Al-Qaida

Bei der „al-Qaida“ handelt es sich um das größte globale Terrornetzwerk mit meist sunnitischem und dschihadistischen Hintergrund, das sich für zahlreiche Terroranschläge seit 1993 verantwortlich zeichnet. Diese gehen zu Lasten der Zivilbevölkerung, sodass die Anschläge der lose organisierten al-Qaida auch als terroristische Massenmorde klassifiziert werden. Da das Netzwerk den Statuten der UNO zufolge als terroristische Vereinigungen gilt, sind alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verpflichtet, die vereinbarten Sanktionen gegenüber der al-Quaida durchsetzen. Dies gilt für die gesamte Organisation ebenso wie für die, mit ihr in Verbindung stehenden, Individuen. In Deutschland, das als EU-Mitgliedsstaat die al-Qaida ebenso als Terror-Netzwerk begreift, unterliegt der Umgang mit der Vereinigung dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Ebenso wie in den USA wird die al-Qaida als prototypische terroristische Vereinigung mit transnationalen Wirkungskreis bewertet. Als zentraler Schlag gegen das Terrornetzwerk wird die Tötung Osama bin Ladens bewertet, die am 1. Mai 2011 unweit der pakistanischen Hauptstadt Islamabad durch die, von dem US-Präsidenten Barack Obama geleitete, Operation „Neptune’s Spear“ stattfand.

Erstmals trat das Terrornetzwerk im Jahr 1993 im Zuge des Bombenattentats auf das US-amerikanische World Trade Center in Erscheinung. Seit den Anschlägen des 11. Septembers 2001 gilt das Netzwerk als die zentrale terroristische Bedrohung des Weltfriedens. Die al-Qaida hat sich die Errichtung eines Gottesstaates zum Ziel gesetzt, welcher alle islamischen Länder und Gebiete umfasst. Dem zugeordnet verfolgt das Terror-Netzwerk das Ziel, vermeintlich anti-islamisch eingestellte Staaten zu bekriegen. Ebenso gilt die Vernichtung des Staates Israels als eines der wichtigsten Vorhaben der al-Qaida. Die arabische Bezeichnung „al-Qaida“, die sich als „die Basis“ übersetzen lässt, wird von Bin Ladin selbst als Name eines Ausbildungsstützpunkts genannt. Nach dem Anschlag auf das Word Trade Center im Jahr 1993 tauchte erstmals der Name „al-Qaida“ in der Presse auf, die bereits damals als eine, von Osama Bin Laden finanzierte, Geheimorganisation begriffen wurde.

Struktur und Mitglieder

Wie bei jeder Organisation verdient auch bei der al-Qaida die Struktur des Netzwerks besondere Beachtung. Besondere Plausibilität genießt jene Deutung, wonach die terroristische Vereinigung als eine virtuelle gilt, von der die Impulse für das Agieren der einzelnen Terroristen ausgeht. Danach handelt es sich bei der al-Qaida um einen Dachverband mit singulären, autonom operierenden Terrorzellen. Das Fehlen einer klarer Führungsstruktur und die organisatorische Zersplitterung erschweren eine Unterwanderung durch Polizei und Geheimdienste. Die Rolle der Führung ist daher auch in erster Linie ideologischer Natur. Als Ideengeber des Terrornetzwerks gilt der aus Saudi-Arabien stammende Osama bin Laden, der sich in längeren Abständen mit Video-Botschaften an seine Anhänger und die Weltöffentlichkeit wandte.

Eine weitere wichtige Rolle spielt Aiman az-Zawahiri, von dem angenommen wird, dass er als organisatorisches Oberhaupt der al-Qaida wirkt und sich zudem für ideologische Impulse verantwortlich zeichnet. Als weitere noch lebende ranghohe Mitglieder des Netzwerks gelten u.a. Chalid Scheich Mohammed, Abu Faradsch al-Libi und Yasir al-Dschaziri. Bei den Attentätern der al-Qaida handelt es sich in der Regel um junge Männer, die aus ärmlichen Verhältnissen stammen. Für die Anschläge des 11. Septembers 2001 rekrutierte das Netzwerk gut ausgebildete Akademiker. Demgegenüber sind die Führungskräfte der Terrororganisation dem großbürgerlichen Milieu zuzurechnen.

Ideologie und übergeordnete Ziele

Im ideologischen Zentrum steht eine radikale Idee des Dschihads, die ihre Legitimation durch die religiösen Lehren und Borschaften des Korans erfährt. Der Kampf gegen vermeintlich anti-islamisch eingestellte Länder, Religions- und Bevölkerungsgruppen bildet den Hintergrund für das Agieren der Terror-Organisation. Gerechtfertigt wird dies durch die Urform des Islams, die der Interpretation zufolge ihre Berechtigung im Krieg gegen Ungläubige erfährt. Neben der kriegerischen Bekehrung der Ungläubigen stellt die Einigung aller Muslime in einem gemeinsamen Kalifat eines der wesentlichen Ziele dieser Islam-Auslegung dar. Damit korrespondiert eine, aus dem Kampf gegen Israel gewonnene, antisemitische Grundhaltung, wonach jüdische Gläubige als unbekehrbar Ungläubige gelten.

Strategische Ziele

Die Ziele der Terrororganisation sind langfristiger Natur. Dabei ist man bemüht, eine Kette von Ereignissen in Gang zu setzten. Diese werden kurzfristig nicht zum Erreichen der Ziele beitragen, dafür aber weitere Ereignisse bewirken, was zu einem Erreichen der mittel- bis langfristigen Ziele führt. Auch dazu ist anzumerken, dass die zugeschriebenen Ziele der Untergrundorganisation auf Deutungen und Interpretationen beruhen. Im Mittelpunkt steht der bereits erwähnte Kampf gegen den Westen, dessen machtpolitische Führung dem weiteren Vordringen des Islams entgegen steht. Die terroristischen Akte gelten ebenso der Einmischung westlicher Staaten in arabische Ländern. Der Krieg der al-Qaida gegen Zivilisten hat die Terrorisierung der Bevölkerung sowie die wirtschaftliche und politische Destabilisierung eines Landes zum Ziel. In muslimischen Staaten werden auch Touristen zum Ziel der Anschläge. Die Ideologisierung findet vor allem in Form einer religiös fundierten Kritik an westlichen Lebensstilen statt, die mehr und mehr im islamischen Kulturraum vordringen – etwa die Emanzipation von Frauen, Alkoholkonsum, Homosexualität, unehelicher Geschlechtsverkehr und Nacktheit.

Verwirklichung der Ziele

Zur Durchsetzung ihrer Ziele setzt al-Quaida auf strategische Allianzen mit anderen anti-westlichen Terrororganisationen. Man pflegt die Zusammenarbeit mit lokalen Machthabern wie den Taliban und bindet andere Untergrundorganisationen wie die Terrornetzwerke der Laschkar a-Taiba oder Abu Sajaf in das eigene Vorgehen ein. Zu Gegnern werden nicht nur Ländern, sondern auch über übergeordnete Organisationen wie die Vereinten Nationen erklärt, die mit ihren Friedensmissionen den Zielen der al-Qaida etwa in Somalia entgegen stehen. Für die, im Untergrund agierende Terrororganisation, stellt die Zusammenarbeit ihrer Mitglieder eine zentrale Herausforderung dar. Die Kooperation wird vor allem von Basen aus organisiert, die in islamistischen Staaten liegen. Aber auch westliche Gebiete fungieren als Stützpunkte. So fand die Planung der Terroranschläge des 11. Septembers 2001 in Hamburg statt. Lokale Zellen sind dann lediglich über einen Verbindungsmann mit dem Netzwerk verbunden.

Am sichersten gelten die Zentren bzw. Basen in islamistischen Ländern, ohne dass das Terrornetzwerk dabei auf die Unterstützung staatlicher Organisationen verlassen kann. Aus diesem Grund ist es eines der Hauptziele der al-Qaida, islamische Regierungen in instabilen muslimischen Ländern zu fördern, womit sichere Basen für das weitere Wirken gewonnen wären. Die Vernetzung mit separatistischen Gruppen wird mit dem Ziel verfolgt, muslimische Gebiete aus mehrheitlich nicht-muslimischen Ländern zu lösen. Auf juristischer Ebene wird die Durchsetzung der Scharia angestrebt, sodass ein auf dem Islam basierendes Recht allgemeine Gültigkeit erhält.

Anschläge

Die Zuschreibung von Anschlägen auf das Konto des Terrornetzwerks gestaltet sich prinzipiell als schwierig. Schätzungen zufolge dürfte sich die Gesamtzahl der Anschläge auf mehrere Tausend belaufen, wobei von einer fünfstelligen Zahl ziviler Opfer auszugehen ist. Unberücksichtigt bleiben dabei die von der al-Qaida verursachten Kriege und Bürgerkriege. Die Anschläge der Terrororganisation begannen in den 1990er Jahren. 1993 erfolgte ein Bombenattentat auf das World Trade Center. Anschließend kam es zu Anschlägen auf die US-amerikanischen Botschaften in Daressalam und Nairobi im Jahr 1998. Im Zuge der Terroranschläge des 11. Septembers 2011, die als Massenmorde gelten, kam es zu 3.000 Toten. Mehr als 6.000 Menschen wurden verletzt. Dazu fanden insgesamt vier koordinierte Flugzeugentführungen statt: Zwei Selbstmordattentäter steuerten die entführten Maschinen in die Türme des Word Trade Centers (WTC) von New York City. Ein weiteres wurde in das Pentagon gelenkt und ein viertes wurde durch den Pilot der Entführer zum Absturz gebracht. In den zurückliegenden Jahren hat sich der Irak als Hauptkampfgebiet herausgestellt. Allerdings findet das Netzwerk keine Unterstützung in der irakischen Bevölkerung, sondern wird in erster Linie durch Mitglieder der al-Qaida aus dem Ausland getragen.

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