Erste Globalisierung

Wann genau die erste Globalisierung stattgefunden hat, ist schwer zu sagen. Denn eine Vernetzung von verschiedenen Ländern auf mindestens einer Ebene hat es bereits im Mittelalter zum ersten Mal gegeben. Allerdings wurde hier noch nicht von Globalisierung gesprochen, auch wenn es der Definition nach schon passen würde. Darüber hinaus kam der Begriff in den USA früher auf, als das in Deutschland der Fall war. Auch deshalb ist es nicht eindeutig zu klären, wann die wirklich erste Globalisierung stattfand. Weiterhin gibt es Sozialwissenschaftler, die ohnehin die erste von einer zweiten Globalisierung unterscheiden.

Um es einfach und verständlich zu machen, kann man sich den Worten von Thomas L. Friedman, einem anerkannten Journalisten der New York Times, bedienen. Er sagt, dass die Welt durch die erste Globalisierungswelle von groß auf mittel geschrumpft sei. Die zweite Globalisierung habe sie dann von mittel auf klein reduziert. Das ist besonders den besseren Transportmitteln, den geringeren Transportkosten und den schnelleren Kommunikationsmöglichkeiten geschuldet.

Die Vernetzung der Welt vor dem Ersten Weltkrieg

Auch früher wurden Waren bereits von einem Kontinent zum anderen transportiert. Gewürze aus Indien sind hierfür ein gutes Beispiel. Diese wurden nach England transportiert. Allerdings war der Transport sehr teuer und langwierig. Die weiten Wege waren mit den damaligen Technologien nur schwer zu überwinden. Auch konnte keinerlei Kommunikation von Kontinent zu Kontinent stattfinden. Die beschwerliche Beschaffung der Gewürze war der Grund, warum sie in England zur damaligen Zeit so teuer waren.

Doch zu dieser Zeit wurde nicht nur mit Gewürzen gehandelt. Viele Länder hatten etwas zu verkaufen, was über den Seeweg in andere Regionen gebracht wurde. China beispielsweise handelte viel mit Seide und Porzellan, Indien mit Baumwolle, Afrika mit Gold und nicht zuletzt auch mit Sklaven. Von Amerika aus gelangte vor allem Zucker nach Europa. Wie bereits erwähnt, war dieser weltweite Handel aber noch recht aufwendig und teuer, obwohl im Laufe der Jahrhunderte (vor allem im 18. und 19. Jahrhundert) die Technologien in der Seefahrt Schritt für Schritt verbessert wurden.

Auf den ersten Blick mag diese Form der Weltwirtschaft durchaus als Fortschritt und positiv gesehen werden, doch man darf nicht vergessen, dass sich der Aufbau dieser Weltwirtschaft nicht unblutig vollzogen hat. Denn immer wieder fanden Eroberungskriege statt, die den Kolonialmächten immer mehr Reichtum und vor allem wichtiges Territorium verschafften. So wurden stetig mehr und auch größere Regionen in die Abhängigkeit der Kolonialmächte gestellt. Großbritannien war mit Abstand die größte dieser Mächte. Handelsnetze wurden zunehmend in die Kolonialreiche integriert. Dies fand erst mit dem Ersten Weltkrieg ein jähes Ende. Nach dem Krieg konnten immer mehr Länder ihre Unabhängigkeit erkämpfen, die Weltherrschaft der Briten war vorbei. Denn die europazentrierte Weltordnung fand durch den Krieg ein schnelles und abruptes Ende.

Rolle der USA

Neben Großbritannien spielten aber auch die USA eine wichtige Rolle im Welthandel. Denn die USA wurden durch die Staaten Südamerikas zum größten Baumwollproduzenten. Und dieser Rohstoff war weltweit, besonders in Großbritannien, sehr begehrt. Die USA versuchten im 19. Jahrhundert ständig, ihren Einfluss auf die internationale Politik und den Welthandel auszubauen. Um 1900 herum hatten die USA Großbritannien bereits als führende Kraft der globalen Industrieproduktionen abgelöst. Durch die Weltkriege hat sich dieser Trend noch verstärkt. Nach 1945 haben die USA maßgeblich die kapitalistische Wirtschaft mitbestimmt und internationale Sicherheitsbündnisse wie die Nato geschaffen.

