Orkan Joachim

Der Orkan Joachim ist ein starker Sturm, der in der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember 2011 über Deutschland, Frankreich sowie der Schweiz und Teile Österreichs hinweg zog. Er verfügte dabei über Windgeschwindigkeiten, die in den Orkanbereich gingen. Schon eine Woche zuvor, um den 8. Dezember herum, hatte das GFS-Modell der National Oceanic and Atmospheric Administration einen Zyklon nahe des Ärmelkanals errechnet, aus dem der Orkan Joachim entstand. Ein Tiefdruckgebiet, welches sich am 14. Dezember über Neufundland entwickelte, wurde als Sturm vom Typus „Shapiro Keyser“ diagnostiziert. Durch den Jetstream konnte das Tiefdruckgebiet schnell ostwärts in Richtung des nördlichen Atlantiks gelangten. Dabei intensivierte sich das Tiefdruckgebiet sehr schnell und der zentrale Bodenluftdruck fiel in der Nacht vom 14. auf den 15. Dezember um mehr als 20hPa. Hierdurch senkte sich der Luftdruck schnell immer tiefer und die Mittelwinde wurden so verstärkt.

In der Nacht zum 16. Dezember erreichte Orkan Joachim Frankreich. Er überquerte mit dem Orkankern Frankreichs Hauptstadt Paris um 3 Uhr MEZ. Von dort aus breitete er sich weiter über die Schweiz hinweg aus und erreichte kurz danach Süddeutschland. Sein Weg führte über Düsseldorf und Hannover weiter nördlich an Berlin vorbei. Da der Wintersturm im südlichen Bereich Deutschlands am stärksten war, wurde für Baden-Württemberg und Bayern die höchstmögliche Sturmwarnstufe ausgesprochen. Windgeschwindigkeiten von bis zu 183 km/h in Böen wurden auf der Zugspitze gemessen. Der milde Herbst 2011 wurde mit dem Durchzug des Sturms beendet, denn „Joachim“ ließ nasse und kalte Luft nach Mitteleuropa einfließen. Hierdurch kam es zu Schneefall teilweise bis in die Niederungen.

Vorbereitungen auf den Orkan Joachim

Vorsorglich wurden in Frankreich für 47 Départements, die zwischen Bretagne und Elsass lagen, die Sturmwarnung für die Nacht zum 16. Dezember 2011 erklärt. So konnten sich die Menschen dort auf Behinderungen und Störungen vorbereiten. In Deutschland wurde der Zugverkehr in Rheinland-Pfalz für die Strecke Kaiserslautern-Saarbrücken und der Nahverkehr innerhalb der Südpfalz durch die Deutsche Bahn aus Sicherheitsgründen eingestellt. Teile Unterfrankens sowie der Landkreis Darmstadt-Dieburg ließen den Unterricht am 16. Dezember ausfallen und schickten die Schülerinnen und Schüler frühzeitig auf den Heimweg. Viele Weihnachtsmärkte wie beispielsweise Friedrichshafen, Chemnitz und Straßburg wurden aus Sicherheitsgründen nicht geöffnet. Diverse Skigebiete stellten den Liftbetrieb ein.

Auswirkungen auf Frankreich, Schweiz und Österreich

Aufgrund der hohen Windgeschwindigkeiten wurden Leitungen herunter gerissen und so kam es vielerorts zu Stromausfällen. Durch den Sturm umgestürzte Bäume stellten für den Straßen- und Zugverkehr große Behinderungen dar.

In Frankreichs Westen wurde die Geschwindigkeit der Böen mit bis zu 140 km/h gemessen. Die Spitzengeschwindigkeit von 152 km/h erreichte man auf der Halbinsel Chemoulin in Saint-Nazaire. Dieser Ort gehört zum Départment Loire-Atlantique. In der Bretagne störte der Sturm den Eisenbahnverkehr der SNCF. Es kam dadurch in Pays de la Loire zu einem Totalausfall. Viele Schienen und Straßen wurden durch umgestürzte Bäume sowie herunterhängende Stromleitungen blockiert; bei Erdeven an der Mündung des Rivière d´Étel im Département Morbihan strandete das Frachtschiff TK Bremen. Die TK Bremen hatte in der Nähe der ´I`le de Groix vor dem Orkan Schutz gesucht und lief dort auf Grund. Das aus dem Schiff auslaufende Öl führte zu einem Ölteppich, der jedoch rasch begrenzt werden konnte.

Ausläufer des Orkan Joachim entfachten auf Korsika einen Großbrand, bei dem ca. 200 Hektar Wald und Vegetation vernichtet wurden. Etwa 400.000 Haushalte waren in Frankreich von den Ausfällen des Stroms betroffen, allein 100.000 davon wurden in der Bretagne festgestellt. Im Nordwesten der Schweiz entgleiste zwischen Tavennes und Tramelan ein Zug aufgrund der starken Winde. Er war durch den Wind gekippt und so aus dem Schienenbett gehoben worden. Bei diesem Unfall wurden der Lokführer sowie zwei Reisende leicht verletzt.

Folgen in Deutschland

In Deutschland kam zu den überall umgestürzten Bäumen zusätzlich ein starker Regen. Dieser Starkregen führte zu Überflutungen auf den Straßen. Im Mittelgebirge entstand aus dem Niederschlag heftiger Schneefall. Diverse Autobahnabschnitte in Rheinland-Pfalz (A61), in Nordrhein-Westfalen (A4 und 45) sowie in Thüringen (A71) mussten aufgrund der Schnee- und Eisglätte gesperrt werden. Beim Grenzübergang Reitzenhain/Hora Svatého Sebestiána (Deutschland/Tschechien) störten extreme Schneeverwehungen und so wurde dieser Übergang vorübergehend geschlossen.

Auch die Autobahn von Dresden nach Prag war wegen des starken Schneefalls und der Schneeverwehungen blockiert. Der Orkan erreichte Österreich erst am Abend des 16. Dezember. Im Bereich Vorarlberg sowie Salzburg und Steiermark wurden in erster Linie Baumbrüche aufgrund der hohen Schneemassen festgestellt. Dadurch resultierten die Behinderungen des Straßen- und Schienenverkehrs im Gebiet der Tauernbahn sowie der Triebener Straße. Auch hier kam es Stromausfällen. Mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h richtete der Orkan Joachim in den Abendstunden des 16.12.2011 so auch in Oberösterreich erhebliche Schäden an.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass der Orkan Joachim zu erheblichen Behinderungen und Störungen in Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Österreich geführt hat. Doch aufgrund der Wettervorhersagen konnten sich die Menschen der jeweiligen Regionen im Rahmen Ihrer Möglichkeiten recht gut auf diese Naturkatastrophe vorbereiten und es glücklicherweise entstand nur materieller Schaden, der im Laufe der Zeit wieder in Ordnung gebracht werden konnte.

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