Grenzen der Globalisierung

Als vor rund 40 Jahren die Studie „Grenzen des Wachstums“ vom Club of Rome veröffentlich wurde, lieferte sie zwar jede Menge Diskussionsstoff, geriet dann aber in Vergessenheit, denn das Wirtschaftswachstum schien grenzenlos. Obwohl die Weltbevölkerung stetig weiter wächst, und die 7 Milliarden Grenze bald geknackt sein dürfte, der Kalorienverbrauch pro Kopf steigt, und parallel dazu der Energieverbrauch, hält die Versorgung immer noch weitgehend Schritt. Bis in alle Ewigkeit wird dies allerdings nicht funktionieren, denn die biophysikalischen Grenzen sind demnächst erreicht. So umfassend die Globalisierung das Leben der Menschen auch bestimmt, den natürlichen Ressourcen als Basis dieser Entwicklung, wird bald die Luft ausgehen. Die wissenschaftlichen Forschungen in Richtung sinnvoller Alternativen stecken allerdings teilweise noch in den Kinderschuhen.

Die Erde wird zum Experimentierfeld

Immer modernere Computer- und Kommunikationstechnologien lassen die Menschen weltweit zusammenrücken, schaffen Arbeitsplätze für deren Produktion und den Verkauf. Gleichzeitig vernichten sie aber auch Arbeitsplätze in Büros, Banken und bei der Post. Die Kinder wachsen auf mit Computern; lernen und spielen mit ihnen. Die psychischen Auswirkungen, wie Isolation und Abhängigkeit, sind kaum erforscht. Die Gefahr der Brutalisierung der jungen Leute durch Computerspiele sorgt im Zusammenhang mit Amokläufen immer wieder für Diskussionen.

Noch dramatischer zeigen sich die Grenzen der Globalisierung im Bereich der Gentechnologie. Die Pharmakonzerne sammeln in der ganzen Welt die Genome der Flora und Fauna, einschließlich die der Menschen. Alle Ergebnisse werden in Datenbanken gesammelt mit dem Ziel, diese zu entschlüsseln, zu digitalisieren und für eine kommerzielle Ausbeutung zu nutzen. Nahezu unkontrolliert wird getestet und experimentiert, ohne auch nur die geringste Ahnung über die möglichen Konsequenzen; ähnlich, wie bei der Atomtechnik.

Schwindende Energiereserven weisen die Globalisierung in ihre Grenzen

Energie wird oft als Motor der Globalisierung bezeichnet; durchaus zu Recht, denn ohne Energie sind Produktion und Transport zum Stillstand verdammt. Doch die Energiereserven der Erde schwinden. In der Zeit von 1973 bis 2010 stieg der globale Energieverbrauch von 6.115 auf 12.717 Millionen Tonnen Öläquivalent, was einer Steigerung um 108,0 % entspricht. (Quelle: Statistik der Bundeszentrale für politische Bildung). Damit stieg der Energieverbrauch nahezu proportional zum Welthandel und der Warenproduktion. Laut BPB, hat mit 32,3 % der Ölverbrauch den größten Anteil, gefolgt von 27,3 % Kohle, 21,4 % Gas, 10 % Biomasse, Biogas, 5,7 % Kernenergie, 2,3 % Wasserkraft und lediglich 0,9 % erneuerbare Energien. Seit den 1980er Jahren wird pausenlos mehr Öl verbraucht, als neu gefunden.

Dies hat natürlich Konsequenzen für die bestehenden Reserven. Seriöse Schätzungen des BP-Konzerns gehen davon aus, dass in 41,6 Jahren sämtliche Ölreserven des Planten verbraucht sein werden, wenn die derzeitigen Bedingungen bestehen bleiben. Die vorhandenen Erdgas-Vorkommen werden mit höchstens 60 Jahren, auch nicht viel länger durchhalten. Dabei haben die Kohle-Reserven der Erde mit einer Reichweite von 122 Jahren noch den längsten Atem. Ein entsprechender Aufbau erneuerbarer Energien geht trotzdem nur äußerst schleppend voran. Photovoltaik, Windenergie, Biogas und Wasserkraft kommen derzeit nur deshalb einigermaßen voran, weil sie staatlich gefördert werden.

Bedenklich ist in diesem Zusammenhang, dass Holz immer noch zu den erneuerbaren Energien hinzugezählt wird. Dabei verursacht der traditionelle Verbrauch von Holz durch Heizen und Kochen, nicht wieder gut zu machende Abholzungen mit allen bekannten Folgen für die Umwelt. Die strengen Mechanismen der Globalisierung im Hinblick auf maximalen Ertrag bei niedrigsten Kosten, missachten dabei konsequent die sinkenden Energiereserven und den drohenden, vollkommenen Stillstand der Weltwirtschaft mit allen fatalen Folgen.

