Globalisierung in Andorra

Andorra ist der Fläche nach der größte Zwergstaat Europas. Seine Besonderheit liegt darin, dass es als einziges Land der Welt von Staatsoberhäuptern aus zwei verschiedenen Ländern repräsentativ vertreten wird. Erste Berichte seiner Existenz verfasste der griechische Historiker Polybios etwa 200 Jahre vor Christus. Archäologische Funde lassen aber auf eine Geschichte schließen, die bis zur Eiszeit zurückreicht. Anfangs gehörte Andorra zu den Besitztümern der spanischen Diözese von Urgell. Durch Heirat kam die französische Grafschaft von Foix ins Spiel, die sich nicht unterordnen wollte. Es kam zu längeren Auseinandersetzungen, mit teils kriegerischem Charakter, die durch den Pareatges-Vertrag 1278 beigelegt wurden und zur Teilung des Gebiets in einen spanischen und einen französischen Sektor führten.

Erst 1419 entstehen parlamentarische Strukturen, die der Repräsentation Andorras dienen und von Oberhäuptern bedeutender Familien gebildet werden. Interne Konflikte Spaniens im frühen 18. Jahrhundert, die dazu führten, dass Drittstaaten mit Abgaben auf alle einzuführenden Waren belegt wurden, brachte Andorra in eine schwierige Lage. Erst ein Handelsabkommen mit Spanien 1738 bewirkte, dass wieder Waren abgabenfrei nach Spanien ausgeführt werden konnten. Auf französischer Seite führte die Französische Revolution durch Nichtanerkennung des Co-Fürstentums zur Lähmung des Landes. 1806 stellt Napoleon auf Antrag die Rechte wieder her. Seither wird Frankreich durch dessen jeweiligen Staatpräsidenten vertreten.

Die Entwicklung der heutigen Struktur des Landes beginnt im 20. Jahrhundert. Es wurden Verkehrswege nach Spanien und Frankreich eingerichtet, Kommunikationswege entstehen und ein Wahlrecht für Männer ab 27 Jahren wird eingeführt. Erste Skistationen entstehen ebenfalls. Wohlstand und Wirtschaftswachstum werden mit Beginn des Wirtschaftsbooms ab den 60er Jahren etabliert. Aber erst 1993 – mit Einführung der Verfassung – wird Andorra zu einem souveränen Staat mit einem parlamentarisch-demokratischen System. Die weitere Entwicklung kann man als rasant bezeichnen: Andorra hat etwa als erstes europäisches Land in seinem Parlament eine Frauenquote von 54%. Auch der Bevölkerungszuwachs ist bemerkenswert: Denn waren es bis 1950 um 6000 Bewohner, reden wir heute über eine Einwohnerzahl von 85.015, wobei allerdings nur 38,2% andorranische Staatangehörige sind.

Wirtschaftliche Aspekte in Andorra

Da es sich in einem Hochtal der Pyrenäen befindet, gibt es nur wenig landwirtschaftliche Möglichkeiten. Hauptsächlich wird Viehwirtschaft betrieben. Energiegewinnung durch Wasserkraft wird zwar betrieben, reicht aber nicht für den Bedarf des Landes aus. Haupteinnahmequelle ist der Tourismus, der ganzjährig im Vordergrund steht. Dieses Land gehört zu den Steueroasen, denn hier gibt es lediglich Umsatzsteuer in Höhe von 4% und Einkommensteuer, Gewerbesteuer, oder Erbschaftssteuer existieren hier nicht. Außerdem handelt es sich um eine zollfreie Zone, in der der Kauf von Luxus- und Konsumgütern zu nennenswert günstigen Preisen möglich ist. Der Tagestourismus aus Spanien und Frankreich hat somit einen großen Stellenwert. Ebenso wurde eine Fläche von 4247 Hektar als Kulturlandschaft in das UNESCO-Welterbe aufgenommen, was besagt, dass man es geschafft hat, die Ressourcen der Region so zu nutzen, dass eine nachhaltige Lebenssituation in Anpassung der Gebirgslandschaft erschaffen wurde. Für alle Naturliebhaber bestimmt eine Reise wert – ob im Sommer oder im Winter. In diesem Land gibt es 65 Berggipfel, die über 2000 Meter hoch sind. Das Hochgebirgsklima wird zwar durch mediterrane Einflüsse mitbestimmt, aber die durchschnittlichen Jahrestemperaturen liegen dennoch nur bei 7,8 Grad und damit zeichnet sich dieses Land durch viele Wintersportmöglichkeiten aus, die Touristen aus aller Welt anlocken.

