Globalisierung in Tansania

Das ostafrikanische Land Tansania hat großes Potential. Als eines der afrikanischen Länder mit politischer und wirtschaftlicher Stabilität ist es für ausländische Investoren mit wenig Risiko behaftet. Dazu kommt, dass Tansania über einen nicht unerheblichen Reichtum an Bodenschätzen verfügt. Die Güter aus landwirtschaftlicher Produktion in Tansania reichen theoretisch aus, um die Bevölkerung eigenständig zu versorgen. Natürlich ist dies nicht der Fall, weil Tansania sowohl mit seinen Nachbarländern als auch mit Europa und Asien in regen Handelsbeziehungen steht. Ungünstig auf die ökonomische Lage Tansanias wirken sich die innenpolitische Situation und die noch immer stark vorhandene Korruption aus. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Ökonomie Tansanias in eine liberale Richtung entwickelt und die Auswirkungen der Globalisierung sind hier vielfach zu spüren. Dies erschwert die optimale Ausnutzung der positiven Aspekte.

Entwicklung Tansanias

Seit ungefähr der Mitte der 1980er Jahre gab Tansania nach und nach dem Druck der Weltbank und des internationalen Währungsfonds IWF nach und trieb einen Reformkurs in Richtung einer freien Marktwirtschaft voran. Die internationalen Finanzinstitutionen machten Investitionen und Leihgaben ihrerseits davon abhängig, dass Tansania seinen Außenhandel liberalisieren und die Zölle senken sollte. Zudem wurden Forderungen nach der Privatisierung verschiedener staatlicher Unternehmen geäußert. Tansania reagierte auf diesen Druck von außen und leitete zahlreiche Maßnahmen zur Liberalisierung ein. Die führte zunächst zu einem Wirtschaftswachstum und zu einer sinkenden Inflationsrate. Der Markt, vor allem von der makroökonomischen Seite her betrachtet, stabilisierte sich und Tansania konnte sich über zahlreiche Investitionen aus dem Ausland sowie einen deutlichen Anstieg des Exports freuen. Dies klingt zunächst nach einem enormen Fortschritt, aber wenn man sich die Situation der Bevölkerung näher anschaut, dann ist bei den normalen Bürgern Tansanias wenig von diesen positiven Auswirkungen der Globalisierung angekommen. Noch immer leben mehr als ein Drittel der Bewohner mit einem Einkommen, das unterhalb der Armutsgrenze anzusiedeln ist und zwischen 1990 und 2003 hat sich die Zahl auch nur um etwa 3 Prozent verringert. Es gibt also nur ganz langsame Fortschritte, was die Lebensqualität der Bevölkerung betrifft und die Schere zwischen Arm und Reich klafft heute sogar noch weiter auseinander, als in den 80er oder 90er Jahren. Einige wenige haben also von der Globalisierung profitiert.

Tansanias Wirtschaft

Auch global betrachtet ist zu bemerken, dass der Anteil Tansanias am Welthandel noch immer nur etwa 0,1 Prozent beträgt, was für ein Land dieser Größe mit den gegebenen natürlichen Ressourcen eher eine schlechte Bilanz ist. Dank der Liberalisierung der Märkte sind die Exporte und damit die Einnahmen durch Exporte deutlich gestiegen; sie haben sich zwischen 1995 und 2005 innerhalb von zehn Jahren verdreifacht. Aber im gleichen Maße haben sich die Importe und die Ausgaben für importierte Güter ebenfalls nach oben hin entwickelt und die Importe übersteigen die Exporte noch immer um das Doppelte. Gegenüber 2,1 Milliarden US Dollar Exporteinnahmen in 2007 stehen 4,6 Milliarden Importausgaben im selben Jahr. Tansania ist also in Zeiten der Globalisierung noch immer sehr abhängig vom Ausland und nimmt Kredite und Hilfsleistungen an. Auch eine Teilentschuldung konnte den Schuldenberg nicht merklich verringern.

Das Hauptproblem der Exporte Tansanias ist die Tatsache, dass die meisten Güter noch immer in unverarbeitetem Zustand exportiert werden und der größte Teil der Wertschöpfungskette also außerhalb des Landes abläuft. Etwa zwei Drittel der Exporteinnahmen werden durch landwirtschaftliche Waren erzielt. Die Landwirtschaft ist in Tansania für 80% der Bevölkerung die Lebensgrundlage. Landwirtschaftliche Produkte sind den Schwankungen der Weltmarktpreise unterlegen, die gerade in diesem Sektor oft sehr stark sind. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist das Klima, denn ein Dürrejahr oder eine Plage kann schnell gravierende Einbrüche in der Produktion nach sich ziehen. Eines der Ziele der Regierung ist es daher, die Palette der zu exportierenden Güter auszuweiten und vor allem auch daran zu arbeiten, veredelte und verarbeitete Produkte zu verkaufen. Nur so kann das Risiko verringert und die Gewinnspanne vergrößert werden. Industrieprodukte werden zwar auch exportiert, aber sie machen nur 17% der Exporte aus. Die Industrie wächst und soll noch stärker ausgebaut werden. Auch in der Dienstleistungsbranche und vor allem im Tourismus sind noch große Wachstumspotentiale auszuschöpfen. Die Globalisierung kann hier zu einer positiven Wendung genutzt werden.

Globalisierung als Herausforderung

Obwohl Tansania stark von der Landwirtschaft abhängig ist, gibt die Regierung verhältnismäßig wenig Geld für diesen Sektor aus. Viele tansanische Produkte finden kaum den Weg nach Europa, weil die europäische Union hohe Subventionen für die eigene Landwirtschaft ausgibt. Es ist also teilweise sehr schwer für die tansanischen Händler, ihre Produkte auf dem Weltmarkt zu platzieren. Die Firmen, die sich in Tansania angesiedelt haben und in die die tansanische Regierung große Hoffnungen gesetzt hat, ziehen ihre Gewinne oftmals ins Ausland ab und tragen so nur wenig zu Verbesserungen im Land bei. Zwar schaffen sie Arbeitsplätze aber die tätigen vielfach nicht die erhofften weiterführenden Investitionen.Tansania hat die Steuern und Abgaben für ausländische Investoren gesenkt, um Investoren ins Land zu holen, aber nun fließen die Gewinne zu weiten Teilen ins Ausland, ohne dass die Regierung etwas dagegen tun kann. Problematisch wird es hingegen für tansanische Betriebe, die nicht von den Maßnahmen profitieren, die dazu geschaffen wurden, um ausländische Investoren anzulocken. Es wird kaum etwas unternommen um kleine und mittelständische nationale Betriebe zu ermutigen, was für die Wirtschaft sicherlich einen Aufschwung bringen könnte.

Im Zuge der Privatisierung von staatlichen Betrieben wurden stellenweise Fehler gemacht, die heute zu Problemen führen. So wurde zum Beispiel die Wasserversorgung der Millionenstadt Dar Es Salam auf Drängen der Weltbank im Jahr 2002 durchgeführt. Zahlreiche Arbeiter wurden entlassen und die Wasserkosten für die Bevölkerung sind gestiegen. Zudem ließ die Qualität des Wassers schnell nach und die Zustände waren nach drei Jahren so schlecht, dass die Regierung sich 2005 wieder selbst der Wasserversorgung annahm, um eine hygienische Katastrophe zu verhindern. Eine Reihe von Prozessen um Schadenersatz wurde geführt: der Staat gegen den privaten Betreiber und umgekehrt. Dem tansanischen Staat wurde eine Entschädigung zugesprochen und die Weltbank geriet mit ihrem beliebten Heilmittel für marode Volkswirtschaften, der Privatisierung in die Kritik.

Obwohl Tansania ein recht stabiles Land ist, das Bodenschätze hat und wirtschaftlich gesehen recht konstant wächst, gehört es noch immer zu den ärmsten Ländern der Erde. In den Städten haben viele Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituation der Menschen gegriffen, aber die Landbevölkerung hat noch immer mit einer enormen Unterversorgung an Bildung, medizinischer Versorgung und zum Beispiel auch Trinkwasser zu kämpfen. Hier ist auch ein Umdenken von Seiten der privilegierten Länder gefordert, um einen Weg zu finden, wie auch Tansania von der Globalisierung profitieren kann.

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