Vulkane in Island

Island ist eine der vulkanisch aktivsten Regionen der Erde. Dies hängt mit der Lage der Insel auf dem Mittelatlantischen Rücken zusammen, der stark durch die Plattentektonik der Erde geprägt wird. Den hier wirkenden Kräften hat Island im Wesentlichen seine Entstehung vor rd. 17 bis 20 Millionen Jahren zu verdanken. Auch der Vulkanismus der Insel wurde und wird hierdurch maßgeblich beeinflusst. Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte und der nach wie vor wirksamen tektonischen Bewegungen gehört Island zu den interessantesten geologischen Gebieten der Welt. Vulkanausbrüche auf der Insel können über die Region hinaus das Klima auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel beeinflussen und haben insofern auch mögliche globale Auswirkungen.

Ursache des Vulkanismus: Geotektonik des Mittelatlantischen Rückens

Der Mittelatlantische Rücken ist Teil des die gesamte Erde umfassenden Systems der Mittelozeanischen Rücken. Er erstreckt sich etwa in S-Form über eine Länge von ca. 20.000 Kilometern auf dem Boden des Atlantischen Ozeans von der Arktis im Norden bis zur Antarktis im Süden. Der nördliche Teil wird dabei durch die allmähliche Entfernung der nordamerikanischen von der eurasischen Erdplatte geprägt.

Durch diese tektonische Bewegung kommt es zu einer Ausbreitung des Meeresbodens mit immer wieder entstehenden Aufrissen, die durch Magma aus dem Erdinneren aufgefüllt werden. An den Rändern der beiden Platten bildeten sich im Verlauf der Erdgeschichte bei diesem Prozess parallel verlaufende Gebirgsketten mit einem tiefen Graben dazwischen. An einigen Stellen ragen die meist unterseeischen Gebirge über den Meeresspiegel hinaus und bilden Inseln. Island ist die flächenmäßig größte dieser Erhebungen, andere bekannte Inseln bzw. Inselgruppen auf dem Mittelatlantischen Rücken sind die Azoren oder Ascension im Südatlantik. Die tektonische Bruchlinie der mittelozeanischen Rücken zeichnet sich überall auf der Erde durch eine besondere vulkanische Aktivität aus.

Die Island-Plume

Als Ursache für den ausgeprägten Vulkanismus und die Dichte der Vulkane speziell auf Island wird der sogenannte Island-Plume vermutet. Plume ist ein geologischer Begriff und bezeichnet einen Aufstrom besonders heißen Gesteins aus dem inneren Erdmantel.

Es wird vermutet, dass sich unter der Insel ein solcher Plume befindet, der die Vulkanaktivitäten und die Ausbreitung Islands wesentlich bestimmt. Durch die tektonischen Spreizungsbewegungen wächst Island jedes Jahr um rd. 2 cm – und zwar vor allem nach Westen. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass sich die ältesten Gesteinsschichten Islands an den Ost- und Westrändern der Insel befinden, die jüngeren Formationen dagegen im Bereich der aktiven Vulkane. Erdgeschichtlich betrachtet ist Island als Ganzes eine junge geologische Formation.

Das isländische Vulkansystem im Überblick

Insgesamt existieren auf Island 31 aktive Vulkansysteme, die meisten davon im isländischen Hochland im Landesinneren. Geologisch wird ein Vulkan dann als aktiv bezeichnet, wenn innerhalb der letzten 10.000 Jahre mindestens ein Ausbruch stattgefunden hat. Die isländischen Vulkane weisen dabei sehr unterschiedliche Ausbruchshäufigkeiten und -rhythmen auf. Neben Vulkanen, die nur in großen Zeitabständen Eruptionen zeigen, gibt es auch solche, die alle vier bis zehn Jahre ausbrechen wie die Hekla oder die Krafla im Süden und Norden der Insel.

Die aktive Vulkanzone Islands lässt sich sehr gut geographisch eingrenzen. Sie erstreckt sich über eine Breite von wenigen Dutzenden Kilometern entlang der Bruchlinie des Mittelatlantischen Rückens diagonal vom Südwesten zum Nordosten der Insel. Die geologische Bruchzone ist dabei zum Teil als sogenanntes Rift sichtbar. Im südlichen Teil gliedert sich die Vulkanzone in zwei Äste, während der Norden nur einen Ast besitzt. Alle drei Gebiete vereinigen sich im Bereich des Vatnajökull-Gletschers bzw. des Grímsvötn-Vulkans. Zum Teil setzt sich die Vulkanzone südlich Islands auf den Westmänner-Inseln – vor allem Heimaey und Surtsey – fort.

Snaefellsnes

Eine Besonderheit stellt die Halbinsel Snaefellsnes im Südwesten Islands dar. Sie liegt außerhalb der eigentlichen Vulkanzone. Nachdem die vulkanische Aktivität hier lange erloschen war, begann sie vor rd. 2 Mio. Jahren erneut und setzte sich etwa bis zur Besiedlung der Insel fort. Die Ursachen sind noch ungeklärt. Vulkanische Aktivität hat auch zum Entstehen zahlreicher Geysire und heißer Quellen auf Island beigetragen – rd. 600 bedeutendere heiße Quellen sind verzeichnet.

Der Strokkur-Geysir und der Große Geysir sind die bekanntesten Geysire. Ihre markanten Wasserfontänen werden durch geophysikalische Vorgänge bei durch Magma aufgeheiztem Sickerwasser ausgelöst. Neben dem Vulkanismus kommen auf Island intensive seismische Aktivitäten vor, die durch das kontinuierliche Wachstum der Insel und die damit verbundenen tektonischen Spannungen bedingt sind. Große Erdbeben sind allerdings selten, kleinere Erschütterungen ereignen sich dagegen praktisch täglich.

Magma und Gletschereis formten Vulkanlandschaften

Islands Vulkane weisen beträchtliche Höhenunterschiede auf. Der höchste Vulkan, der Hvannadalshnúkur im Vulkanmassiv Öræfajökull erreicht über 2100 Meter und stellt damit Islands höchsten Gipfel dar. Andere Vulkane erreichen nur wenige hundert Meter. Zum Teil setzt sich das Vulkansystem – wie beim Vulkan Njörður vor der Südwestküste – auch unterseeisch fort. Mehrfach war Island in der Vergangenheit während verschiedener Eiszeiten durch riesige Gletscher bedeckt.

Das Aufeinandertreffen von heißem Magma aus dem Erdinneren und Gletschereis an der Oberfläche hat zu interessanten Vulkanformationen geführt. Dazu gehören zum Beispiel Schildvulkane (so genannt wegen ihrer typischen Schildform) und Tafelvulkane (mit einer charakteristischen breiten Oberfläche und steilen Seitenwänden). Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Vulkanarten. Die Vulkanspalte Eldgdjá steht für die ebenfalls häufig vorkommenden Spalteneruptionen auf Island. Einige Vulkane wie der Snaefellsjökull weisen die für Stratovulkane charakteristische Kegelform auf.

Vulkanaktivitäten und -auswirkungen in jüngerer Zeit

Die vulkanischen Aktivitäten auf Island haben sich auch in der jüngeren Vergangenheit fortgesetzt. Besonders spektakulär war der Ausbruch des Eldfell auf der Insel Heimaey im Jahre 1973, bei dem der gleichnamige Ort teilweise verschüttet wurde. 2000 brach die Hekla aus, 2004 und wieder 2011 der Grímsvötn und 2010 der Eyjafjallakjökull-Vulkan. Dass die Folgen vulkanischer Aktivität nicht alleine auf Island beschränkt bleiben, zeigte dabei besonders eindrucksvoll der Ausbruch des Eyjafjallakjökull. Infolge der zur Zeit der Eruption herrschenden Großwetterlage wurden große Teile der ausgestoßenen Aschewolke nach Nordwesteuropa geleitet und dehnten sich weiter bis nach Zentralrussland und über den Alpenraum hinaus nach Süden aus.

In der Folge musste in weiten Teilen Europas zeitweise der Flugverkehr eingestellt werden, weil die verursachten Luftverunreinigungen zu technischen Risiken bei Flugzeugen führten. Vielfach wurden auch längerfristige Auswirkungen auf die Wetterentwicklung und die Klimaverhältnisse infolge des Vulkanausbruchs befürchtet. Inwieweit die Eruption allerdings nachhaltig solche Effekte zeigte, ist umstritten. Eines ist allerdings sicher: Auch in Zukunft wird der Vulkanismus ein beherrschendes Naturgeschehen auf Island darstellen.

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