Persönlich empfundene Grenzen der Globalisierung

Globalisierung, das ist für viele Menschen ein Thema, das jenseits des persönlichen Alltags stattfindet, und höchstens im Rahmen der Berichterstattung wahrgenommen wird. Bis dann der Eingriff in die unmittelbare Umgebung stattfindet. Paradebeispiel ist „Google Street View“. Da erscheint doch tatsächlich das eigene Heim für jeden sichtbar weltweit im Internet, ohne dass man darauf Einfluss nehmen kann – zunächst jedenfalls. Widerspruch ist zwar möglich; dann ist es aber meist schon zu spät, denn erschienen sind die Bilder auf jeden Fall, und werden im Fall eines Widerspruchs lediglich etwas verschwommen dargestellt. Die Grenzen der Globalisierung werden dem einzelnen Bürger auch in dem Moment wirklich bewusst, in dem der von ihm besetzte Arbeitsplatz ins Ausland abwandert, wo billiger produziert werden kann.

Die eigentlichen Ziele der Globalisierung werden karikiert

Eines der wesentlichen Ziele der Globalisierung ist, dass im Rahmen der Arbeitsteilung jede Nation der Weltgemeinschaft das liefert, was sie am besten beherrscht und zum günstigsten Preis liefern kann. Das Zauberwort für allgemeinen Wohlstand lautet: weltweite Arbeitsteilung. Daher gibt es exotische Lebensmittel zu jeder Jahreszeit. Orangen zu Weihnachten, war in Deutschland in den Zeiten vor der Globalisierung undenkbar. Würden die modernen Handys ausschließlich in Deutschland hergestellt, wären sie nahezu unbezahlbar aufgrund der hohen Lohnkosten. Die beliebten Nike- oder Adidas Sportschuhe könnten sich in hiesigen Breiten nur absolute Spitzenverdiener leisten, würde sie nicht in China kostengünstig hergestellt.

Eine sinnvolle Arbeitsteilung unter den Nationen der Welt trägt also entscheidend dazu bei, den allgemeinen Wohlstand zu vergrößern und auf immer mehr Menschen zu verteilen. Produkte, die anderswo günstiger hergestellt werden, werden importiert. Die Waren, die man selbst am günstigsten produzieren kann, werden exportiert. Von diesem Prinzip könnten doch eigentlichen nur alle Beteiligten profitieren, wenn nicht übertrieben würde mit der Aufteilung. Denn an dieser Stelle zeigen sich die Grenzen der Globalisierung. Müssen denn die Bestandteile eines Plüschteddys aus fünf Fabriken in vier Ländern stammen? Die Augen kommen aus Korea, das Fell aus Vietnam, die Füllung aus China, genäht wird in Russland. Das mag vielleicht zum günstigsten Herstellungspreis führen; allerdings auf Kosten einer Lieferzeit jenseits jeglichen akzeptablen Rahmens.

So zog die Firma Steiff ihre Produktion an Plüschtieren aus Fernost wieder zurück. Als in Deutschland alle den Knuddelbär Knut haben wollten, war Steiff erst lieferfähig, als der Boom bereits wieder abebbte. Die Produktionsketten, die den ganzen Globus umspannen, sind so verzweigt, dass sie auf kurzfristigen Kundenbedarf nicht schnell genug reagieren können.

Hinzu kommen die langen Transportwege. So dauert es viele Wochen, bis ein Warencontainer aus China eintrifft. Wehe, es hat sich ein Produktionsfehler eingeschlichen, oder die Kunden haben mittlerweile ganz andere Wünsche. Eine Nachbesserung ist so gut wie unmöglich – ein finanzielles Desaster ist vorprogrammiert.

Die wirklichen Grenzen der Globalisierung setzt die Natur

Als in Europa die Grenzen fielen war die Begeisterung groß. Einfach hinüber fahren ins benachbarte Ausland, ohne Grenzkontrollen. Ein Gefühl großer Freiheit machte sich breit. Der rasante Aufstieg der Weltwirtschaft schien grenzenlos. Doch dann zeigten sie sich, die wirklichen Grenzen der Globalisierung; gnadenlos und schier unüberwindlich. Der Klimawandel wird spürbar, wie nie zuvor; zeigt sich in gravierenden Naturkatastrophen. Die Ressourcen der Erde näheren sich unweigerlich ihrem Ende. Die Dringlichkeit des Aufbaus regenerativer Energien ist unumstößlich.

Die Umweltverschmutzung fordert vor allem in den Schwellenländern immer mehr Menschenleben. Die Berichte über verseuchte Flüsse und vergiftetes Obst und Gemüse, sind beispielsweise in China mittlerweile an der Tagesordnung. Richtig wahrgenommen werden sie allerdings erst dann, wenn 11.000 Schüler und Lehrer in Ostdeutschland ernsthaft erkranken, weil sie in der Kantine Erdbeeren aus China verzehrt haben. Die Globalisierung mit allen ihren positiven Auswirkungen auf den weltweiten Wohlstand, stößt mit ihren Mechanismen endgültig dann ihre Grenzen, wenn sie beginnt das Leben der Menschen zu gefährden, zu deren Nutzen sie doch eigentlich in Gang gesetzt wurde.

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