BSE

Die Krankheit BSE ist sehr vielen Menschen bekannt, seit sie Mitte der Neunziger Jahre einen Lebensmittelskandal verursachte. Was sich hinter der Abkürzung verbirgt, wissen allerdings die meisten nicht. Durch die Medien wurde damals publik, dass BSE eine unter Rindern verbreitete und übertragbare Seuche ist. Interessant ist dabei, wie sie sich überträgt und was sie im Körper der infizierten Tiere verursacht.

Epidemiologie der Rinderseuche

Das Kürzel BSE steht für Bovine spongiforme Enzephalopathie. Die Bezeichnung klingt zunächst kompliziert, lässt sich aber einfach aufschlüsseln: Bovin steht für den Bezug auf Rinder, spongiform bedeutet schwammartig und eine Enzephalopathie ist eine Hirnkrankheit (enzephalos = griechisch für „was im Kopf ist“). Der entscheidende und interessante Punkt bei der Krankheit BSE ist die Zustandsbeschreibung „spongiform“, denn es ist tatsächlich so, dass das Gehirn im Verlauf der Erkrankung schwammartig durchlöchert wird.

Der Krankheitsverlauf beginnt in der Regel durch den Verzehr von Futter, das mit Prionen versetzt ist. Unter Prionen werden atypisch aufgebaute Proteine verstanden. Gewöhnliche Proteine sind für die Nahrungsaufnahme von Rindern natürlich essenziell, diese erhalten sie in der freien Natur allerdings durch den Verzehr von Pflanzen. Bis Mitte der Neunziger war es in der Massentierhaltung üblich, Rinder durch Futter zu ernähren, dem Tiermehl beigefügt war. Das Tiermehl bestand aus den Überresten – beispielsweise den gemahlenen Knochen – bereits geschlachteter Tiere. Dieser Futterstoff konnte als Überträger der schädlichen Prionen identifiziert werden.

Die Prionen setzen sich im Verlauf einer BSE-Erkrankung in den Nervenbahnen fest und gelangen so ins zentrale Nervensystem. Von dort aus beeinflussen sie die Proteine im Gehirn der infizierten Tiere und bringen sie dazu, sich umzufalten – aus gesundem Protein werden schädliche Eiweißablagerungen, die Struktur des Gehirns wird nachweislich und irreversibel gestört. Nach und nach entstehen Löcher, die natürlich Auswirkungen auf sämtliche Prozesse im Körper der Tiere haben. Weil die Inkubationszeit bei BSE-Rindern mehrere Jahre beträgt, können die ersten Symptome der Krankheit erst relativ spät festgestellt werden.

Studien haben ergeben, dass die meisten Tiere im Alter von 4 bis 5 Jahren erkranken. Der Krankheitsverlauf ist dabei rapide, die betroffenen Tiere sterben innerhalb von wenigen Wochen bis Monaten. Einmal ausgebrochen, macht sich BSE symptomatisch recht schnell bemerkbar. Zunächst leiden die Tiere unter Störungen im Bewegungsablauf, was bedeutet, dass sie nicht mehr richtig laufen können, häufig straucheln und stolpern. Dazu kommt ein starkes Zittern, das vor allem in den Beinen auffällt. Die betroffenen Tiere leiden zudem unter unkontrollierten Bewegungen im Bereich der Zunge und der Ohren, sie sind zudem äußerst schreckhaft. Häufig geraten sie in eine Art Raserei und tappen blindwütig umher, wobei es ihnen aufgrund der Hirnschädigungen natürlich nicht gelingt, sich zu orientieren.

BSE bei Rindern – Maßnahmen

Wird bei einem Rind BSE vermutet, ist es zunächst notwendig und vorgeschrieben, das Rind zu keulen, also zu töten. Das liegt daran, dass der Nachweis am lebenden Tier bis heute nicht möglich ist. Zwar wurde ein entsprechendes Verfahren entwickelt, dies befindet sich aber seit 2005 auf dem Prüfstand. Dem gekeulten Tier werden Gewebeproben aus dem Hirnstamm, genauer der Medulla oblongata entnommen. Ist das Rind von BSE befallen, lassen sich dort sowohl die schwammige Hirnstruktur als auch die für den Verfall verantwortlichen Prionen feststellen.

Bei positivem Nachweis ist es in Deutschland vorgeschrieben, die gesamte Herde zu keulen. Das Fleisch der getöteten Tiere darf in diesem Fall selbstverständlich nicht weiterverarbeitet werden. Zudem werden – unabhängig von bekannten Infektionen – ständig Tests an den Gehirnen geschlachteter Rinder durchgeführt, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern und sie nach und nach einzudämmen. Diese strikten Kontrollen sind eine Folge des BSE-Skandals von 1996, der auch als Creutzfeldt-Jakob-Skandal bekannt wurde.

Der Creutzfeldt-Jakob-Lebensmittelskandal

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ist eine Krankheit des Menschen, die häufig mit Demenz verwechselt wird, de facto aber abläuft wie BSE. Sie wird ebenfalls durch Prionen ausgelöst, befallene Gehirne zeigen die gleiche Struktur wie die von untersuchten BSE-Rindern. Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, kurz CJK, tritt sehr selten auf und wenn dann meist in höherem Alter. 1996 meldete Großbritannien allerdings, dass mehrere Menschen jungen Alters an CJK erkrankt und gestorben seien. Dies sorgte für genauere Untersuchungen der Fälle, die schließlich ergaben, dass BSE-verseuchtes Fleisch im Umlauf und vermutlich von den Erkrankten verzehrt worden war.

In ganz Europa breitete sich daraufhin eine große Angst vor der tödlichen Krankheit aus, die dafür sorgte, dass kaum noch Rindfleisch verzehrt wurde. Schreckensbilder von CJK-infizierten Menschen verstärkten die Panik noch, denn es war zu erkennen, dass die infizierten Personen ein Verhalten an den Tag legten, das dem der kranken Rinder unverkennbar ähnelte. Der Verlauf von CJK ist allerdings phasenreicher als der von BSE. Es treten zunächst Stimmungsschwankungen auf, die schließlich in Vergesslichkeit münden. Auf Gliederschmerzen folgen Bewegungsstörungen, die die Betroffenen schließlich ans Bett fesseln. Dann folgt die Phase der Demenz, in welcher nicht nur das Gedächtnis langsam verlischt, sondern auch gewöhnliche Tätigkeiten und Vorgänge verlernt werden. Schließlich zeigen die Betroffenen keinerlei Reaktion mehr und können nur noch künstlich ernährt werden. Der Tod tritt in der Regel durch eine Dysfunktion der Lunge ein.

Nachdem infolge des Lebensmittelskandals von 1996 die Kontrollen verschärft wurden, normalisierte sich der Absatz von Rindfleisch langsam wieder. Britisches Rindfleisch steht allerdings bis heute unter einem schlechten Ruf.

BSE heute

Durch die scharfen Kontrollen seit 1996 gingen die BSE-Erkrankungen bei Rindern immer weiter zurück. Im Jahre 2008 wurden in Deutschland nur noch 2 Fälle von BSE nachgewiesen – 2003 waren es noch mehr als 50. Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft bis heute nur Rindfleisch aus Südamerika, denn dort ist bisher kein einziger Fall der Seuche publik geworden.

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