Arbeitsblatt zur Globalisierung

In den letzten 50 Jahren hat sich in der Wirtschaft ein Prozess entwickelt, der in der Fachsprache mit Globalisierung bezeichnet wird. Nach und nach wurde die Produktion großer Firmen immer stärker international ausgerichtet und verflochten. Der Exportanteil der Konzerne und der Weltproduktion stieg beständig um ein Vielfaches an. Parallel dazu entwickelten sich die Finanzmärkte mit internationaler Ausrichtung. Der Globalisierung liegt die Strategie zugrunde, unter Ausnutzung der in den verschiedenen Ländern jeweils möglichen Kosten- und Standvorteile die Wettbewerbschancen zu erhöhen.

Dazu war es zunächst erforderlich, die Voraussetzungen zu schaffen, die es heute ermöglichen, Produkte an verschiedenen, weit auseinanderliegenden Produktionsstätten herzustellen, die Fertigung zu koordinieren und die fertigen Produkte an den Konsumenten zu bringen. Handelspolitisch hat es in den letzten Jahrzehnten einen weltweiten Abbau von Zöllen und Handelshemmnissen gegeben, der die Bedeutung nationaler Grenzen stark relativierte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg trugen dazu vor allem acht große Zollkonferenzen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens GATT (General Agreement on Tariffs and Trade – siehe unten) bei sowie die 1995 aufgenommenen Aktivitäten der Nachfolgeorganisation WTO (siehe unten).

Durch die Entwicklungen im Transport- und Kommunikationswesen wurden erhebliche Kostensenkungen erreicht, die damit intensivere Handelsverflechtungen folgen ließen. So sanken die Lufttransport- und Telefonkosten in den vergangenen fünfzig Jahren um nahezu 100 Prozent. Schließlich machte die rasante Entwicklung der Computertechnologie die schnelle Übertragung großer Datenmengen zwischen Fertigungseinheiten für das internationale Produktmarketing möglich. Durch die internationale Zusammenarbeit per Computer können darüber hinaus Geschäftsleute weltweit Waren und Dienstleistungen übers Netz kaufen und verkaufen.

Global operierende Firmen tragen in vielen Industrien den Wettbewerb auf internationaler Ebene aus. Multi- oder transnationale Konzerne können daher als staatenlose Unternehmen betrachtet werden, weil sie in einer internationalen Sphäre agieren. Die Hauptverwaltungen dieser Konzerne befinden sich häufig an zentralen oder steuerbegünstigten Standorten, Produktionsanlagen in marktzentraler Lage oder in Niedriglohnländern. Eine beispiellose Dynamik bei den Zusammenschlüssen von Unternehmen setzte zum Ende des 20. Jahrhunderts ein. Besonders in Europa entwickelte sich unter dem Druck der Globalisierung eine Fusionswelle durch alle Bereiche der Wirtschaft. Mit deutscher Beteiligung sind besonders zu nennen:

Fusion der Stahlkonzerne Thyssen und Krupp (1997),
Fusion der Autokonzerne Daimler-Benz und der amerikanischen Chrysler Corp. (19983),
Fusion der Großbanken Deutsche Bank und der amerikanischen Bankers Trust (1999),
Übernahme von Mannesmann durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone (2000),
Fusion der Energie-Konzerne E.ON und Ruhrgas (2003).

Eine Auswirkung der Globalisierung ist die sogenannte Standortfrage, die seit den 1990er Jahren auch in der Bundesrepublik Deutschland verstärkt diskutiert wird: Arbeitsplätze werden aus teuren „Hochlohnländern“ in weitaus billiger produzierende Staaten verlagert. Dadurch wird einerseits die Wettbewerbsfähigkeit erhalten beziehungsweise gestärkt, andererseits erhöhen sich jedoch die Arbeitslosenzahlen in den „Hochlohnländern“.

Globale Folgen hatte auch die sogenannte Asienkrise 1997/1998. Jahrelang war der Wechselkurs der Währungen Japans und der Tigerstaaten (Hongkong, Südkorea, Singapur, Taiwan, Indonesien, Malaysia) in Zeiten des Wirtschaftsbooms fest an den US-Dollar gebunden. Das Kreditvolumen wurde in Dollar getätigt. Als sich zeigte, dass die einheimischen Währungen infolge der Dollarüberhitzung überbewertet waren und eine Abwertung drohte, schien das Weltfinanzsystem zusammenzubrechen. Viele Unternehmen gingen in den Konkurs.

Arbeitsblatt : Die Welt im Globalisierungsprozess

Globalisierung- das Schlagwort der 1990er Jahre – bezeichnet nicht nur eine ökonomische und technische Vernetzung und Integration, sondern ein weltweites kulturelles, gesellschaftliches, ökologisches und politisches Beziehungsgeflecht von grenzüberschreitenden Aktivitäten.

Wohin führt aber der Weg der Globalisierung? Zur wirtschaftlichen und kulturellen Annäherung der Staaten oder zu einem „Zusammenprall“ unterschiedlicher Kulturen? Die Antworten darauf müssen vor dem Hintergrund gefunden werden, dass für zwei Drittel der Menschheit die Globalisierung gar nicht existiert und dass die Nationalstaaten des übrigen Drittels untereinander in Konkurrenz treten, indem sie sich als attraktive Kapital- oder Produktionsstandorte für multinationale Konzerne anbieten.

Globaler Marktplatz

Ein einschneidendes Erlebnis im Globalisierungsprozess war sicherlich der Zusammenbruch des politischen Systems in Osteuropa und der damit Verbundende Übergang zum ökonomisch basierten Malwettbewerb, dem sich die Staaten anpassen mussten. Der Wechsel von autonomen Nationalökonomien in einen „globalen Marktplatz“ wurde in erster Linie technologisch durch die sprunghafte Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik vorangetrieben. Sie ermöglichte neuartige, weltweit verflochtene Produktionstechnik und Logistik, eine weltweite Arbeitsteilung, sekundenschnelle internationale Finanztransaktionen und einen intensiven Kostenwettbewerb.

Globalisierung bedeutet aber nicht allein die wirtschaftliche Neustrukturierung, sondern auch die Veränderung der Politik, der sozialen Beziehungen und der Kultur. Noch stehen wirtschaftliche Entscheidungen im Vordergrund, die unter strengsten Sicherheitsbedingungen lediglich auf der Ebene der Welthandelsorganisationen, der Treffen der Staats- und Regierungschefs der acht reichsten beziehungsweise einflussreichsten Staaten (G8), von IWF, der Weltbank oder der Welthandelsorganisation (WTO) stattfinden.

Zu den Akteuren der Weltwirtschaft gehören neben den Regierungen der Industriestaaten multinationale Unternehmen, die sowohl untereinander agieren als auch in engem Kontakt mit den Regierungen stehen und Einfluss auf die Politik nehmen. Multinationale Konzerne bilden heute bereit einen enormen Machtfaktor, so wickelt eine Gruppe von Konzernen aus 16 Staaten Westeuropas, Nordamerikas und Asiens bereits mehr als 70 Prozent aller weltweiten Exporte ab und zwingt viele Staaten in einem Standortwettbewerb um die günstigen Investiotionsbedingungen.

Chance oder Bedrohung – Eine Welt im Zwiespalt

In der öffentlichen Meinung wird Globalisierung vielfach weniger als Chance für eine florierende Wirtschaft als vielmehr als Bedrohung für den Staat selbst oder für den sozialen Frieden gesehen, da durch die Auslagerung von Produktionen ins Ausland Arbeitsplätze im Inland verloren gehen. Die Öffnung der Grenzen, der wirtschaftlichen Handel – dies birgt wirtschaftliche Vorteile, bedeutet aber auch durch die internationale Kriminalität einen Verlust von Sicherheit.

Ein weiterer Kritikpunkt an der weltwirtschaftlichen Globalisierung ist die Tatsache, dass der erhöhte Wohlstand der Industrienationen nicht allen Menschen gleichermaßen zugutekommt. Der Abstand zwischen den reichsten und ärmsten Ländern hat sich dramatisch vergrößert und ein solches Entwicklungsgefälle birgt viele Gefahren in sich. Eines der Hauptwesensmerkmale der Globalisierung ist die Vorherrschaft von Unternehmen der westlichen Welt, deren Produkte global produziert und abgesetzt werden. Dadurch breiten sich zunehmend auch westliche Ideen, Wertvorstellungen oder Lebensweisen aus und geraten nicht selten in Konflikt mit traditionellen Lebensgewohnheiten der weltweit unterschiedlichsten Kulturen.

Es ist auch gerade durch die sich rasant entwickelnden Kommunikationsmittel heute schwieriger geworden, sich in einem Land von der Entwicklung der restlichen Welt abzukoppeln und einen eigenen politischen und ökonomischen Weg zu gehen. Nicht selten kommt es daher zur Radikalisierung verschiedener Gruppen oder Bewegungen in den Ländern oder Kulturen, die nicht am sogenannten Fortschritt, am Aufschwung der Volkswirtschaften beteiligt sind.

„Clash of Civilization“

Der amerikanische Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington veröffentlichte 1993 seine viel beachtete These vom „Clash of Civilizations“ (Zusammenprall der Zivilisationen“). Er prophezeite statt eines harmonischen Zusammenwachsens neue Konflikte globalen Ausmaßes zwischen den Kulturen: Nicht etwa ideologischer oder wirtschaftlicher Natur, sondern Konflikte zwischen Völkern unterschiedlicher kultureller Zugehörigkeit, die durch kulturell-religiös-geschichtliche Gegensätze vor dem Hintergrund eines westlich dominierten Weltbildes bestimmt werden. Die Globalisierung wird zu einer Veränderung der Weltpolitik führen.

Dabei wird den Nationalstaaten die wichtige Vermittlerrolle zwischen den Ansprüchen ihrer Bevölkerung und den international getroffenen Vereinbarungen zufallen, damit überall auf der Welt demokratische und ökologische Mindeststandards durchgesetzt werden können.

Welthandelsorganisation

Die Welthandelsorganisation WTO entstand 1995 als Nachfolgeorganisation des GATT, worunter das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen und die zugehörige Organisation verstanden wird. 1947 unterzeichneten in Genf 23 Staaten dieses internationale Abkommen mit dem Ziel, zur Liberalisierung des Welthandels die Zoll- und Handelsschranken abzubauen und die Zoll- und Handelspraxis im zwischenstaatlichen Wirtschaftsverkehr zu vereinheitlichen.

In der Folgezeit wurde das GATT von 125 Staaten ratifiziert. Im Rahmen der Zollpolitik gilt der Grundsatz der unbedingten Meistbegünstigung, das heißt alle Zollvergünstigungen, die ein Mitglied einem anderen Partner gewährt, gelten sofort und ohne Gegenleistung auch für alle anderen Partner.

Tipp für den Aufbau von einem Arbeitsblatt zum Thema Globalisierung

Um ein Grundverständnis bei den Schülern zum Thema Globalisierung hervorzurufen (gerade bei noch jungen Schülern) sollte das Arbeitsblatt zu Beginn mit einer einfachen Aufgabe aufgebaut werden in der die Schüler sich selber und ihre Umgebung unter die Lupe nehmen und herausfinden, wie viel „Globalisierung“ in ihren Leben steckt. Zum Beispiel sind die Schuhe aus Italien, das Handy wurde in China hergestellt und der Mobilfunkanbieter sitzt in Spanien.

 

Danach könnte eine kurze Definition zum Begriff Globalisierung folgen und eventuell Tabellen welche zeigen, wie viel die Produktion einer bestimmten Ware in einem Niedriglohnland kostet und in einem Land wie Deutschland. Um den Schülern nahe zu bringen, das nicht nur Fabriken in Fernost Mitarbeiter zu niedrigsten Löhnen beschäftigen, um zum Beispiel Kleidung im Akkord zu nähen, kann man eventuell noch Zahlen aus Neapel einbinden und zeigen, dass auch „direkt um die Ecke“ in unserer EU Menschen für ganz wenig Geld stundenlang arbeiten, um Kleidung herzustellen, die sehr günstig weiterverkauft wird.

Die letzte Aufgabenstellung könnte von den Schülern fordern, sich Gedanken über die Ursachen für die Globalisierung (preiswerter Transport, Märkte öffnen sich weiter, immer bessere Kommunikationsmittel für schnellen Datentransfer, niedrige Lohnkosten, Steuervorteile und der Wunsch nach ausländischen Produkten) zu machen und eine Pro und Kontra Liste zur Globalisierung zu erstellen. Diese Aufgabe kann dann mit der ganzen Klasse besprochen, an der Tafel festgehalten werden und das Problembewusstsein bei den Schülern wecken.

Zurück zur Hauptseite: Informationen zur Globalisierung
Permalink dieser Seite zur Zitation auf Webseiten & in Hausarbeiten: