Globalisierung in Slowenien

Einst Teil der Monarchie Österreich-Ungarn, danach Provinz des Königreichs Jugoslawien und noch später Teilrepublik von Titos Jugoslawien, scheint Slowenien heute endlich bei sich selbst angekommen. Spätestens seit Maribor (deutsch: Marburg an der Drau) im Jahre 2012 Kulturhauptstadt Europas war, richteten sich mehr und mehr Blicke nach Slowenien. Die Amtssprache des Landes ist slowenisch, die Hauptstadt Ljubljana mit knapp 280.000 Einwohnern zugleich größte Stadt des Landes liegt zentral und ist berühmt für seine Architekturdenkmäler und die gut erhaltene Innenstadt. Slowenien, 1991 gegründet, grenzt im Norden an Österreich und weiter nordöstlich an Ungarn, im Westen an Italien und die Adria (mit 47 Kilometern Küstenlinie) und im Osten an Kroatien. Slowenien trat am 1. Mai 2004 der Europäischen Union bei und am 1. Januar 2007 wurde die Währung von Tolar auf Euro umgestellt. Schon lange hat das Land den Übergang von der sozialistischen Planwirtschaft zur kapitalistischen Marktwirtschaft beispielhaft gemeistert.

Die Globalisierung am Beispiel der Landwirtschaft

Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen, vor allem auch der Tourismus sind die tragenden Säulen der slowenischen Wirtschaft. Mit dem Erreichen der Unabhängigkeit Sloweniens bereinigte sich der Markt, auch in der Landwirtschaft, und zwar merklich. Die Quantität der landwirtschaftlichen Betriebe sank, aber die Qualität der verbliebenen bzw. neu gegründeten Unternehmen stieg rasant an. Der bisherige innerstaatliche jugoslawische Absatzmarkt brach ab etwa 1990 zusammen und die Konkurrenz, vor allem nun innerhalb der neuen Europäischen Union nahm stark zu. Alles musste sich neu (er-)finden und war eine Übung erzwungen im Zuge der Globalisierung. Aber der Beitritt zur EU stellte sich als vorteilhaft heraus. Denn in benachteiligte landwirtschaftliche Gebiete flossen alsbald von der EU als Hilfe bereitgestellte Gelder und die drohende Verödung ganzer Landstriche konnte nicht nur abgewendet werden, sondern diese Gebiete – vor allem im Bereich des Weinbaus und der Viehzucht- stellen heute wieder „Klasse statt Masse“ dar und können teilweise an längst vergangene habsburgische Zeiten anknüpfen.

So gesehen brachte die Globalisierung den Glanz der alten Tage wieder. Was speziell den Weinbau anbelangt, so hat sich mittlerweile eine sehr lebendige junge Anbau-Szene in Slowenien etabliert, die sich einen Namen mit hervorragenden weißen Rebsorten macht und preisgekrönte Weine hervorbringt. Überragende Sauvignon Blancs und Merlots kommen heutzutage aus Slowenien, das nicht einmal so groß wie Hessen ist. Sogar ausländische Winzer, so etwa aus Österreich, investieren in Slowenien und erwerben Weinberge für ihren eigenen Anbau. Ansonsten sind ausländische Investoren die Ausnahme, denn Slowenien hat bewusst auf den Aufstieg aus eigener Kraft gesetzt und auf fremdes Kapital verzichtet. Der Erfolg gibt dem Land recht, viele Betriebe sind heute in der Hand der Belegschaften und nicht in der internationaler Konzerne. Der Bezug zur nationalen Ökonomie blieb so erhalten.

Slowenien war gut gerüstet für die Globalisierung

Als der Umbruch kam, war Slowenien stark und gut gerüstet, denn es hatte bessere Startbedingungen als manch anderes Land Osteuropas: es war wirtschaftlich vergleichsweise stabil, hatte eine geringe Arbeitslosigkeit und solide Staatsfinanzen. Slowenien hatte schon vor der Marktöffnung und dem Beitritt zur Europäischen Union viel nach Westeuropa exportiert, somit ist die Exportwirtschaft die größte Stütze des Landes. Heute herrscht relativer Wohlstand in Slowenien vor und das Ausleben der slowenischen Kultur und Sprache ist wieder möglich, auch dank des Wohlstandes der Bevölkerung. Mitglieder von Minderheiten (Serben, Kroaten, Bosniaken, Italiener, Magyaren, sowie ein paar wenige Deutsche und Österreicher) leben friedlich in Slowenien zusammen und genießen die Ausbeute jahrelanger Anstrengungen, die Lebensqualität zu erhöhen. Die Lebenserwartung beträgt heute 79,4 Jahre (Quelle: Weltbank), die damit den höchsten Wert unter den neuen EU-Mitgliedsländern darstellt. Globale Vernetzung und kulturelle Vielfalt ergänzen sich heute wo sie früher spalteten. Ein Erfolg, der nicht hoch genug bewertet werden kann. Und doch plant man weiter die Erfolgsgeschichte des Landes fortzusetzen für kommende Generationen.

Neue Technologien sind die Zukunft

An der Gestaltung der Zukunft wird fleißig gearbeitet. Damit es dem Land weiterhin so gut geht, will man sich nun doch sanft für ausländische Investoren öffnen. Denn sie versprechen einen unschätzbaren Vorteil: sie sollen neue Technologien in das Land bringen, um es wettbewerbsfähiger zu machen. Ein Beispiel aus der Textilbranche zeigt, wie es gelingen kann. Eine Textilfabrik schneidert schon heute für Luxusmode-Hersteller aus Westeuropa zu wettbewerbsfähigen Preisen. Die Qualität überzeugt die Auftraggeber und die einheimischen Angestellten sind sehr gut ausgebildet und qualifiziert. Das Know-how aus diesen Auftragsarbeiten wird aber auch genutzt, um eigene Entwürfe made in Slowenien zu kreieren und ganze Kollektionen unter eigenem Namen zu vermarkten.

Die Technologien von Investoren aus dem Ausland zahlen sich doppelt aus, denn heute kann selbst ein kleines Land wie Slowenien sein Kapital in andere Länder, zum Beispiel auf dem Balkan investieren, um hier ein Gewinner der Globalisierung zu sein. Und zwar ein Gewinner, der es aus eigener Kraft geschafft hat, ein Stück vom großen Globalisierungs-Kuchen auf seinen Teller zu legen. Für die kommenden Jahre erwartet man ein steigendes Bruttoinlandsprodukt, dafür wurden Sparprogramme aufgesetzt und eine entsprechende Wachstumspolitik verabschiedet.

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