Auch kulturell ist dieses Land für Touristen interessant: Die Küche war sowohl französischen als auch spanischen Einflüssen unterlegen, man hat die Möglichkeit, zwei kulturelle Ausprägungen zu bewundern, es gibt einige Museen, die Zeugnis des geschichtlichen Wandels ablegen und imposante Bauten aus vergangenen Epochen. Dennoch ist das Land nicht nur durch seine Machthaber geprägt, wenn auch der katalanische Einfluss durchaus spürbar ist. Es gibt volkseigene Tänze, musikalische Entwicklungen, die sich im europäischen Raum etablierten, landesinterne Orchester und Chöre. Auch sportlich gehört dieses Land dazu: So besitzt Andorra ein anerkanntes olympisches Komitee und war auch schon Austragungsort der europäischen Kleinstaatenspiele. Neben seinen Hauptsportarten Ski Alpin und Skilanglauf waren sie auch jahrelang an der Weltspitze in Rugby und Rollhockey. Selbst mit anerkannten Schriftstellern, Musikern oder Sportgrößen kann Andorra dienen.

Globalisierung in Andorra

Wenn man über die weltweite Verflechtung von Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt und Kommunikation nachdenkt, ist Andorra ein Denkanstoß! Obwohl sich dieses Land erst spät und langsam entwickelt hat, oder vielleicht gerade deshalb, ist es in Sachen Globalisierung weit fortgeschritten. Andorra ist in folgenden internationalen Organisationen Mitglied: Vereinte Nationen, UNESCO, Weltorganisation für geistiges Eigentum , Europarat, Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, Weltgesundheitsorganisation, Welttourismusorganisation, Internationale Fernmeldeorganisation, Europäische Rundfunkunion, Weltorganisation für Tiergesundheit, Consejo de Cooperación Aduanera, UN-Wirtschaftskommission für Europa, Interpol, Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, Internationales Olympisches Komitee, Internationaler Strafgerichtshof, Beobachterstatus bei der Welthandelsorganisation. Andorra verfügt über diplomatische Beziehungen zu fast der gesamten Welt. Es gibt Botschaften in Paris, Madrid, Lissabon und Brüssel, sowie diplomatische Missionen in Straßburg, Genf, Wien und New York. Des Weiteren gibt es für Asien eine Botschaft in Russland, in Marokko für Afrika und in New York für Mexiko, die USA und Kanada.

Im näheren Umfeld haben sie sich einem Kooperationsorgan angeschlossen, der Communauté de travail des Pyrénées, zu der sowohl südfranzösische wie auch nordspanische Regionen gehören. Hierbei geht es im Wesentlichen um Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur, Energie und zahlreichen anderen Branchen von Bedeutung. Jedoch beim Thema Offenheit gegenüber Einwanderern oder Arbeitsgenehmigungen, legt Andorra hohe Maßstäbe an: So bekommen nur Menschen eine Arbeitsgenehmigung, die psychisch gesund sind. Alkoholiker oder Drogenabhängige, egal in welcher Intensität, sind nicht erwünscht und Prostitution ist verboten. Auch Menschen mit ansteckenden Krankheiten wie Hepatitis oder AIDS werden abgelehnt und Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung werden auch keine Arbeitserlaubnis bekommen.

Facettenreiches Land

Andorra ist ein faszinierendes Land mit vielen Facetten, aber auch mit humanitären Einschränkungen, sei es aus Selbstschutz oder anderen Gründen. Die Globalisierung hat das Land zu offenen Beziehungen zu vielen Nationen dieser Welt geführt, dem Land zu Wohlstand und Souveränität verholfen, aber auch aufgrund seiner Struktur viele angelockt, die ausschließlich an Profit interessiert sind. Die Einnahmen sind gestiegen, aber auch die Lebensqualität der eigentlichen Bevölkerung? Nahezu 60% der Bewohner Andorras sind „Ausländer“, die zwar geduldet und beschäftigt werden, aber dennoch nicht die Staatsbürgerschaft besitzen. Erst nach 20 Jahren im Land, kann man sie beantragen, es sei denn, man hat dort direkte Verwandte, oder ist schon dort zur Schule gegangen. Wie auch in anderen Ländern, geht die Schere zwischen Reich und Arm auseinander, wobei sich in diesem Land der Reichtum eher auf kapitalträchtige ausländische Investoren bezieht.

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