Gründe der Globalisierung

Die Globalisierung ist die zunehmende Verflechtung von Staaten und Volkswirtschaften weltweit. Obwohl sie als Phänomen umstritten ist, gibt es doch eindeutige Faktoren, die verstärkte internationale Zusammenarbeit begünstigen. Ein wichtiger Punkt, der die enge Verflechtung wie wir sie heute erleben erst möglich gemacht hat, ist die technologische Innovation. Erst durch Kommunikationstechnologien wie Telefon und Computer konnte man sich zeitnah auch über große Entfernungen hinweg austauschen. Die Informationstechnologie spielt eine sehr wichtige Rolle, weil erst durch die Automatisierung des Nachrichtenaustausches, aber auch des internationalen Finanzwesens globale Güter- und Finanzmärkte entstehen konnten. Als es schließlich möglich wurde große Mengen an Fracht mit dem Containerschiff oder dem Flugzeug schnell und preisgünstig zu bewegen, konnten auch Geschäfte der Realgütersphäre abgewickelt werden.

Regionale Unterschiede als Antrieb

Die regionalen Unterschiede sind besonders im wirtschaftlichen Sektor eine wichtige Triebfeder, denn die Kostendifferenzen für Arbeitskräfte, Rohstoffe und Vorprodukte bewegen internationale Unternehmen zu immer weiterem Engagement und größerer Diversifikation. Letztlich ist auch der Run in die Emerging Markets der Schwellenländer darauf zurück zu führen. Aber auch die politischen Entscheidungen der letzten einhundert Jahre haben wichtige Meilensteine auf dem Weg zum globalen Dorf gelegt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der bis dato geübte Protektionismus immer weiter fallen gelassen.

Das Ziel des freien Welthandels gilt seitdem als erstrebenswert. Die Einrichtung von Freihandelszonen, das Absenken der Zölle und die Bemühungen um internationales Vertrags- und Transportrecht sind Elemente der politischen Annäherung. Die Technikinnovationen brachten auch den Medien neue Betätigungsfelder. Fernsehen und Internet erzeugen erstmals eine riesige Weltöffentlichkeit, die mit ihren Meldungen politische Aktionen, Kaufentscheidungen und das Geschehen an den Börsen wesentlich beeinflusst.

Globalisierung verändert den Menschen

Keine Entwicklung hat in den letzten Jahrzehnten das Leben so vieler Menschen auf der ganzen Welt grundlegend verändert wie die Globalisierung. Auf alle Bereiche des Daseins hat das Zusammenwachsen der internationalen Wirtschaft großen Einfluss genommen, ob es sich dabei um die Politik, die sozialen Verhältnisse oder auch die Kultur handelt. Nicht alle Folgen der Globalisierung werden uneingeschränkt positiv beurteilt, dennoch bietet sie eine einmalige historische Chance, den Lebensstandard aller Menschen nachhaltig zu verbessern und schwere Konflikte zwischen Nationen zu verhindern. Doch nur wenn man die Gründe der Globalisierung kennt und versteht, kann man ihr Potential richtig einschätzen und politische Maßnahmen ergreifen, um sie zu steuern. Die Ursachen der Globalisierung lassen sich in technische, informationstechnologische, weltpolitische, und handelstechnische Gründe unterscheiden. Dabei darf jeder Faktor, der die Globalisierung vorantreibt, nicht isoliert betrachtet werden, sondern nur im Zusammenhang mit den anderen, weil sie voneinander abhängen und sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken.

