Ozonloch Referat

Spätestens seit dem Beginn der Jahrtausendwende stehen der Klimawandel und die Berichterstattung über globale Mammutkonferenzen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes im Mittelpunkt des umweltpolitischen Interesses und der medialen Berichterstattung. Als ein Vorläufer dieser heute in einer breiten Öffentlichkeit geführten Klimadebatte kann das Ozonloch beschrieben werden. Für einige Zeit verwies das Ozonloch sogar den Streit um die friedliche Nutzung der Kernenergie auf Platz zwei der umweltpolitischen Berichterstattung.

Ozon und Ozonloch – um was ging es eigentlich?

Ozon ist eine unter Normalbedingungen gasförmige Substanz, die vor allem in den oberen Schichten der Erdatmosphäre zu finden ist. Die Ozonmoleküle bestehen aus drei Sauerstoffatomen, die unter dem Einfluss energiereicher Sonnenstrahlen zerfallen. Im erdnäheren Bereich bildet sich Ozon bei der Reaktion von Stickoxiden unter der Einwirkung von UV-Strahlung. Aber auch atmosphärisch-chemische Prozesse bei Gewittern führen zu Ozonbildung. Das Gas wirkt stark oxidierend und reizt beim Menschen daher vor allem die Atemwege. Andererseits absorbiert die Ozonschicht in der Atmosphäre die UV-Strahlen der Sonne und schützt viele Lebewesen auf der Erde vor deren gefährlichen Wirkung. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts haben Wissenschaftler nachgewiesen, dass die Ozonschicht in der oberen Ebene der Atmosphäre – der so genannten Stratosphäre – dichter sein muss als am Boden. Sie wirkt dort als Filter und schützt die Erde vor zu starker Strahlenwirkung. Die Kraft der von der Sonne produzierten UV-B-Strahlen wird durch eine intakte Ozonschicht zu mehr als 95 Prozent absorbiert.

FCKW

Mitte der siebziger Jahre tauchten erste Hinweise darauf auf, dass der ständig zunehmende Einsatz von Fluorkohlewasserstoffen (FCKW) die Ozonschicht nachhaltig schädigen könne. FCKW wurde vor allem als Treibmittel für Spraydosen und vergleichbare Produkte genutzt. Die frei gesetzten FCKW, so die Erkenntnis der Wissenschaft, steigen in der Erdatmosphäre nach oben und greifen die Ozonschicht an. Was zunächst nur eine Vermutung war, wurde Anfang der 1980er Jahre sozusagen amtlich: das Ozonloch war da und konnte alljährlich als Phänomen in der Atmosphäre beobachtet werden. Seinen Schwerpunkt hatte es über der Antarktis und es wurde, so die Messungen der Wissenschaftler, Jahr für Jahr, Sommer für Sommer größer.

Mit dafür verantwortlich war auch der seit Mitte der 1980er Jahre noch einmal kräftig steigende Zuwachs des PKW- und Güterverkehrs auf der Straße. Die kontinuierlich steigende Menge an Abgasen führte zu einer ebenfalls kontinuierlich höheren Belastung der Umwelt, zumal sich dadurch nicht nur der CO2-Ausstoß, sondern durch die in den Abgasen enthaltenen Stickstoffe auch die Ozonbildung in Erdnähe verstärkte. Damit war, so die Aussage von Experten und Umweltaktivisten, ein Teufelskreis in Gang gesetzt. Während oben die Ozonschicht durch vermehrten Einsatz von FCKW immer weiter ausgedünnt wurde, vermehrte sich in Bodennähe die „Produktion“ von Ozon durch immer mehr Abgase und immer höhere Mengen der via Ozonloch eindringenden UV-Strahlung. Das natürliche Gleichgewicht von am Boden niedriger und in der Stratosphäre höherer Ozondichte war ernsthaft gefährdet.

Ozonalarm oder Alarmismus?

Das Ozonloch war also da und mit ihm die Frage: Was bedeutet das für unseren Alltag und was ist jetzt zu tun? Die Angaben zum Stand der Ozonwerte gehörten einige Sommer lang zu den Nachrichten wie das Wetter oder wie heute der tägliche Börsenbericht. Vor allem Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, Kleinkinder und ältere Menschen galten bei hohen Ozonwerten als gefährdet. Auch das durch starke Sonnenbestrahlung ohnehin vorhandene Hautkrebsrisiko sei deutlich erhöht. Warme und trockene Tage mit viel Sonnenschein, die bis dato als „schönes Wetter“ gegolten hatten, wurden plötzlich zur Gefahrenquelle und Bedrohung der Gesundheit. Harmlose Vergnügungen wie ein Besuch im Schwimmbad, das Sonnenbad auf der Terrasse oder der Besuch in einem Straßencafe, standen plötzlich unter „Ozonverdacht“.

Mit verschiedenen Kampagnen wurde die Bevölkerung dazu aufgefordert, ihren Beitrag zur Verringerung der Ozonwerte zu leisten. Per Banner an Autobahnbrücken wurden Autofahrer dazu aufgefordert, das Tempo zu drosseln, um die Umwelt und die Gesundheit gefährdeter Mitmenschen zu schonen. Politiker appellierten, nicht unbedingt notwendige Fahrten zu vermeiden. Besonders gefährdeten Gruppen wurde dringend empfohlen, das Haus am besten nicht zu verlassen. Zumindest medial war an solchen Tagen so etwas wie eine Art Ausnahmezustand hergestellt. Dies mutet aus heutiger Sicht einigermaßen befremdlich an, da es bislang keine verlässlichen Zahlen darüber gibt, ob, in welchem Umfang und wo das Ozonloch zu einer nachhaltigen Schädigung von Menschen geführt hat.

Schutzmaßnahmen

Starke Hitze etwa war schon von jeher für Menschen mit Kreislauferkrankungen ein ernstes Problem. Auch ohne Ozonloch meiden vernunftbegabte Menschen seit jeher den allzu langen Aufenthalt in praller Sonne, zumal in den Mittagsstunden. Kleinkinder werden von jeher durch Kopfbedeckungen und leichte, aber schützende Kleidung vor starker Sonnenbestrahlung geschützt. Also falscher Alarm? Soweit kann man sicherlich nicht gehen. Die Auswirkung der Fluorkohlenwasserstoffe auf die Atmosphäre ist eine chemisch-physikalische Tatsache, die hohe Umweltbelastung war- auch ohne Ozon – an die für Mensch und Natur verträglichen Grenzen gelangt. Auch wenn das Ozonloch als solches möglicherweise weniger verheerende Wirkung hat als Mitte der 1980er/Anfang der 1990er Jahre vermutet wurde, hatte es doch eine Art umweltpolitische Impulsfunktion im öffentlichen und politschen Bewusstsein. Seit dieser Zeit wird verstärkt darum gerungen, die mit Industrialisierung und Globalisierung verknüpften umweltrelevanten Folgewirkungen einzudämmen.

Einfache und effiziente Lösungen

Anders als bei der heutigen Klimadiskussion, in deren Fokus ja die weltweite CO2-Emission steht, gelang es der internationalen Gemeinschaft relativ schnell, wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Das Ozonloch war ein konkret benennbares Problem, dem also auch konkret entgegengewirkt werden konnte. 1989 trat das sogenannte Montreal-Protokoll in Kraft, das seine Unterzeichner zum Abbau des FCKW-Einsatzes verpflichtete und auch den Einsatz anderer ozonschädigender Stoffe deutlich einschränkte. Das Montreal-Protokoll gilt heute als ein Meilenstein im Umweltvölkerrecht. In Deutschland trat bereits Anfang der neunziger Jahre ein vollständiges FCKW-Verbot in Kraft. Deospray wird heute z.B. nicht mehr als Sprühdose, sondern als Pumpspray angeboten. Neuerdings wieder vermehrt in den Regalen zu findende Sprühdosen nutzen kein FCKW, sondern andere, umweltverträgliche Treibgase wie z.B. Butan.

Ein mindestens ebenso wirksamer Schritt war die Um- und Aufrüstung aller Kraftfahrzeuge mit Dreiwegekatalysatoren. Der standardmäßig vorgeschriebene „Kat“ und die damit verbundenene, vom Gesetzgeber vorgeschriebene regelmäßige Abgasuntersuchung (ASU) führte in Deutschland, aber auch in anderen Industrieländern zu einer erheblichen Reduktion der erdnahen Ozonbildung. Der Verzicht auf FCKW sorgte zumindest dafür, dass das Ozonloch in der Erdatmosphäre sich nicht weiter vergrößerte. Anders als bei der Abgasreduktion konnten hier bisher keine weiteren unmittelbaren Erfolge registriert werden. Die bereits freigesetzten FCKW haben einen sehr langsamen Zerfallsprozess, so dass mit ihrem Verschwinden aus der Atmosphäre erst nach Jahrzehnten gerechnet werden kann. Das Ozonloch, so der derzeitige Stand der Wissenschaft, wird erst Mitte dieses Jahrhunderts wieder vollständig geschlossen sein.

Ein umweltpolitisches Lehrstück?

Mitte bis Ende der neunziger Jahre verschwand das Ozonloch aus dem umweltpolitischen und medialen Interesse und damit auch aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit. Der Streit um den Ausstieg aus der Atomenergie rückte wieder ins Zentrum und die bis heute anhaltende globale Klimadiskussion rückte in den Fokus. Ob die Gefahren, die das Ozon darstellte, damit auch verschwunden waren oder gar sind, bleibt dabei offen. Unbestritten ist, dass nicht nur unter Umwelt-, sondern auch unter medialen Gesichtspunkten die Diskussion um das Ozonloch einen Wendepunkt markiert. Das Ozonloch war die erste virtuelle Katastrophe, die – obwohl in ihren Auswirkungen wissenschaftlich umstritten und nicht fassbar – medial als direkte, reale Bedrohung für jedermann hochgehypt wurde und nachhaltig ins tägliche Leben eingriff.

Dem Ozonloch folgten in verschiedenen Wellen andere potentiell der Menschheit bedrohende Katastrophen. Von BSE, über SARS bis zur Vogel- und Schweinegrippe und EHEC kommen die Katastrophen und verschwinden, nachdem sie medial (und politisch) ausgereizt sind, wieder aus dem Blickfeld. Während die Weltgemeinschaft und vor allem die verantwortlichen führenden Industrie- und Schwellenländer pragmatische und lösungsorientierte Wege suchten und fanden, gestaltet die Klimadiskussion sich heute deutlich schwieriger. Die Reduzierung von FCKW und die Einführung von Katalysatoren waren einfacher zu handhaben als die weitaus komplexeren, an die Substanz industrieller Produktion gehenden Energiefragen, vor denen die Welt am Beginn des neuen Jahrtausends steht. Es geht um die Verteilung von Reichtum, ökonomischen Einfluss, um politische und militärische Vormachtstellungen. Bei solchen Fragen ist die Umweltpolitik – anders als beim Ozonloch – eindeutig überfordert. Hier zeigt sich, dass umweltpolitische Anliegen in der weltweiten Entwicklung gerade im Zeichen der akuten globalen Krisen realpolitisch immer noch eine nachgeordnete Rolle spielen.

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