Globalisierung in Brunei

Brunei ist im Hinblick auf die Globalisierung ein zweischneidiges Schwert. Einerseits hat sich das Land lange abgeschottet, vor allen Dingen, um illegale Einwanderungen zu verhindern, auf der anderen Seite ist die Bevölkerung wohlhabend und äußerst interessiert am westlichen Lebensstil. Auch für Investoren und Unternehmen hat das Land, das sich in den letzten Jahren immer mehr geöffnet hat, viele Vorteile.

Auf dem luxuriösen Weg zur Globalisierung

Diese Entwicklung zur vollständigen Globalisierung zeigt sich wohl am besten im KOF Globalisierungsindex 2011, in dem vorgestellt wurde, in welchen Staaten die Globalisierung wie weit fortgeschritten ist. Hier ist Brunei der absolute Aufsteiger, innerhalb nur eines Jahres konnte das Land 38 Plätze gut machen. Den Reichtum verdankt das Sultanat den zahlreichen Erdöl- und Erdgasvorkommen. Dabei liegt die gesamte Förderung allerdings in der Hand einer Firma und an dieser ist der Staat mit 50% selbst beteiligt. Auf diese Art und Weise sollte lange Zeit verhindert werden, dass andere Staaten das Land ausschöpfen und fremde Firmen an den heimischen Bodenschätzen profitieren. Diese werden allerdings immer geringer, sodass das Land mittlerweile den Tourismus zu einem weiteren profitablen Wirtschaftszweig ausgebaut hat. Immerhin sollen gerade die Erdölvorkommen bereits 2015 fast völlig erschöpft sein.

Dabei ist das Land besonders als luxuriöses Reiseland beliebt. Die vielen Prachtbauten und edlen Hotels laden zum Verweilen ein. An sich gibt es viele Besserverdiener, die es nach Brunei zieht. Grund dafür ist nicht nur der angebotene Luxus, sondern wohl vor allem auch die Steuerfreiheit. Die Europäer oder US-Amerikaner, die neu in das Land ziehen, kommen meist aber nicht mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt. Es gibt extra Siedlungen mit ausländischen Schulen und Unternehmen, die nur zugezogene Fachkräfte einstellen. Gerade die Fachkräfte, die wegen einer Arbeit in das Land ziehen, bleiben meist auch nicht für lange im Sultanat. Der Staat selbst hat keine Staatsschulden, die Privatpersonen jedoch zu viel, zumindest wenn es nach der Meinung des Sultans persönlich geht. Seit Kurzem richtet sich die Höhe der Kredite von privaten Haushalten nach dem Gehalt und Kreditkarten dürfen Arbeitnehmer nur bei Banken erhalten, bei denen sie auch ein Gehaltskonto haben. Diese Maßnahmen stießen bei der Bevölkerung allerdings auf harte Kritik. Die wirtschaftliche Politik der Abschottung musste vor allen Dingen aufgegeben werden, weil das Land auf den Import von Nahrungsmitteln angewiesen ist. Über 90% aller Nahrungs- und Konsumgüter müssen eingeführt werden, da das Land selbst kaum agrarisch genutzt wird und die meisten Menschen in den Städten leben und keine Landwirtschaft betreiben.

Der moderne Islam in Brunei

Sozial zeigt sich Brunei sehr vielseitig. Englisch wird in den Schulen gelernt und überall gut gesprochen. Das liegt auch daran, dass diese die amtliche Handelssprache ist. Das lernen die Kinder in einer der kostenlosen Schulen, die alle ein hohes Niveau haben. Auch das Gesundheitssystem gilt als hervorragend. Auch dadurch werden viele Dinge des Alltags aus dem Ausland übernommen. US-amerikanische Fast Food Ketten sind in den Städten allgegenwärtig. Die Offenheit gegenüber westlichen Standards zeigt sich auch in der Ausübung der Staatsreligion, dem Islam. Dieser wird hier sehr modern interpretiert, viele Frauen gehen unverschleiert oder nur bunte Kopftücher, die teilweise eher ein Modestatement zu sein scheinen. Die Kleidung bedeckt zwar den gesamten Körper, ist aber oft nach den modernen Trends der weltweiten Laufstege geschnitten und äußerst figurbetont. In Brunei sind Frauen selbstbewusst und erarbeiten sich selbst ihr Geld. Das liegt vielleicht auch daran, dass die 9-jährige Schulpflicht auch für sie gilt.

Auch Gläubige anderer Religionen haben es in Brunei relativ gut, die Religionsfreiheit gilt als gesichert. Sehr strikt dagegen wird das Alkoholverbot eingehalten. Alkoholische Getränke dürfen nicht verkauft oder ausgeschenkt werden. Mitglieder anderer Religionen dürfen aber kleine Mengen einführen, was viele Lokale, Restaurants und Hotels als Schlupfloch nutzen. So ist es kein Wunder, dass es an den Grenzen von Hotelangestellten wimmelt, die täglich Nachschub für die durstigen Gäste kaufen müssen. In Brunei leben auch viele Deutsche, die dort kurz- oder langfristig arbeiten. Dafür spricht in den meisten Fällen die hohe Entlohnung, die den Lebenserhaltungskosten angepasst sind. Dabei ist es oft billiger eine Immobilie zu kaufen, als die Mieten zu zahlen. Die Einwanderer machen sich auch in der Bevölkerungsstatistik bemerkbar, 10% aller Menschen im Land sind Ausländer. Doch auch sonst sind viele verschiedene Kulturen im Land, die friedlich miteinander leben und sich gegenseitig beeinflussen. Die Zuwanderung sieht der Staat allerdings eher negativ, so wurde die Zahl der Migranten zwischenzeitlich staatlich begrenzt.

Der Sultan und sein Luxus

Im Bezug der Politik lässt sich Brunei nicht von der Globalisierung beeinflussen. Noch immer steht der Sultan an der Spitze des Staates, ein Parlament gab es lange nicht. Das änderte sich erst 2004 als der Ministerrat, der eigentlich auch in der Verfassung festgesetzt ist, wieder aktiviert. Ein Großteil der Mitglieder wird allerdings vom Sultan persönlich ernannt. Daneben gibt es verschiedene Räte die aber nur eine beratende Funktion innehaben. Viele Mitglieder der Familie des monarchischen Herrschers sind dabei aktive Mitglieder. Zurzeit ist Hadschi Hassanal Bolkiah Mu’izzaddin Waddaulah der amtierende Sultan (Stand: 2013). Er ist dafür bekannt den Luxus, besonders in Form von Autos, zu lieben und immer wieder außergewöhnliche Bauprojekte zu verwirklichen. Dennoch ist der Sultan sehr beliebt.

Durch die öffentlichen Bauwerke und die Steuerfreiheit und die zahlreichen Vergünstigungen im sozialen Leben profitiert die gesamte Bevölkerung am Wohlstand des Sultanats Brunei und auch darum greift die wachsende Globalisierung nicht auf das politische System über. Die Verschwendungssucht darf das Volk dem Herrscher eh nicht übel nehmen, denn er hat in der Verfassung vor einigen Jahren selbst festgelegt, dass die amtierende Majestät weder im Amt noch privat einen Fehler machen kann. Nur wegen dieser Verfassungsänderung musste der Ministerrat überhaupt erst wieder aktiviert werden.

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