Technische Gründe

Internationalen Handel gibt es schon seit Jahrtausenden, wie zum Beispiel zwischen Rom und Ägypten in der Antike. Allerdings waren die Handelsbeziehungen früher wesentlich weniger intensiv, so dass es zu keiner globalisierenden Entwicklung kommen konnte. Dafür war der Transport von Gütern aller Art zu aufwändig und kostspielig. Aus diesem Grund lohnte es sich nur, wirklich hochwertige und luxuriöse Produkte, wie zum Beispiel Gewürze, Seide oder Edelmetalle, über weite Strecken zu transportieren. Gegenstände des täglichen Bedarfs wurden ausschließlich vor Ort hergestellt und genutzt. Die technische Revolution im Transportwesen hat die Ausgangsvoraussetzungen für den internationalen Austausch von Gütern derartig verbessert, dass es sich auch lohnte, einfache Waren über sehr weite Strecken zu befördern. Diese Entwicklung begann bereits im 19. Jahrhundert mit dem weltweiten Ausbau des Eisenbahnnetzes und der Erfindung der Dampfschifffahrt.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts förderte die Verbreitung des Automobils weiter das Aufblühen des internationalen Handels. Doch erst die Einführung von gigantischen Schiffen, die standardisierte Container statt Stückgut transportierten, ermöglichte am Ende des 20. Jahrhunderts die Globalisierung. Auch die Erfindung von Euro-Paletten trug viel zu einer Beschleunigung und Verbilligung des weltweiten Handels bei. Der Kargo-Luftverkehr schließlich machte den Transport auch von schnell verderblichen Gütern, wie zum Beispiel Blumen oder exotischen Früchten, über sehr lange Strecken möglich.

Informationstechnologische Gründe

Weltweite Kommunikation in Echtzeit zu äußerst günstigen Preisen stellt heute für alle Bürger und Unternehmen, die über einen Internetanschluss verfügen, eine Selbstverständlichkeit dar. Das war vor wenigen Jahrzehnten noch ganz anders, als der Informationsaustausch mit Handelspartnern und Privatpersonen nur sehr mühsam und teuer über Telefon und Fax möglich war. Die Einführung des World Wide Web hat alle Menschen auf der ganzen Welt enger zusammen rücken lassen.

Unternehmen können ohne Probleme Geschäfte mit Handelspartnern auf der anderen Seite des Globus über E-Mail, Chat oder Videokonferenzen vereinbaren. Das mobile Internet mit Hilfe von Smartphones und Tablets hat darüber hinaus eine weitere Erleichterung der internationalen Kommunikation ermöglicht. Der moderne Datenaustausch gestattet nicht nur eine leichtere Handhabung des internationalen Handels von Gütern, sondern genauso auch von Dienstleistungen. Experten für die verschiedensten Fachbereiche, wie zum Beispiel Elektronik, Medizin oder Biologie, können weltweit vernetzt zusammenarbeiten. Kapitalströme sind durch moderne Kommunikation wesentlich flexibler geworden. Investoren können sich leichter Informationen über weltweite Anlagechancen beschaffen und diese nutzen. Der elektronische Aktien-, Devisen- und Anleihehandel reagiert in Sekundenschnelle auf neue Nachrichten aus aller Welt.

Jeder einzelne Bürger hat heute die Möglichkeit, sich mit Hilfe des Internets aussagekräftige Informationen zu jeder beliebigen Fragestellung aus einer unendlichen Menge an internationalen Quellen zu beschaffen. Wenn man bedenkt, wie mühsam und wenig ergiebig die Informationssuche früher mit Hilfe von Lexika und anderen Nachschlagewerken war, kann man die Dimension dieses Fortschritts richtig einschätzen. Und auch kulturell rücken die Einwohner verschiedener Länder durch die modernen Kommunikationsmöglichkeiten enger zusammen. Heute ist ohne Probleme ein Austausch mit Menschen möglich, die in anderen Kontinenten leben. Durch diese Kommunikation entsteht ein tiefes, persönliches Verständnis für die Situation anderer und eine sehr wertvolle Erweiterung des persönlichen Horizonts, die zu mehr Toleranz und Offenheit führt.

Weltpolitische Gründe

Experten weisen darauf hin, dass die Globalisierung weitere Gründe im Ende des Kalten Krieges hatte. Die Welt war nicht länger in zwei unterschiedliche Blöcke geteilt, die sich feindlich gegenüberstanden und wirtschaftlichen und kulturellen Austausch im Wesentlichen nur innerhalb ihres eigenen Lagers duldeten. Ein Beweis für die Richtigkeit dieser These stellen die Sanktionen der Regierungen in Nordkorea und China dar, die den freien Austausch über das Internet heute noch behindern. Handelshemmnisse zwischen Ost und West wurden nach der Wende ebenso beseitigt wie die Beschränkungen von privaten Reisen und kulturellem Austausch. Heute ist es möglich, mit Personen in Russland genauso zu kommunizieren wie in Frankreich oder den USA. Allerdings muss festgestellt werden, dass der Austausch zwischen Ost und West durchaus noch intensiver geführt werden könnte. Dasselbe gilt auch für die Kommunikation zwischen industrialisierten Nationen und Entwicklungs- oder Schwellenländern.

