Hurricane Katrina

Der Gott des Windes, wie es die Namensherkunft des Huracán in der Sprache der Mayas bedeutet, erreicht Orkanstärke mit mindestens 64 Knoten oder 118 km/ h. Er entsteht im Atlantik oder Pazifik, wenn die Wassertemperatur über 26° Celsius beträgt und das Temperaturgefälle nach oben zu groß wird. Verdunstetes Wasser steigt auf und bildet Wolken, die sich zu tropischen Wirbelstürmen verdichten. Das Paket aus breiter Temperaturskala und unterschiedlicher Feuchtigkeitsdichte überlagert große Flächen, auf denen sich spiralförmige Zyklone entwickeln, innerhalb derer Energie in enormem Ausmaß frei wird. Kommt der Hurricane im Sinne des Wortes an Land, ob das Festland oder eine Insel ist, ändert sich in Bodennähe die Luftströmung, weil trockenere Luft einfließt. Das reduziert Energiezufuhr und -nachschub, der Orkan wird zum Tropischen Sturm und löst sich in einem tropischen Tief schließlich auf.

Nach dem Sturm ist vor dem Hurricane

Tropische Winde über dem Meer sind längst keine überraschenden Naturphänomene mehr und Satellitenüberwachung, hochentwickelte Technologien bei Messtechniken und der Auswertung von Forschungsergebnissen lassen Naturgewalten scheinbar kalkulierbarer werden. Wann und wo Tropenstürme zu erwarten sind, ist ebenso bekannt, wie ihre Entwicklung und der vermutliche Lauf berechenbar sind. Das Problem ist, dass ein tropischer Wirbelsturm bestimmte Bedingungen braucht, um zum Hurricane zu werden und Prognosen erst dann erstellt werden können, wenn erste Daten zur Auswertung vorliegen. Die Beobachtungen des National Hurricane Center (NHC) werden üblicherweise in einem Zeitfenster von 24 bis 36 Stunden mit den begleitenden Warnungen an die lokalen Behörden weitergeleitet.

Als sich am 23. August 2005 ein Sturmtief über den südöstlichen Bahamas bildete, waren die Warnungen gemäßigt. Das zunächst harmlose Unwetter entwickelte sich aber in rasantem Tempo zu einem tropischen Sturm gewaltigen Ausmaßes. Es handelte sich um den elften Tropensturm in dieser Saison und er erhielt daher nach der Buchstabenfolge und der eigens zu diesem Zweck geführten Namenslisten den Namen Katrina. Am 24. August rief Floridas Gouverneur Jeb Bush den Notstand aus. Schulen wurden geschlossen und Notunterkünfte eingerichtet. Als Hurricane Katrina am 25. August Florida erreichte, wurde er auf der Saffir-Simson-Hurricane-Skala mit 1 eingestuft. Die ersten neun Opfer waren zu verzeichnen, aber über Land verlor Katrina an Stärke und wurde zum Tropensturm.

Berechnungen zeigten Verlauf im Voraus an

Das NHC musste erste Prognosen, Katrina würde von der Spitze Floridas nach Mississippi ziehen, korrigieren. Stattdessen richtete sich das Augenmerk nun auf Louisiana und dort insbesondere auf New Orleans und Umgebung. Über dem Golf von Mexiko hatten sich die Bedingungen geändert, der Sturm entwickelte neue Energien und erlangte wieder Hurrikanstärke. Dass die Naturkatastrophe ein nie gekanntes Ausmaß erreichen würde, war bereits am 26. August voraus zu sehen. New Orleans lag nach letzten Berechnungen auf direktem Kurs des Hurricane, damit bestand die Gefahr massiver Überflutungen. Angesichts dieser Menge an eindringendem Flutwasser war mit unzähligen Toten durch Ertrinken zu rechnen, weitere Opfer könnten mittelbar Krankheiten und verschmutztem Trinkwasser zum Opfer fallen. Welcher Zeitraum nötig war, bis sich das Flutwasser zurückziehen würde, war nicht realistisch einzuschätzen. Die Deiche New Orleans waren schon in Bezug auf die Höhe für keine 8,5 m hohe Flutwelle errichtet, ob sie dem Druck standhalten würden, war jedoch nicht sicher. Erschwerend kam hinzu, dass das Gebiet am Pontchartrain-See unter dem Niveau des Meeresspiegels lag.

Die Spur der Verwüstung

Am Mississippi River hielten die Deiche, aber mit dem Durchbruch an zwei Kanälen auf einer Länge von 150 m ergoss sich unkontrolliert Wasser aus dem See Pontchartrain in die Stadt und letztlich standen 80 Prozent von New Orleans bis zu 7,60 m unter Wasser. Sandsäcke waren kein taugliches Mittel, um die großen Schäden an den Dämmen abzudichten und durch Stromausfälle konnte das Wasser auch nicht mehr abgepumpt werden. Das Football-Stadion Louisiana Superdome war als Notunterkunft für die Menschen vorgesehen, die die Stadt nicht rechtzeitig hatten verlassen können. Bis zu 60.000 Menschen suchten dort Zuflucht. Der Sturm beschädigte den Superdome schwer, so dass er später evakuiert werden musste, weil von Wassermassen eingeschlossen. Der Astrodome, als Ersatz für den Superdome vorgesehen, war bereits am 2.September überfüllt. Die bis zu 20.000 Menschen, die in das Convention Center geflüchtet waren, mussten zunächst ohne jede Versorgung auskommen.

Berichte über Plünderungen, Vergewaltigungen und Rettungseinsätze, die auf Grund krimineller Übergriffe abgebrochen wurden, kursierten. Diffuse Medienberichte zeichneten zeitweilig das Bild einer Stadt, die in Gesetzlosigkeit und Seuchengefahr versank.

Weiterer Verlauf

Hurricane Katrina zog währenddessen am 29. August nördlich an Kuba vorbei, die Stärke schwankte zwischen Stufe 3 und 4. Die größten Schäden wurden durch Flutwellen verursacht, die in unterschiedlichem Ausmaß die betroffenen Gebiete überschwemmten. Das war etwa in Kuba die Küstenstadt Surgidero de Batabanó, die zu 90 Prozent unter Wasser stand. Für die Höhe der Flut an der Küste Louisianas fehlen genaue Daten.

An der Golfküste von Mississippi forderte Katrina neben materiellen Schäden in Milliardenhöhe 238 Todesopfer. Die Sturmflut drang bis zu 10 km in das Land ein. Die Küste war hier auf 160 Kilometer verwüstet und stand viele Stunden bis zu 12 Meter unter Wasser, was etwa 90 Prozent aller bewohnten Strukturen in diesem Gebiet komplett zerstörte. Auch Alabama und Floridas Nordwesten blieben vom Hurricane Katrina nicht verschont. Eine drei Meter hohe Sturmflut verursachte große Überschwemmungen und wurde in Alabama zusätzlich von vier Tornados begleitet. Georgia wurde bis in den Norden von schweren Stürmen und Regenfällen heimgesucht. Auf dem Weg ins Inland schwächte sich Hurricane Katrina ab, verursachte aber am 30. August in Kentucky noch materielle Schäden, die Bäume bis zum Bundesstaat New York in Mitleidenschaft zogen.

Die Bilanz des Schreckens

In nüchternen Zahlen ausgedrückt, entstand Hurricane Katrina am 23. August 2005 über dem Atlantik und löste sich am 30. August 2005 über dem Festland der östlichen Bundesstaaten auf. Dazwischen erreichte er eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 280 km pro Stunde. 1.836 Menschen fielen dem Hurricane zum Opfer, die Schadenssumme auf den Bahamas, Süd-Florida und Kuba beträgt etwa 27 Milliarden US Dollar. In Louisiana, insbesondere New Orleans und Umgebung, Mississippi, Alabama, Florida und der Ostküste der Vereinigten Staaten beliefen sich die unmittelbaren, materiellen Schäden auf etwa 81 Milliarden US Dollar.

Folgeschäden

30 Bohrinseln im Golf von Mexiko waren so beschädigt, dass die Ölproduktion in dieser Region für sechs Monate eingestellt wurde. Ölkonzerne mussten Förderanlagen stilllegen, Pipelines waren zerstört, Preise für Rohöl stiegen, Treibstoffpreise wurden weltweit angehoben. Dort wo Hurricane Katrina das Festland erreicht hatte, war die Küste schwer beschädigt. Der Sand der Sandbank von Dauphin Island war in den Mississippi Sound transportiert worden, was die Situierung der Insel in Richtung Festland veränderte. In Chandeleur Island wurde Land substanziell verwüstet, so dass die Brutstätten von Meeressäugern, Vögeln und Fischen vernichtet waren. 16 Naturschutzgebiete mussten geschlossen werden. Die Gewässer, die New Orleans überflutet hatten, wurden in den Pontchartrain-See zurück gepumpt und mit ihnen Abwässer, Schwermetalle, Pestizide und giftige Chemikalien.

Nicht nur materieller Schaden

Unabhängig von den materiellen Schäden trat eine breit gefächerte Auseinandersetzung auf vielen Gebieten zutage. Es meldeten sich Stimmen, dass die großflächigen Zypressenbestände, die für industriellen Nutzen östlich von New Orleans abgeholzt worden waren, die Zerstörung durch Katrina hätten mildern können. Koordinationsstellen für nationale Hilfe waren verspätet über die Flüchtlinge im Convention Center informiert worden, wo tagelange Unterversorgung zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt hatte. Ein Zwei-Klassen-System wurde thematisiert, in dem Wohlhabende in kürzester Zeit hatten flüchten können, während Mittellose in New Orleans bleiben mussten. Ein Jahr nach der Katastrophe lebte die sozial schwächere, afroamerikanische Bevölkerung noch in völlig zerstörten Stadtteilen. Andere Siedlungen wurden saniert, waren aber nun für ehemalige Bewohner nicht mehr bezahlbar. Die Todesopfer, die Hurricane Katrina gefordert hatte, fanden bei der Regierung Bush keine offizielle Würdigung.

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