Globalisierung in Österreich

Bei der Globalisierung handelt es sich um den Vorgang der Vernetzung in allen denkbaren Bereichen wie Politik, Tourismus, Wirtschaft, Kultur, Umwelt usw., die sich zunehmend über die gesamte Welt erstreckt. Diese immer dichter werdenden Verflechtungen der globalen Beziehungen finden auf der Ebene von Staaten, Institutionen, Gesellschaften und Individuen statt. Als entscheidende Ursachen dafür werden einerseits der technische Fortschritt mit all seinen Errungenschaften, beispielsweise die Transport– und Kommunikationstechnologien, andererseits sämtliche politische Entscheidungen im Bezug auf die Liberalisierung des globalen Handels genannt.

Der Globalisierungsindex der KOF

Wie in sämtlichen Ländern der Erde ist auch Österreich ein Teil dieser stark ausgeprägten internationalen Entwicklung. Laut Österreichs Betriebsansiedlungsagentur ABA-Invest in Austria befand sich Österreich 2011 im Globalisierungsindex der Konjunkturforschungsstelle (KOF), erstellt von der ETH Zürich, bei dem das Globalisierungsniveau von 208 Ländern erhoben wurde, nach Belgien und vor den Niederlanden auf Platz Zwei. Der Grund dafür sei, so René Siegl in seiner Funktion als Geschäftsführer von ABA-Invest in Austria, dass gerade die kleineren Länder am intensivsten Kontakt mit der restlichen Welt suchen – was aus ökonomischer Sicht nachvollziehbar wäre, weil: „Für viele Unternehmen der heimische Markt bereits zu klein ist und die betreffenden Betriebe nur dann mehr produzieren und so weiter wachsen können, wenn sie exportieren.“ Was den wichtigsten Faktor für eine gelungene internationale Vernetzung, nämlich den wirtschaftlichen Aspekt, betrifft, werden mittels Globalisierungsindex einerseits die bereits existenten Investitions- und Handelsströme ermittelt, andererseits aber auch, wie stark sich Staaten aufgrund von Kontrollen nach außen hin gegen den Rest der Welt abschirmen. Die soziale Dimension gibt Auskunft über den Grad der Verbreitung von Ideen und Informationen, die Menge an persönlichen Kontakten sowie die Intensität kultureller Nähe. Im Bezug auf die politische Globalisierung spiegelt der KOF-Index den politischen Zusammenhalt zwischen den Ländern wider.

Österreich als traditionell nach außen orientierter Wirtschaftsraum

Ungeachtet der Tatsache, dass die wirtschaftliche und soziale Komponente der weltweiten Verdichtung durch die Wirtschaftskrise im Jahr 2008 einen Dämpfer erhielt, schritt die politische Globalisierung unvermindert voran und auch Österreich setzte weiterhin verstärkt auf die internationale Vernetzung und den Beziehungsaufbau mit den anderen Ländern dieser Erde. Als Teil einer multipolaren Welt geht man aufgrund der geografischen Verstreutheit sämtlicher Ressourcen von einer aktiven Neuorientierung vor allem im wirtschaftlichen Bereich aus. Österreich gilt als traditionell nach außen orientierter Wirtschaftsraum, weshalb regionale und Grenzen auch in Zukunft immer mehr an Bedeutung verlieren. Im Zuge dieser Entwicklung werden sich auch die Beschaffungs- und Absatzmärkte immer mehr erweitern.

Die Einbettung Österreichs in globalwirtschaftliche Zusammenhänge konzentriert sich hierbei, so heißt es in einem Bericht der Österreichischen Nationalbank, auf die wesentlichen Bereiche Güterhandel, Tourismus und internationale Finanzen und deren Verflechtungen im Bezug auf Kreditbeziehungen, Wertpapiermärkte und Direktinvestitionen.

Güterhandel und Tourismus

Der Warenhandel ist nach wie vor – trotz der wachsenden Bedeutung des Sektors der Dienstleistungen – ein treibender Motor der Globalisierung. Kleine Länder wie Österreich haben aufgrund des beschränkten nationalen Marktes überdurchschnittlich viele Handelsbeziehungen und -vernetzungen mit dem Ausland. Die internationalen Geschäfte haben vor allem durch den EU-Beitritt inklusive Teilnahme an der Währungsunion sowie die Ostöffnung stark zugenommen und sich dadurch intensiviert. Außerhalb der EU stellen die Transaktionen mit den USA als weltweit größte Volkswirtschaft die wichtigste Handelsbeziehung Österreichs dar, auch wenn diese unmittelbare außenwirtschaftliche Bedeutung definitiv hinter jener der europäischen Partner liegt. Der asiatische Markt spielt für Österreich derzeit lediglich ebenfalls eine nachrangige Rolle, obwohl bereits Ansätze existieren, sich in diesem wichtigen Wachstumsmarkt zu etablieren. Doch auch die Chancen, die Asien bietet, müssen noch besser genutzt werden.