Globalisierung im positiven Sinne impliziert nicht nur das Verschiffen von Gütern, sondern vor allem auch den kulturellen Austausch von Menschen. Jede Person profitiert davon, wenn sie sich mit anderen Lebensgewohnheiten und Kulturen beschäftigt. Bei einer Intensivierung dieser internationalen Kommunikation wäre es auch wünschenswert, wenn sie sich etwas weniger einseitig entwickelt. Es ist nämlich durchaus nicht zu akzeptieren, dass die westliche Konsumkultur sich überall als Lebensstil durchsetzt. Vielmehr ist zu hoffen, dass Einstellungen und Wertauffassungen aus anderen Teilen der Welt zunehmenden Einfluss auf die westliche Zivilisation gewinnen. Nur so ist ein gleichberechtigter Austausch auf Augenhöhe überhaupt erst möglich. Darüber hinaus gewinnt der Westen so die Chance, Fehlentwicklungen zu korrigieren. Ein kleines Beispiel, wie dies funktionieren könnte, stellt die überwältigende Popularität von Yoga in westlichen Ländern dar. Viele Anhänger dieser asiatischen Trainingsmethode haben hier erkannt, wie wohltuend Yoga für Körper und Geist ist.

Handelstechnische Gründe

Genauso sind die verschiedenen Maßnahmen zur Liberalisierung des Welthandels wichtige Gründe für die Globalisierung: Die Abschaffung fester Wechselkurse, die Vereinfachung von Zollvorschriften und die Aufhebung von verschiedenen Handelsrestriktionen haben den internationalen Austausch von Waren und Dienstleistungen wesentlich gefördert. Doch auf diesem Gebiet gibt es durchaus noch weiteren Bedarf für Vereinfachungen. Insbesondere Schwellen- und Entwicklungsländer erwarten, dass die industrialisierten Länder ihre Märkte für Importprodukte weiter öffnen und so einen Welthandel zu fairen Konditionen ermöglichen. Auch der Austausch von Arbeitskräften sollte auf lange Sicht derart liberalisiert werden, dass Menschen unabhängig von ihrem Herkunftsland überall auf der Welt arbeiten können.

Die Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft kann hier als Beispiel für das Gelingen einer internationalen Integration dienen. Durch die Einführung einer weitgehenden Niederlassungsfreiheit, was den Wohnsitz aber auch den Arbeitsplatz angeht, können EU-Bürger sich frei entscheiden, in welchem Mitgliedsland sie sich ansiedeln möchten. Die Vereinfachung des grenzüberschreitenden Austauschs von Waren und Dienstleistungen hat den Handel innerhalb der EU zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für jedes einzelne Mitgliedsland werden lassen. Die Intensivierung des Unterrichts europäischer Fremdsprachen und die Vermittlung der Grundlagen europäischer Geschichte und Kultur an den Schulen in allen Mitgliedsstaaten hat das Verständnis für Nachbarstaaten stark verbessert. Feindschaften zwischen europäischen Ländern, wie sie noch vor hundert Jahren herrschten, zum Beispiel zwischen Deutschland und Frankreich, sind auch aus diesem Grund schlicht undenkbar.

Schließlich sollte man in diesem Zusammenhang auch die Schaffung eines gemeinsamen Währungsraums durch die Einführung des Euros würdigen. Auch wenn der Euro derzeit für sehr ernste Probleme innerhalb der Europäischen Gemeinschaft sorgt, stellte er dennoch einen Meilenstein der europäischen Einigung dar.

Weiterführende Informationen aus dem Themenkomplex "Gründe der Globalisierung":

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