Statistiken zur Globalisierung

Der Begriff der Globalisierung hat seinen Ursprung in den Wirtschaftswissenschaften der 1970er Jahre. Mittlerweile wird er von einem großen Teil der Bevölkerung als ein negatives Schlagwort für die Abwanderung von Industrie, Arbeitsplätzen und der globalen Dominanz einiger großer und mächtiger Unternehmen, genutzt. Doch handelt es sich dabei um eine sehr selektive Betrachtung. Der Begriff bedeutet zunächst einmal die Vernetzung der Welt, womit nicht nur die internationalen Märkte, sondern auch Wissenschaften, Kunst und die Politik gemeint sind. Dabei kann die Globalisierung als ein Prozess bezeichnet werden, der jedoch nicht stetig voranschreitet. Die Vernetzung der Welt kann in einem Zeitintervall sowohl zunehmen, als auch abnehmen. So wird in der Geschichtswissenschaft die These vertreten, dass die Welt vor dem 1.Weltkrieg globalisierter war, als zur Zeit des Kalten Krieges. Die Globalisierung selbst fördert, unterstützt von modernen Kommunikationsmedien, den Austausch zwischen Akteuren. Dieser bezieht sich größtenteils auf Informationen, Wissen und Waren, aber auch andere immaterielle Güter werden ausgetauscht, so zum Beispiel auch Werte, Normen, Ideen und Vorstellungen. Positive und negative Ereignisse haben damit Auswirkungen auf andere Akteure, auch wenn diese nicht direkt damit im Zusammenhang stehen.

Wie dargestellt ist es entsprechend schwer die Verzahnung der Welt darzustellen, da nur die eigentlichen Ergebnisse sichtbar sind, weniger die Strukturen an sich, die dafür verantwortlich sind. Eine Möglichkeit, die Globalisierung sichtbar zu machen, sind Statistiken. In jeder Statistik ist ein Vergleich enthalten, da dieser immer auf mindestens einer Gegenüberstellung beruht. Dabei besteht natürlich immer die Gefahr „Äpfel mit Birnen“ zu vergleichen. Doch man kann Äpfel mit Birnen vergleichen, wenn man einzelne Aspekte gegenüberstellt, zum Beispiel den Vitamingehalt, wogegen wohl niemand etwas einwenden könnte. Im Folgenden sollen verschiedene Bereiche des täglichen Lebens an einigen Fallbeispielen untersucht, ihre Bedeutung für die Globalisierung genauer erklärt werden.

Wirtschaft

Der wichtigste Indikator für eine Wirtschaft ist das Bruttoinlandprodukt. Es beinhaltet alle Waren und Dienstleistungen, die vom Endverbraucher in Anspruch genommen wurden. Interessant wird dies im weltweiten Vergleich über einen längeren Zeitraum. Die Globalisierung wird immer wieder als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft bezeichnet, dies müsste sich in den Statistiken widerspiegeln. Tatsächlich hat sich das Bruttoinlandsprodukt Global seit 1970 verdreifacht. Während das Wachstum in Industrienationen, wie den europäischen Staaten und den Vereinigten Staaten, stetig ist, ist es in China besonders stark. Dies konnte sein BIP von 143 Mrd. US-Dollar um das 29 fache auf 4.148 Mrd. US-Dollar steigern. Es zeigt sich, dass die Weltwirtschaft stetig gewachsen ist. Dabei haben vor allem Länder der Dritten Welt profitiert und konnten den Abstand zu den großen westlichen Industrienationen verkleinern. Globalisierung hat nicht nur Nachteile, sondern ermöglicht es Produkte außerhalb des eigenen Landes zu verkaufen und an einen globalen Absatzmarkt zu partizipieren. Dadurch entsteht ein sehr dynamisches, wachsendes System.
(Quelle: http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/europa/135823/bruttoinlandsprodukt-bip)

Politik

Doch nicht nur die Wirtschaft vernetzt sich, sondern auch Nationalstaaten. Sie treten seit 1945 vermehrt Transnationalen- und Supranationalenorganisationen bei. Dies hat nicht nur Vorteile, sondern bedeutet auch einen Verlust von Souveränität für den Einzelstaat. Beispiele finden sich genügend, ob die „Europäische Union“, die UN oder des IWF. Der Internationale Währungsfonds ist eine Organisation innerhalb der Vereinten Nationen. Der Fond hat besonders in letzter Zeit, aufgrund der Weltwirtschaftskrise, an Bekanntheit gewonnen. Die Organisation besteht jedoch bereits seit 1944 und hat 188 Mitglieder. Mitgliedsstaaten können sich bei Zahlungsschwierigkeiten an den IWF wenden, weiterhin unterstützt er Länder der Dritten Welt. Dies scheint zunächst nach einer solidarischen Form der Umschuldung. Doch, wie bereits erwähnt, gibt es nicht nur Vorteile bei der Mitgliedschaft in einer internationalen Organisation, sondern auch Nachteile. Staaten, die die Hilfe des Währungsfonds in Anspruch nehmen müssen, verpflichten sich zu einem Strukturanpassungsprogramm. Dies bedeutet eine direkte Einmischung in die staatliche Wirtschaftspolitik, der Bittsteller verliert an Souveränität in seiner Haushaltspolitik.

