Globalisierung auf Haiti

Haiti bildet innerhalb der großen Antillen einen Inselteil mit einer Fläche von 27.750 qkm. Die Inselgruppe selbst besteht aus mehreren kleinen Nationen. Die Nachbarstaaten im Osten bilden die Dominikanische Republik, weiter nördlich Turks and Caicosinseln und im Südwesten Jamaica. Im Nord-westen Bereich liegen die Bahamas und im Westen Kuba. Die U-Form des Inselstaates stellen zwei lange Halbinseln sowie den Golf De la Gonave dar. Im östlichen Bereich befindet sich die Hauptstadt Port-au-Prince. Knapp 2 Millionen Menschen leben im Ballungsgebiet, davon 1,3 Millionen in der Metropole. Die Sprachen der heutigen Bevölkerung sind französisch und haitianisch. Der Staat Haiti verfügt über 10 Millionen Einwohner, wovon knapp 47% als Analphabeten gelten. Trotz sechsjähriger Grundschulpflicht weist das heutige Bildungssystem erhebliche Mängel auf. Über 500.000 Kinder Leben bei ihren Eltern, ohne Aussicht auf Schulbildung. Das verheerende Ergebnis kommt durch folgende Faktoren zustande wie die Auswanderung von qualifiziertem Fachpersonal an Lehrkörpern, Privatisierung von Bildungseinrichtungen, geringe Gesellschaftseinkommen und Mangel an Schulen. Selbst die Grundschulzeit gegen Entgeld wurde in Haiti gesetzlich festgelegt.

Der seit dem 14.Mai 2011 amtierende Staatspräsident Michel Martelly versprach der Bevölkerung, vor seinen kommenden Wahlkämpfen, eine Lockerung des Gesetzes. Dieses Versprechen erfüllte sich nicht. Das Pro-Kopf-Einkommen von 80% der Einwohner beträgt nur 2 US-Dollar pro Tag. Über zwei Drittel der Haitianer sind unterernährt und verfügen über keine reguläre Berufstätigkeit. Das Gesundheitswesen auf dem Inselstaat ist instabil. Im ärmsten Land der westlichen Welt herrschen finanzielle Ungleichheit und vielerorts mangelhafte Zustände an Hygiene in Arztpraxen und Krankenhäusern. Die Quote an HIV/Aids-Erkrankungen ist mit 2% statistisch gesehen gering, jedoch begünstigen die Bedingungen auf Haiti die Anfälligkeit der Bevölkerung.

Geschichte, Politik und Globalisierung

Hispanolia galt einst als Land der indigenen Bevölkerung und wurde ab 1492 durch den italienischen Seefahrer Christoph Kolumbus, welcher für die spanische Regierung arbeitete, entdeckt. Die Folgen waren Versklavung, Unterdrückung, Zerstörung der Kultur und Ausrottung der Ureinwohner (Arawaks). Dies konnte damals als ersten Schritt der Imperialisierung (heute Globalisierung) gewertet werden. Im späten 17. Jahrhundert erfolgte eine erneute Besiedlung durch afrikanische Sklaven. Im Jahre 1697 musste Spanien ein Drittel des westlichen Teils der Insel an Frankreich abgeben. Das Territorium entwickelte sich im 18.Jahrhundert zur reichsten Kolonie des französischen Imperiums. Zum Zeitpunkt des 22.August 1791 brach ein blutiger Bürgerkrieg in Form eines Sklavenaufstandes gegen die Besatzer aus. Die Kolonial-Mächte bekämpften sich untereinander. Franzosen gegen Engländer und Spanier. Die afrikanische Bevölkerung trug am Ende den Sieg davon. Das Gebiet, welches sich einst Saint-Domingue nannte, wurde von den Franzosen unabhängig. Es erfolgte am 1.Januar 1804 eine Umbenennung des Inselteiles in ,,Haiti“. Es regierte Dessalines nach dem Vorbild des französischen Kaisers Napoleon Bonapartes, bis er 1806 von seinem Amt gewaltsam enthoben wurde.

