Globalisierung in Dominica

Laut dem „KOF Globalization Index“ (2010) befindet sich die Inselrepublik Dominica auf Platz 135 der in dieser Liste aufgeführten Länder. Dieser Index bemisst die Globalisierungsrate eines Landes anhand von politischen, ökonomischen und sozialen Faktoren, die sich am konkreten Beispiel bei einem Ranking von 45,80 ansiedelt. Dieser Wert ist, gemessen an anderen Nationen in der Liste eher niedrig. Woher diese Einstufung rührt, zeigt sich bei einem näheren Blick auf die drei Einstufungsfaktoren.

Politik und Globalisierung

Dominica erklärte im Jahr 1978 seine Unabhängigkeit von Großbritannien. Die ehemalige Kolonie ist wird seither als parlamentarische Republik mit einem Einkammernparlament verwaltet und stellt eine der wenigen Republiken der karibischen Inselgemeinschaft dar. Dominica ist kein Mitglied des „Commonwealth Realm“ und erkennt somit die britische Krone nicht mehr als offizielles oder inoffizielles Staatsoberhaupt an. Allerdings ist der Inselstaat Teil des „Commonwealth of nations“, der einen Großteil der ehemaligen britischen Kolonialgebiete in einem Staatenbund zusammenfasst. Als Teil der Organisation „Organisation internationale de la Francophonie“ (kurz „La Francophonie“) ist die am häufigsten gesprochene Erst- oder Umgangssprache auf Dominica Antillen-Kreolisch, eine auf der französischen Sprache basierende Kreolsprache. Die offizielle Amtssprache ist allerdings Englisch.

Außerdem ist die Inselrepublik Teil der Vereinigungen „Caribbean Community (CARICOM)“, die unter anderem die Auslandspolitik der Karibikstaaten koordiniert, und der „The Organisation of Eastern Caribbean States (OECS)“, die sich mit den Fragen der wirtschaftlichen Harmonisierung sowie der Einhaltung der Menschenrechte beschäftigt. Zwischen der U.S. Army und Dominica existiert außerdem ein bilaterales Immunitätsabkommen, für Fragen, die den „Internationalen Strafgerichtshof“ beschäftigen. Im Januar 2008 wurde ein Abkommen zwischen Dominica und der „Bolivarian Alliance for the Peoples of Our America (Spanisch: Alianza Bolivariana para los Pueblos de Nuestra América, oder ALBA)“ geschlossen. Bei dieser Vereinigung handelt es sich um eine Interessensgemeinschaft zwischen den Staaten Südamerikas und denen der Karibik, die soziale, ökonomische und politische Interessen zwischen den ihr angehörenden Nationen vertritt.

Wirtschaft und Globalisierung

Nach einer Beinahe-Finanzkrise in den Jahren 2003 und 2004 erholte sich Dominicas Wirtschaft in den Folgejahren scheinbar von diesen finanziellen Schwierigkeiten. Tourismus, Bauwesen und die verschiedenen Tätigkeitsfelder im Bereich der Bananenindustrie brachten 2006 den erhofften Wirtschaftsaufschwung. Leider zerstörte Hurrikan Dean im Jahr 2007 einen Großteil der Bananenernte und richtete verheerende Schäden an wichtiger Infrastruktur an. Das katastrophale Ausmaß dieses Ereignisses hatte zur Folge, dass sich Dominica im Jahr 2008 mit einem der niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen der ostkaribischen Staaten konfrontiert sah. Außerdem liegt die Arbeitslosenrate bei etwa 20%.