Die zweite Globalisierung

Die Zeit vor den Weltkriegen kann also durchaus als erste Globalisierung bezeichnet werden. Die zweite erfolgte dann im Anschluss daran, bekam aber noch einen kräftigen Schub Anfang der 90er Jahre mit dem Fallen des Eisernen Vorhangs. Denn nun konnte der Welthandel auch auf die ehemalige Sowjetunion ausgeweitet werden.

Doch nicht nur aus diesem Grund sind die erste und die heutige Form der Globalisierung kaum mehr miteinander zu vergleichen. Denn die Bedingungen haben sich grundlegend geändert. Haben in früheren Zeiten nur die reichen Menschen von Waren aus anderen Regionen profitieren können, ist es heute für jeden erschwinglich, Produkte von anderen Kontinenten zu kaufen. Denn durch den erleichterten Transport und die besseren Kommunikationsmöglichkeiten sind die Preise rapide gesunken. Zunächst wurden die Schiffe immer schneller und vor allem auch größer. So konnte auf einem Transport mehr Ware auf einmal in andere Länder gelangen. Mit dem Durchbruch der Frachtcontainer wurde die Strecken faktisch noch kürzer und die Einfuhr der Produkte immer günstiger.

Auch die Kommunikationstechnologien spielen in diesem Zusammenhang eine nicht unerhebliche Rolle. Denn heute ist es kein Problem mehr, Arbeitsprozesse auf der ganzen Welt zu vernetzen oder den Warentransport bis ins kleinste Detail zu verfolgen. Das Internet macht die Kommunikation schnell und direkt, und dadurch vor allem auch günstig. So lohnt es sich heute, Waren um die Welt zu schicken, weil sie in anderen Ländern billiger verarbeitet werden können. Auf der anderen Seite ist dies natürlich auch als Nachteil zu sehen. So werden billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Kritiker bezeichnen dies sogar als moderne Sklaverei.

Neben den einfacheren Transportmöglichkeiten und der leichteren Kommunikation spielt aber auch die Liberalisierung des Weltmarktes eine große Rolle. Durch die Herabsetzung der Zölle von ursprünglich über 40% auf nun nur noch 5% wurde das Einführen von Waren noch günstiger. Somit lohnt sich der Welthandel immer mehr und wird von daher wohl auch in den nächsten Jahren weiter wachsen.

Woher kommt die Begrifflichkeit?

Doch neben der Definition und den Bedingungen der Globalisierung ist auch der etymologische Hintergrund der Begrifflichkeit interessant. Wie bereits erwähnt, gab es schon in früheren Jahrhunderten einen Weltmarkt und den Handel mit Produkten aus anderen Regionen. Doch damals wurde dies noch nicht als Globalisierung bezeichnet.

Zunächst einmal kommt die Begrifflichkeit gar nicht aus der Wirtschaft, sondern aus den Sozialwissenschaften. Hier soll er 1944 zum ersten Mal verwendet worden sein. John Naisbitt hat ihn dann auch vor wirtschaftlichem Hintergrund populär gemacht. Dieser amerikanische Trendforscher beschrieb 1982 in einem Buch die weltweite Warenwirtschaft. Er bediente sich hier des Beispiels der Autoindustrie. In Deutschland wurde der Begriff seit 1986 deutlich populärer. Heute ist er längst in den normalen Sprachgebrauch übergegangen. Eigentlich kann sich jeder etwas unter dem Wort vorstellen. Aus der heutigen Wirtschaftswelt ist es gar nicht mehr wegzudenken.

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