Unabhängige Republik

Die von nun an unabhängige Republik schaffte die Sklaverei ab und engagierte sich diesbezüglich für andere Nationen wie Venezuela, Peru und Kolumbien. 1822 gelang dies auch im östlichen Bereich Hispanolias, welcher sich in spanischem Besitz befand und in die spätere Dominikanische Republik umbenannt wurde. 1825 verlangte Frankreich von den Haitianern Entschädigungszahlungen für die enteigneten Plantagenbesitzer. Durch eine Zahlung von 90 Millionen Gold-Franc verarmte die Bevölkerung. Die Großplantaschen wurden unter der Bevölkerung aufgeteilt. Daher wurde der Export erheblich beeinträchtigt. Dennoch gelangten typische Güter wie Kakao, Kaffee, Häute und Blauholz um die Welt. Von 1915 bis 1934 wurde Haiti von den Vereinigten Staaten Amerikas besetzt. Seit dem Abzug der US-Truppen versank das Land in mehr Armut. Im Bildungswesen, in der Verbesserung der Infrastruktur sowie in der Gesundheitspolitik wurden Reformen angestrebt, welche Von der Bevölkerung nur widerwillig akzeptiert und im geringen Maße umgesetzt wurden. Von 1957 bis 1986 regierten Diktatoren die Insel. Es handelte sich um einen Landarzt (Francois Duvalier, Papa Doc und Jean-Claude genannt Baby Doc) und seinen Sohn. Diese wurden von der Hochfinanz der USA gefördert. Francois Duvalier regierte konsequent und privatisierte durch das Entwerfen neuer Gesetze die Insel. Darunter litt die Zivilbevölkerung am intensivsten. Es folgten drastische Steuererhöhungen und der Ausbau eines Sicherheitsapparates.

Duvalier setzte seine Politik bis zu seinem Tod fort und ermächtigte seinen Sohn Jean-Claude Duvalier zu seinem Nachfolger. Dieser setzte die Politik, nach ähnlichem Prinzip seines Vaters, um. Die führte dazu, dass der Unmut des Volkes wuchs und er somit aus seinem Regierungsamt vertrieben wurde. Die reiche Oberschicht unterband den Geldstrom, welcher seine Amtszeit unterstützte. Nach Einführung der Verfassung übernahm bis 1990 eine Militärregierung das Regierungsamt. Der Katholische Priester Aristide übernahm bis 1996 die Führung unter US-Aufsicht. Diese stellten folgende Bedingungen, wie die Anerkennung Ihrer Regeln in der Marktwirtschaft und die Kommunikation mit der Weltbank. Ein weiterer Schritt zur Globalisierung Haitis wurde umgesetzt. Nach Ablauf der Regierungszeit Aristides übernahm Rene` Preval` die Führung des Staates.

Aufstand und Bürgerkrieg

Der neue Regierungschef versäumte es, ein zweijähriges Mandat der Parlamentarier (1995-97) zu verlängern und setzte damit bis September 2000 die Möglichkeiten auf Wahlen für lokale Regierungsvertreter außer Kraft. Die Folgen waren Wahlfälschungen, Korruption, Wahlfälschungen und Ermordungen von oppositionellen Gegnern. Trotz zahlreicher Gewaltakte gewann Jean-Bertrand Aristide, Führer der Opposition, mit 91 Stimmen die Wahl und übernahm im 2001 erneut das Regierungsamt. Das erzeugte erneut Unmut in der Bevölkerung, welche durch Regierungsgegner wie der aus dem Exil zurückgekehrte Jean-Claude Duvalier zum Widerstand gegen die Staatsregierung aufgewiegelt wurde.

