Lawinen

Lawinen sind große Eis- oder Schneemassen, die sich von Berghängen lösen und mit hoher Geschwindigkeit ins Tal hinab stürzen. Dabei begraben sie alles unter sich, was sich ihnen in den Weg stellt. Solche Abgänge haben immer wieder verheerende Personen-, Sach- und Umweltschäden zur Folge. In lawinengefährdeten Gebieten kommen so jedes Jahr etwa 100 Menschen ums Leben. Ausgelöst werden diese häufig auch durch Tiefschneefahrer und Snowboarder selbst. Der beste Schutz vor derartigen Lawinen ist das richtige Verhalten in diesen Gebieten und die unbedingte Beachtung der Warnhinweise.

Auch beim Abrutschen anderer Materialien fällt häufig der Begriff ‚Lawine‘, beispielsweise bei Schlamm- und Geröll- oder Steinlawinen. Schlamm- und Gerölllawinen bestehen aus Wasser, Schlamm und Geröll und können an steilen Hängen ohne Baumbewuchs entstehen. Ausgelöst werden können diese sogenannten Muren nach einer Schneeschmelze oder durch starke Regenfälle. Besonders gefährlich sind solche Schlammlawinen, die Folge eines Vulkanausbruchs sind. Eine besonders hohe Zerstörungskraft haben Steinlawinen. Hierbei können größere Stein- und Geröllmassen an Berghängen instabil werden und ins Rutschen kommen. Ausgelöst werden derartige Lawinen vor allem durch Erdbeben.

Entstehung von Schnee- und Eislawinen

Derartige Lawinen können durch eine Kombination aus verschiedenen Faktoren ausgelöst werden. Hier spielen die Hangneigung, der Aufbau der Schneedecke, die Neuschneemenge sowie die Beschaffenheit des Bodens eine wichtige Rolle. Kommt es beispielsweise durch Erwärmung zur Gewichtszunahme der Schneedecke, kann diese instabil werden, da nasser Schnee ein wesentlich höheres Gewicht aufweist. Kommt es dann zu erneutem Schneefall, Regen, Tauwetter oder starkem Wind, kann ein Lawinenabgang die Folge sein.

Grund für einen Abgang können aber auch Explosionen und wie bereits erwähnt, Skifahrer oder Snowboarder sein. Je nach Art der Lawinen können diese Geschwindigkeiten zwischen 10 bis über 300 km pro Stunde erreichen. Besonders häufig entstehen Lawinen an Berghängen mit einer Neigung von 25 -45 Grad. An steileren Hängen kann sich kaum eine entsprechende Schneedecke bilden und an flacheren Hängen fehlt die nötige Neigung zur Bildung einer Lawine.

Arten von Schneelawinen

Staublawinen bestehen aus lockeren Schneemassen, die sich bei einem Abgang zu einem Schnee-Luft-Gemisch mit verhältnismäßig wenig Schnee entwickeln. Sie können Geschwindigkeiten von über 350 km pro Stunde erreichen. Auslöser für derartige Lawinen kann frisch gefallener Pulverschnee sein. Auch Lärm soll schon Auslöser für solche Lawinen gewesen sein. Schiebt sich eine Staublawine einen Hang hinunter, kommt es zu großen Druckunterschieden, die durch entsprechende Verwirbelungen entstehen. Die Zerstörungskraft dieser Druckwellen ist verheerend.

Ein Mensch kann eine solche Lawine nicht überleben, da das Schnee-Luft-Gemisch zum Erstickungstod führt. Kennzeichnend für eine Lockerschneelawine ist ein punktueller Anriss. Diese Lawinen treten vor allem bei noch nicht verfestigtem Schnee und Hangneigungen zwischen 40 und 60 Grad auf. Infolge einer Kettenreaktion wachsen solche Lawinen im weiteren Verlauf immer weiter an. Zu erkennen ist eine Lockerschneelawine an ihrer charakteristischen Birnenform.

Weitere Lawinentypen

Bei einer Schneebrettlawine kommt es zu einem linienförmigen, scharfkantigen Anriss, quer am jeweiligen Hang. Dabei lösen sich plötzlich Schneetafeln, die im weiteren Verlauf in einzelne Schollen zerfallen. Eine derartige Lawine ist eine relativ kleine Lawine mit einer Breite von etwa 70 m und 200 m Länge. Trotz allem ist sie für Wintersportler die gefährlichste Lawinenart. Während eines Abgangs kann sich eine Schneebrettlawine auch zu einer Staublawine entwickeln. Fließlawinen entstehen meist zur Schneeschmelze, wenn der Schnee weich und matschig wird und die Haftung zum Boden verliert. Hierbei kann es vorkommen, dass sich mehrere kleine Lawinen zu einer großen vereinen und alles mit sich reißen.

Eislawinen, die ausschließlich in höheren Gebirgslagen vorkommen, bestehen wie der Name schon sagt, aus Eismassen und zwar aus entweder besonders großen Eisfragmenten oder auch nur aus relativ kleinen Stücken. Rutscht ein Gletscher durch seine Lage über einem Hang oder starke Sonneneinstrahlung bzw. die daraus resultierende Erwärmung ab oder brechen Teile von einem Gletscher ab, kann dadurch eine derartige Eislawine entstehen. Da sich ein Gletscher ständig bewegt, sind Voraussagen sehr schwierig. Neben den einzelnen Lawinenarten unterscheidet man auch noch zwischen Ober- und Grundlawine sowie zwischen Hang- und Tallawine.

Bei einer Oberlawine rutscht nur die obere Schneeschicht ab. Rutscht die gesamte Schneedecke ab, sodass der Boden darunter sichtbar wird, spricht man von einer Grundlawine. Hanglawinen kommen bereits am Hang zum Stehen, wobei Tallawinen den Fuß des Hanges erreichen.

Lawinenschutz

Hochstämmige, dichte Wälder bieten den besten und natürlichsten Schutz vor Lawinen. Hier können sich keine größeren Schneemassen ansammeln und auch keine Gleitschichten bilden. Ist der Wald eher licht, bietet er kaum Schutz. Deshalb wird in betreffenden Regionen aufgeforstet und lichter Baumbestand mit jungen Bäumen wieder verdichtet. Allerdings dauert es dann Jahrzehnte, bis die komplette Schutzwirkung gegeben ist. Deshalb sind weitere Maßnahmen erforderlich.

Zum Schutz vor Lawinen werden Konstruktionen aus Holz, Beton, Stahl oder Stahlnetzen an den Hängen angebracht. Diese Stützverbauungen werden entsprechend auf dem Hang verteilt, um zu verhindern, dass sich große Schneemassen in Bewegung setzen können. Kleinere Schneeverschiebungen werden dabei abgefangen. Entsprechende Ablenkverbauungen haben beim Lawinenschutz eine wichtige Funktion. Sogenannte Ablenkdämme haben dabei die Aufgabe, die Lawine in eine ganz bestimmte Richtung zu lenken. Zufahrtsstraßen werden mit Galerien geschützt, über die die Lawinen abgeleitet werden. Ein sogenannter Bremsverbau kann Lawinen bremsen bzw. aufhalten. Der abgehende Schnee wird dabei in einem Becken, welches aus Auffangdämmen gebildet wurde, aufgenommen.

Eine weitere Schutzmöglichkeit stellen Verwehungszäune dar. Diese sind zwischen 2 und 5 Meter hoch und in der Lage, Ansammlungen von Triebschnee zu steuern, sodass sich keine größeren Schneemassen in der Abrisszone ansammeln können. Zu Lawinenschutzmaßnahmen gehören auch die Lawinenwarnung, die Sperrung von Straßen und Skigebieten, Evakuierungen sowie die künstliche Auslösung von Lawinen, beispielsweise durch Sprengungen per Sprengschlitten, Gratausleger oder Hubschrauber. Hundertprozentig voraussagen lassen sich Lawinenabgänge nicht. Um die Lawinengefahr besser einschätzen zu können, ist vor allem die Neuschneemenge, die innerhalb einer bestimmten Zeit anfällt, ausschlaggebend.

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