Als populärste Form der weltweiten Verflechtungen gilt der internationale Tourismus – innerhalb von 40 Jahren hat sich die Nachfrage an Urlauben und Reisen rund um den Globus verfünffacht. Die Reichweite ist größtenteils auf die Nachbarländer beschränkt – trotz beständiger Bewerbung von Fernreisezielen -, wobei Italien vor Deutschland favorisiert wird. Umgekehrt sind die wichtigste Gästegruppe für österreichische Tourismusunternehmen deutsche Urlauber. Eine weiterhin wichtige Rolle spielen allerdings alle „ursprünglichen“ EU-Länder, auch wenn die „neuen“ zunehmend an Bedeutung gewinnen. Und auch Österreich wird zunehmend von Gästen aus den „neuen“ EU-Mitgliedsländern besucht, was einen noch kleinen, aber stetig wachsenden Markt darstellt – vor allem Geschäftsreisen und Tagesausflüge inklusive Shoppingbummel werden sich vermutlich weiter häufen. Die USA sind in Österreich mit einem bis zwei Prozent Nächtigungsanteil immer noch stark unterrepräsentiert, der Anteil von Touristen aus Asien ist ein klein wenig gewachsen – in beiden Fällen gilt es dennoch aufzuholen.

Wertpapiermärkte

Die internationale Bedeutung Österreichs nimmt spiegelbildlich zur realwirtschaftlichen Globalisierung des Landes auch im Bereich Finanzen stetig zu. Der Internationalisierungsgrad des Landes – errechnet aus der Summe aller grenzüberschreitenden Verpflichtungs- und Forderstände, ausgedrückt in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) – betrug etwa 1995 noch 150 Prozent und hat sich seither auf mehr als 300 Prozent verdoppelt. Als dafür ausschlaggebende Komponente gilt die Entwicklung der österreichischen Wertpapierbestände. Eine noch stärker ausgeprägte Auslandsverflechtung können Länder wie Belgien, Niederlande, Irland oder Großbritannien aufweisen, eine wesentlich schlechtere beispielsweise Italien, Griechenland und Spanien. Zu bemerken ist auch, dass der Internationalisierungsgrad des Euroraums mit rund 250 Prozent weit höher liegt, als jener der USA mit etwa 155 und Japan mit ca. 125 Prozent.

Direktinvestitionen

Am Sektor Finanzen wurde das Wort „Direktinvestitionen“ aufgrund des in den späten Neunzigern aufgekommenen Booms an Firmenzusammenlegungen geradezu als Synonym für die Globalisierung verwendet – die Relation BIP zu Direktinvestitionsvolumen stieg laut United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) in Österreich seither um 10 Prozent jährlich, während im Vergleich dazu das Wachstum Welt-BIP in US-Dollar im Schnitt lediglich ein Wachstum von 5 Prozent verzeichnen konnte. Die Globalisierung Österreichs mittels Direktinvestitionen hatte dabei seinen Schwerpunkt vorerst in Deutschland, mittlerweile konzentrieren sich die Investitionen Österreichs unter anderem auf die Länder in Südosteuropa. Nach wie vor ist allerdings die USA das bedeutendste Zielland von Direktinvestitionen und gleichzeitig auch der größte Investor, auch wenn die Nation, was Österreich betrifft, eine eher kleine Rolle spielt, ebenso wie Asien – österreichische Auslandsengagements sind in Thailand, China, Indien, Indonesien, Malaysien und Hongkong zu finden, bei den Direktinvestitionen treten hauptsächlich die Golfstaaten und Japan in Erscheinung.

Hinsichtlich der Wertpapiermärkte ist in den späten 1970ern für Europa das Zeitalter der Sekuritisation angebrochen, seither fließt regelmäßig Kapital über das Instrument Wertpapier ohne Umweg über die Bank vom privaten Investor zum ebenfalls privaten Schuldner. Seither wird nicht nur der österreichische Markt in Anspruch genommen, sondern man intensiviert auch grenzüberschreitende Aktivitäten und machte dort gute Umsätze, was wiederum das Interesse ausländischer Investoren steigerte. Die Einführung des Euro verlieh dieser Entwicklung dann einen weiteren Internationalisierungsschub, die Hauptakteure sind dabei die so bezeichneten institutionellen Anleger, also Pensionskassen, Versicherungen und Investmentfonds, und die Banken, die für über 90 Prozent aller Neuveranlagungen stehen. Bei den Beständen ausländischer Wertpapiere handelt es sich zu etwa 80 Prozent um Forderungen gegenüber EU-Ländern – auch hier spielen die USA und Asien nur eine kleine Rolle.

Kreditverkehr

Österreichs Globalisierung zeigt sich außerdem auch in der Entwicklung des Kredit-Kapitalverkehrs sowie bei den Einlagen. Relevant ist dabei sind die Auslandsgeschäfte der Banken – das Volumen der grenzüberschreitenden Kredite und Einlagen erhöhte sich seit Mitte der 1990er weltweit um mehr als 60 Prozent. Auch hier sind wiederum die finanziellen Vernetzungen mit Deutschland von großer Bedeutung, danach folgen die Geschäfte mit den restlichen EU-Ländern – die Einführung der gemeinsamen Währung hat trotz der Präsenz heimischer Tochterbanken in den EU-Mitgliedsstaaten den internationalen Kreditbeziehungen eine neue Dynamik verliehen. Der Kreditverkehr mit den USA und Asien spielt dabei für Österreich kaum eine Rolle.

Zurück zur Hauptseite: Länder
Permalink dieser Seite zur Zitation auf Webseiten & in Hausarbeiten: