte. Dabei kommt es zur Herausbildung einer international gültigen Basis an Werten, die nur auf einer tiefen Achtung der Menschenrechte und dem Prinzip von Rechtstaatlichkeit und Demokratie basieren können.

Die Herausforderung besteht darin, dennoch althergebrachte Unterschiede zu bewahren, die kulturell wertvoll sind, ob es sich dabei um die Sprache, die landestypische Musik oder die lokale Küche handelt. Ansonsten droht die Gefahr, dass die konsumorientierte Verwestlichung mit banaler Popmusik und einheitlichen Fernsehformaten weltweit die Obermacht gewinnt. Auch hier kann nur mit einer Intensivierung der Bildung auf diese Bedrohung reagiert werden. Wenn es gelingt, die Formel von der Einen Welt so umzusetzen, dass jedes Land seine eigene Identität bewahrt und sich erfolgreich in den globalen Kontext einordnet, stehen der Menschheit friedliche Zeiten bevor, in denen alle Bürger von der Globalisierung nur profitieren können.

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