Der Aufstand endete in einem Bürgerkrieg, der im Februar 2004 durch Einmarsch von 10.000 Blauhelm-Soldaten der USA, Frankreich, Chile und Kanada, unterbunden wurde. Um die wirtschaftspolitische Ordnung in Haiti wieder herzustellen, wurde eine Übergangsregierung unter Boniface Alexandre und Premierminister Gerard Latortue gebildet. Dieser wurde im Februar 2006 von Preval‘ abgelöst. Im Mai 2006 übernahm Politiker Alexis die Macht. Durch Steuererhöhungen und Verteuerung der Grundnahrungsmittel kam es in der Bevölkerung zu Protesten. Die Politik reagierte mit Preisreduzierungen, was die Unmut in der Bevölkerung nicht lindern konnte. Im Jahr 2008 brach eine Weltwirtschaftskrise aus, welche auch Haiti weiterhin verarmen ließ. Am 12. April 2008 wurde Premierminister Alexis vom Senat entlassen. Seit 14.Mai 2011 regiert Michel Martelly das Land.

Das Resultat der Geschichte

Haiti war damals wie heute im 21.Jahrhundert ein von Systemkrisen und Naturkatastrophen zerrüttetes Land. Die ursprüngliche Bevölkerung wurde von europäischen Großmächten ausgerottet und die restlichen Bestände versklavt. Neubesiedlung durch Immigration von Afrikanern (welche heute 95% der Gesamtbevölkerung ausmachen) unter Aufsicht der Kolonialmächte waren die Folgen. Der schwarzen Bevölkerung gelang es mehrfach, sich gegen die Mächte der Globalisierung durchzusetzen und ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen. Heute ist Haiti ein Agrarstaat und vom internationalen Export abhängig. Haiti muss einen Schuldenberg abzahlen und ist auf die Hilfe von Industrieländern angewiesen. Die ebenfalls verschuldete USA, die EU, Chile und weitere Nationen leisten dem ärmsten Land im Westen finanziellen Beistand.

Haiti kann als Endprodukt der Globalisierung bezeichnet werden. Es wurde nach den Vorstellungen der finanziellen Oberschicht geschaffen. Das Ziel ist eine kriegsmüde, mittellose und gehorsame Bevölkerung zu kontrollieren, wie es in zunehmendem Maße in weiteren Ländern der Fall ist. Das Erdbeben im Jahr 2010 erschwerte das Leben der Menschen auf der Insel. Eine Cholera-Epidemie brach aus. Die Todesrate schnellte in die Höhe. An den Folgen der Naturkatastrophe sowie mangelhafter medizinischer Versorgung leiden die Haitianer heute noch.

Wirtschaft und Infrastruktur heute

Die Hauptwirtschaftszweige Haitis bilden die Landwirtschaft, die Fischerei und der Tourismus. Der Import und Export von Kaffee, Kakao, Mangos, Holz, Hirse, Rohrzucker, Reis und Mais sichern dem Land einen bedeutenden Marktanteil. Die Industrie für Stahl, Nahrungsmittel, Textilien, Handwerk, Elektronik-waren, Möbel, Tabak, Chemie und Getränke liefert macht 20% des Bruttoinlandsproduktes aus. Allerdings sind die Küstengebiete Haitis, durch Rodung von Waldflächen, zunehmend Überschwemmungen und Erdrutsch ausgeliefert. Durch intensiven Ackerbau und Überdüngung der Böden werden die ökologischen Schäden weiter verdeutlicht. Der Personenverkehr und der Gütertransport funktionieren, aufgrund der Schäden des Erdbebens von 2012, nur eingeschränkt. Das Straßennetz gilt als sanierungsbedürftig. Haiti befindet sich in einer subtropischen bis tropischen Klimazone und wird somit von Wirbelstürmen, Regenzeiten, Erdbeben und Überschwemmungen heimgesucht. Diese Faktoren behindern den effizienten weiteren Ausbau der Infrastruktur. Ein weiteres Manko für die Erweiterung des Straßennetzes stellt das Ausbleiben von finanziellen Mitteln dar.

Zurück zur Hauptseite: Länder
Permalink dieser Seite zur Zitation auf Webseiten & in Hausarbeiten: