Tsunami 2004

Als eine der schlimmsten Naturkatastrophen der jüngsten Vergangenheit wird der Tsunami im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004 betrachtet. Durch ein Erdbeben im Indischen Ozean etwa 85 Kilometer vor der Küste Nordwest-Sumatras, das auch Sumatra-Andamanen-Beben genannt wird, kam es zu mehreren Flutwellen, die zusammen mit den durch das Beben verursachten Schäden etwa 230.000 Menschen das Leben kosteten. Neben den Küstenregionen am Golf von Bengalen, der Andamanensee und Südasien gab es auch Schäden in Ostafrika. Über 1,7 Millionen Menschen an den Küsten des Indischen Ozeans wurden obdachlos, über 110.000 Menschen wurden verletzt. Das Seebeben ereignete sich um 0:58 UTC und hatte eine Stärke von 9,1.

Ursache und Ablauf des Tsunamis

Ein großer Teil des Indischen Ozeans liegt auf der indisch-australischen Platte, die sich vor Sumatra in einer Bruchzone kontinuierlich unter die eurasische Platte schiebt. Dadurch baut sich ein sehr hoher Druck auf. Vermutlicher Auslöser des Seebebens, bei dem sich der Plattendruck auf die eurasische Platte schlagartig entlud, war ein Erdbeben zwei Tage zuvor zwischen Australien und der Antarktis, das mit einer Stärke von 8,1 als zweitstärkstes Beben der Region seit 1924 bekannt ist. Das Beben vor Sumatra gilt dagegen als drittstärkstes Beben der bis zum damaligen Zeitpunkt geschehenen Aufzeichnungen.

Nach dem Zyklon, der am am 29. April 1991 an der Küste Bangladeschs etwa 138.000 Menschen das Leben kostete, kamen bei keiner anderen Naturkatastrophe mehr Menschen ums Leben. Der durch das Seebeben verursachte Tsunami verlief, wie es für diese Art der Naturkatastrophe typisch ist in zwei Phasen: Zunächst krachten mehrere hohe Flutwellen auf die Küsten des Festlands. Mindestens zwei, an manchen Orten sogar sechs Flutwellen drangen mit großer Zerstörungswut bis weit in das Landesinnere vor. Im zweiten Teil des Tsunamis zog sich das Wasser zurück und nahm dabei durch eine Sogwirkung Menschen und Gegenstände mit aufs offene Meer. Da die Naturkatastrophe auch viele bei Touristen beliebte Ziele betraf, wurde der Ablauf des Tsunamis durch zahlreiche Videoaufnahmen von Amateuren, die sich auf landschaftlichen Erhöhungen vor den Wassermassen retten konnten, dokumentiert.

Opferzahlen nicht eindeutig

Wie viele Menschen bei dem Beben, dem Tsunami und auch den Folgen der Naturkatastrophe, etwa durch mangelndes Trinkwasser, starben, kann nicht eindeutig belegt werden. Aus Angst vor Seuchen wie Typhus oder Cholera, die in Verbindung der vielen Leichen mit den hohen Temperaturen leicht ausbrechen, wurden schnell Massengräber errichtet, in denen Opfer ohne sie genau zu zählen beerdigt wurden. Andere Leichen wurden verbrannt.

Die meisten Todesopfer gab es wahrscheinlich in Indonesien (131.029 bestätigt, 168.029 geschätzt), danach folgen Sri Lanka (31.229-38.940 bestätigt, 35.322-38.940 geschätzt) und Indien (12.407 bestätigt, 16.281 geschätzt). Hinzu kommen tausende Verletzte, Obdachlose und noch vermisste Personen. Ungefähre Opferzahlen gibt es aus Bangladesch, Indien, Indonesien, Malaysia, den Malediven, Myanmar, Singapur, Sri Lanka, Thailand, Kenia, den Seychellen, Somalia, Tansania, der Insel La Réunion, dem Chagos-Archipel, und den Kokos-Inseln. Überwiegend um Touristen handelt es sich bei den etwa 2.240 Opfern, die nicht aus den Anrainer-Staaten stammten. Besonders viele tote Urlauber waren Deutsche oder Schweden. Die Höhe der aus Deutschland identifizierten Opfer beträgt 537 Menschen.

Hilfe aus aller Welt

Die Auflistung der Opfer gestaltete sich als schwierig. Verlässliche Listen gab es kaum, denn einerseits waren die Listen von Seiten der Regierungen meist unzureichend mit teilweisen Doppelungen bzw. waren sie nur in Lautschrift vermerkt, andererseits wurden Listen aus Krankenhäusern nicht gewissenhaft geführt, so dass Verlegungen in ein anderes Krankenhaus bzw. der Tod des Patienten nicht schriftlich festgehalten wurden. Aufgrund der hohen Verletztenzahlen brach die medizinische Infrastruktur in den betroffenen Regionen zusammen. Auch die Kommunikationsverbindungen waren teilweise mehrere Tage lang unterbrochen. So schnell es ging, flogen Länder ihre Urlauber aus den Katastrophengebieten aus oder sorgten vor Ort für eine bessere medizinische Versorgung. Fluglinien organisierten Sonderflüge, viele Länder schickten Helfer zur Unterstützung bei der Vermisstensuche und für erste Aufräumarbeiten.

Die Katastrophe am zweiten Weihnachtstag löste weltweit eine große Spendenbereitschaft aus. So spendeten zahlreiche Firmen, Prominente aber auch Privatleute teilweise enorme Summen. Über eine Milliarde Euro kamen allein aus Deutschland zusammen. Insgesamt wurden 6,3 Milliarden Euro gespendet.

Folgen der Naturkatastrophe

Neben der hohen Zahl an Menschenopfern und Schäden an der Infrastruktur der betroffenen Länder verursachte der Tsunami aber auch viele ökologische Schäden mit teilweise langfristigen Ausmaßen. Ein besonders schwerwiegender Langzeitschaden in den überfluteten Gebieten entstand durch das Fortspülen der Humusschicht. Nachdem die etwa 30 Zentimeter dicke Erdschicht und ihre darin verwurzelten Pflanzen fort gespült worden war, blieb nur noch unfruchtbare Erde zurück. Es wird viele Jahre dauern, bis eine Situation wie vor der Naturkatastrophe wieder hergestellt ist. Auch die Landwirte sind von dem Abtragen der fruchtbaren Erdschicht betroffen und muss mit mittelfristig schwachen Ernten rechnen. Durch den Wasserdruck und mitgeschwemmte Trümmerteile wurden etwa 10 % der vor Thailand untersuchten Korallenriffe beschädigt. Ebenfalls sind an einigen Küsten die schützenden Mangrovenwälder in Mitleidenschaft gezogen worden, die für viele Tiere Lebensraum sind.

Nach dem Seebeben kam Kritik auf, dass ein Frühwarnsystem für Tsunamis im Indischen Ozean nicht existierte. Für den Pazifischen Ozean war so ein System bereits in Betrieb. Obwohl das Warnzentrum für Tsunamis auf Hawaii bereits kurz nach dem Seebeben eine Flutwelle vorausgesagt hatte, konnte die Ausmaße der Katastrophe nicht verringert werden. Entweder gab es in den betroffenen Ländern keinen Ansprechpartner, oder aber die Warnungen vor der drohenden Gefahr wurden nicht weitergeleitet. Nach der Katastrophe half Deutschland bei der Entwicklung eines Frühwarnsystems für den Indischen Ozean mit, das mittlerweile seit November 2008 in Betrieb ist.

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