Auch das Abstimmungssystem ist nicht nach dem Gleichheitsprinzip organisiert, sondern nach den Kapitalanteilen berechnet. Die Verteilung ist in der Statistik wenig überraschend. Die größten Anteilseigner mit dem entsprechend größten Stimmrecht sind die USA mit 16,47, Japan mit 6,14 und China mit 6,07. Die anderen sieben großen Anteilseigner sind Deutschland, Frankreich, England, Italien, Indien Russland und Brasilien. Damit sind die größten Volkswirtschaften auch die größten Anteilseigner. Doch die Globalisierung verändert dieses Kräftegleichgewicht. Durch ein sich stetig ändernden Markt, verändert sich auch die Wirtschaftskraft der einzelnen Staaten, die zeigt sich sehr deutlich am Beispiel von China. Hatte die Volksrepublik 2009 nur 2,93 Sitze, hat sich der Anteil der Stimmen um 107 Prozent erhöht. Während andere Länder, wie Deutschland, Italien und die USA Stimmanteile verloren haben. Doch hat dies noch geringe Auswirkungen auf die Entscheidungen des IWF. Es werden 85% aller Stimmen benötigt, um eine Entscheidung zu treffen, damit lassen sich Beschlüsse sehr einfach blockieren.
(Quelle: http://www.dw.de/image/0,,16283964_401,00.jpg)

Normen und Werte

Normen und Werte sind ein zentraler Bestandteil unseres Zusammenlebens. Sie sind jedem Mitglied einer Gesellschaft bekannt und es gibt Anleitungen für das „richtige“ Verhalten. Mitglieder, die gegen diese Normen verstoßen werden von anderen Mitgliedern sanktioniert, sei es durch das Gesetzt oder in weniger schweren Fällen durch das Ignorieren des Gegenübers. Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Vorstellungen hervorgebracht und sie unterscheiden sich von Land zu Land. Daher ist es überraschend, dass die Globalisierung Einfluss darauf nimmt. Doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Globalisierung diese alten Werte- und Normensysteme verändert. Zum Beispiel die amerikanische Filmindustrie verkauft weltweit ihre Produkte. Dabei wird nicht nur Unterhaltung verkauft, sondern es werden auch amerikanische Werte und Normen, wie Vorstellungen vom Glück oder Statussymbole, verbreitet und vom Konsumenten assimiliert bzw. verinnerlicht. Doch auch andere Normen werden derzeit, vor allem aus der westlichen Hemisphäre, exportiert.

Ein Beispiel ist der Corruption Perception Index (CPI) von Transparency Deutschland bzw. International. Es listet Länder in einem Ranking nach der Wahrnehmung von Korruption bei Amtsträgern und Politkern auf. Insgesamt sind 178 Länder aufgelistet. Von insgesamt zehn Instituten werden Umfragen und Untersuchungen verwendet, unter anderen Umfragen von Risiko-Agenturen, subjektive Umfragen von Geschäftsleuten und Umfragen von Organisationen, wie des World Economic Forum. Dabei werden Staatsbürger der betroffenen Länder im In- und Ausland befragt. Damit ein Land in das Ranking aufgenommen werden kann, müssen mindestens drei Umfragen oder Untersuchungen vorliegen. Den Ländern werden dabei Punkte, entsprechend der Auswertung der Daten, zugeordnet. Diese Werte liegen auf einer Skala von null bis zehn. Wobei zehn für keine Korruption und 0 für die größtmögliche Form von Korruption steht. Nach dem Ergebnis des letzten Index von 2012 sind Dänemark, Finnland und Neuseeland am wenigsten von Korruption betroffen, wogegen das korrupteste Land Somalia ist. Deutschland befindet sich auf den 13. Platz. Der Rang eines Landes im CPI ist nur begrenzt aussagefähig.

Durch die Fluktuation der Länderzahl im Index kann sich die Position eines Landes im Ranking verändern, obwohl es keine Fort- oder Rückschritte bei der Korruptionsbekämpfung gemacht hat. Die Frage, ob Korruption mit Hilfe von Rankings dargestellt werden kann ist schwer zu beantworten. Transparency möchte die Gesellschaft für Korruption sensibilisieren und dieses Thema regelmäßig ins kollektive Gedächtnis rufen. Insofern erfüllen die Rankings ihren Zweck, denn dessen Veröffentlichung führt immer zu einem breiten Medienecho. Transparency sieht die Ergebnisse ihrer Studien als unfehlbar. Sie sagen zwar, dass das letzte Land im Ranking nicht unbedingt das korrupteste Land weltweit ist, jedoch nur weil einige Länder nicht enthalten sind. Doch es muss kritisch angemerkt werden, dass die Wahrnehmung der Befragten durch aktuelle Geschehnisse beeinflusst wird, wie einem skandalösen Korruptionsfall. Auch werden Regionale Eigenheiten nicht genügend beachtet. In einigen Ländern ist es üblich bei Anfragen, Besuchen und Bitten Geschenke mitzubringen. Dies wird von Transparency International aber als Korruption betrachtet. Damit wird die westliche Vorstellung von Korruption auf andere Länder übertragen. Gleichzeitig näheren sich diese Ländern der europäischen und amerikanischen Vorstellung an, damit ihre Wettbewerbschancen steigen.
(Quelle: http://cpi.transparency.org/cpi2012/results/)

Fazit

Die Globalisierung ist ein komplexer Prozess, der sich nur schwer darstellen lässt. Nur seine Auswirkungen können untersucht und wahrgenommen werden. Dabei können Statistiken ein Hilfsmittel sein. Es zeigt sich, dass die Wirtschaft einer der wichtigsten Träger der Globalisierung ist, die von ihr profitiert und sie beeinflusst. Dadurch ist sie im höchsten Maße dynamisch, was sich vor allem durch die Annäherung von Ländern der Dritten Welt an die westlichen Industrienationen zeigt. Doch Beeinflusst die Globalisierung nicht nur die Wirtschaft, sondern das tägliche Leben. Die Verbreitung einer eurozentrischen Sicht von Korruption, ist nur eines von vielen Beispielen. So sind auch die Ergebnisse des arabischen Frühlings die Folge von Globalisierung und wird auch selbst die Globalisierung beeinflussen.

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