Gegenmaßnahmen werden in erster Linie von der Europäischen Union getroffen, die die Inselrepublik mit ihrem Förderprogramm „Eco-Tourism Development Programme (ETDP)“ unterstützt und ökologisch wertvolle Tourismusprogramme etablieren möchte. Der Wirtschaftszweig des Tourismus wuchs auf Dominica traditionell schon in der Vergangenheit etwas langsamer als auf anderen Inseln im karibischen Raum. Gründe dafür sind unter anderem die durch starke vulkanische Aktivität geprägte Landschaft und das fast gänzliche Fehlen von klassischen Badestränden. Bei Geschäftspartnern ist Dominica dafür umso beliebter, bietet es nicht nur die Möglichkeit für Unternehmen, sich steuerfrei auf der Insel niederzulassen, sondern auch die Option der „economic citizenship“ für all jene, die einen gültigen Zweitpass suchen und sich dafür an der Wirtschaft des Landes beteiligen wollen. Diese Entwicklungen und das Stillschweigen über steuerfrei angesiedelte Geschäftspartner (eine Kommunikationsvereinbarung besteht nur mit Polen) führten dazu, dass sich Internetfirmen vermehrt auf Dominica eine geschäftliche Niederlassung einrichteten.

Neben diesen Geschäftszweigen begann die Regierung nach 2008 damit, auch den landwirtschaftlichen Sektor vermehrt zu fördern. Die Produktion von Kaffee, Patschuli, Aloe Vera, Schnittblumen und exotischen Früchten wie Mango Guave und Papaya trägt nun ebenso zur wirtschaftlichen Entwicklung bei wie kleinere Erfolge im Exportgeschäft (zum Beispiel Seifen). Dominica profitiert überdies noch von dem Abkommen „Caribbean Basin Initiative (CBI)“, das für manche Produkte zollfreien Warenverkehr in die Vereinigten Staaten von Amerika ermöglicht.

Soziales und Globalisierung

Auf Dominica leben circa 72.000 Menschen. Generell ist eine Abwanderung in die USA, nach Kanada oder andere Karibikstaaten festzustellen, weswegen die Wachstumsrate lediglich 0,184 Prozent beträgt. Der „Ständige Ausschuss für geographische Namen (StAGN)“ legte fest, dass die offizielle Bezeichnung für die Einwohner Dominicas „Dominicaner“ beziehungsweise „Dominicanerinnen“ lauten soll. Dominicas Kultur wurde stark von den ehemaligen Kolonialmächten geprägt, die zur Zeit der Kolonialisierung Sklaven aus Afrika nach Dominica brachten. Das heute herrschende multikulturelle Bild der Insel wird auch maßgeblich durch die „Kariben“ genannten Ureinwohner geprägt, die auf einem eigenen Territorium leben und zum Beispiel ihre eigenen Oberhäupter wählen. In jedem Gebiet von Dominica sind Gesang und Tanz wichtige Bestandteile der kulturellen Identität und so fand im Jahr 2011 das „World Creole Music Festival“ auf Dominica statt. Dieses Festival wurde am 3.November, also am Tag der Unabhängigkeitserklärung von Dominica gegenüber Großbritannien, eröffnet und markierte gleichzeitig den Auftakt zu den 2008 stattgefundenen Feierlichkeiten zur 30jährigen Unabhängigkeit des Landes.

Dominica wird oft als Gesellschaft bezeichnet, die sich vom Kollektivismus zum Individualismus hin entwickelt. Mit wachsender Wirtschaft, internationalen Geschäftsbeziehungen und gleichzeitig einem Schwinden der Wichtigkeit der Landwirtschaft tendiert das „moderne“ Dominica klar in die individualistische Richtung. Das Streben nach internationalem Gehör wurde bisher am wirksamsten durch die Literatur umgesetzt. Die berühmte Autorin Jean Rhys, die ursprünglich Dominicanerin ist, beschrieb die vielfältigen Seiten ihrer Heimat in ihrem Werk „Wide Sargasso Sea“. Phyllis Shand Allfrey, eine befreundete Autorin und politische Aktivistin, siedelte die Handlung ihres 1954 erschienen Romans „The Orchid House“ ebenfalls auf der Insel an.

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