Globalisierung Ursachen und Folgen

Die Globalisierung ist eines der am meisten diskutierten Themen der Neuzeit. In Medien, Wissenschaft und Gesellschaft entbrennen Diskussionen darüber, wie die Phänomene der Globalisierung zu bewerten seien. In dem riesigen Informationswall stellt man sich jedoch manchmal ganz grundsätzliche Fragen: Was sind eigentlich die Ursachen und Folgen dieser Vernetzung der Welt? Ein Blick in Vergangenheit und Zukunft.

Wie alles begann

Der Begriff der Globalisierung an sich entstand erst Mitte des 20. Jahrhunderts infolge der Erforschung der mit dem wachsenden Welthandel einhergehenden Phänomene. Häufig wird daher erklärt, die Globalisierung sei ein ausschließlich neuzeitliches Phänomen. Historisch gesehen ist diese Annahme aber kaum nachvollziehbar. Verdeutlicht man sich die Begriffserklärung der Globalisierung, so ist damit die allgemeine Vernetzung der Welt, beziehungsweise der sie bevölkernden Nationen gemeint. Dies greift wirtschaftliche und politische Vernetzung ebenso wie kulturelle, soziale und ökologische Vernetzung. Auf den meisten Gebieten fanden diese Vernetzungen schon lange vor der Erfindung des ersten Flugzeugs statt, wenn auch in kleinerem Rahmen. Hierzu kann als Beispiel in Europa die alten Herrschaftsgebiete der Ägypter, der Griechen und später der Römer genannt werden. Ebenso entwickelten sich in Asien Vernetzungen über die Grenzen von Nationen hinaus.

Die Phänomene waren zumindest ähnlich der heutigen Globalisierung: Starker Handel zwischen verschiedenen Regionen der Erde, wirtschaftliche Kooperation sowie Austausch von Arbeitskräften, Gütern und somit auch Kulturen. Der größte Unterschied war nur, dass es weniger zu zwischenstaatlichen Kooperationen kam, sondern die neuen Gebiete vornehmlich von einer „Weltmacht“ einverleibt wurden. Viele Historiker benennen deshalb den Beginn der Globalisierung auch mit dem Eintreten der Kolonisation im 15. Jahrhundert. Hier wurden zum ersten Mal neue Kontinente besiedelt, fremde Waren ausgetauscht und Produktionen ausgelagert. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte entwickelten sich wachsende Migrationsprozesse und ein erweitertes Verständnis für fremde Kulturen sowohl in den Ländern des Abendlandes, als auch in den besetzten Gebieten.

Schlagartige Entwicklung der Globalisierung

Während die Grundlagen der Globalisierung schon lange vorher gelegt waren, erfährt der Prozess im 19. und 20. Jahrhundert eine schlagartige Beschleunigung durch das Auftreten der industriellen Revolution und dem technischen Fortschritt. In den größer werdenden Fabriken wurden Arbeiter benötigt, neuartige Verkehrsmittel wie große Schiffe und später Flugzeuge eröffneten neue Möglichkeiten zum Transport von Ware, Personen und Kulturgut über große Strecken. Es werden riesige Mengen an Waren aus fernen Ländern nach Europa gebracht, um die wachsenden Bedürfnisse der Bewohner zu stillen und zahlreiche Einwanderer wurden durch die höheren Lebensstandards angelockt. Gleichzeitig setzt ein großer Auswanderungsstrom auf den neuen Kontinent ein, wo nicht nur paradiesische Umgebungen, sondern auch zahlreiche neue Arbeit auf die Einwanderer warten.

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erreicht der Migrationsumfang auf der Welt einen Umfang, den er bis heute nicht wieder erreicht hat. Es kommt auf beiden Seiten zum großen Zusammentreffen von Kulturen und den damit einhergehenden sozialen Problemen wie Unterdrückung und Diskriminierung von Minderheiten. Grundsätzlich wird das Kulturgut der kolonisierten Länder unterdrückt und durch jenes der Herrscherländer ersetzt, was sich auch in der Verbreitung der Sprachen auf dem amerikanischen Kontinent zeigt. Die zunehmende Konkurrenz zwischen den industrialisierten Ländern sowie expandierender Handel, zwingt die verschiedenen Nationen außerdem, miteinander in Verhandlung zu treten. Während an manchen Stellen Kooperationen zum effektiveren Wirtschaften geschlossen werden, setzt an anderer Stelle ein Protektionismus ein, um das eigene Kulturgut zu schützen. Wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte entwickelt sich ein Nationalbewusstsein, das zu Spannungen zwischen den konkurrierenden Nationen führt.

Auf dem vorläufigen Höhepunkt der Globalisierung, als das komplette Amerika sowie weite Teile Asiens und Afrikas bereits in das weltweite Handelsnetz integriert sind, entlädt sich die Konkurrenz der Wettbewerber und die Angst vor dem Untergang der eigenen Kultur in dem ersten globalen Krieg, der Auswirkungen auf den gesamten Planeten hat.

Moderne Globalisierung

Aufgrund der wirtschaftlichen Krisen nach dem ersten Weltkrieg und dem zunehmenden Protektionismus in Folge der wachsenden Konkurrenz der Nationen nehmen die Globalisierungsphänomene in der Folge wieder ab. Die Intoleranz gegenüber dem Einfluss fremder Kulturen und der Wille nach der Ausbreitung der eigenen Kultur führt schließlich zum zweiten globalen Krieg, welcher der Globalisierung den Anstoß zu der Entwicklung gibt, die sie heute annimmt. Nach dem zweiten Weltkrieg bildet sich ein komplettes Handelsnetz über die von den Vereinten Nationen geführte westliche Welt aus; es kommt zu umfangreichen Handelsabkommen, Kooperationen, Ergänzungen. Die Idee der Liberalisierung der Märkte, der freien Marktwirtschaft schlägt in dem westlichen Denken um sich und führt zu einer starken globalen Konkurrenz, die zeitgleich ein enormes Wirtschaftswachstum mit sich führt.

Wie schon im 19. Jahrhundert von Karl Marx formuliert, lehnt die kommunistische Auffassung die Trends der Globalisierung ab. Das sozialistische System um die Sowjetunion wird zum Gegenentwurf zum kapitalistischen, globalen System des Westens – ersteres kann letztlich der Konkurrenz nicht standhalten. Die globale Konkurrenz hatte eine Eigendynamik entwickelt, der staatlich gelenkte Systeme schlicht nicht standhalten konnten. Durch den globalen Handel war es zwischen Staaten, aber auch zwischen den Unternehmen, die zunehmend global aktiv wurden (Global Players), zu einem derartigen Konkurrenzdruck gekommen, dass diese sich ständig auf der Suche nach effektiveren Herstellungsmethoden und neueren Technologien befanden.

Schattenseiten des Wirtschaftswachstums

Das durch die Konkurrenz in Gang gesetzte starke Wirtschaftswachstum hatte jedoch seine Schattenseiten. Der Konkurrenzdruck sowie die zunehmende Kontrolle der einzelnen Unternehmen gegenüber den Regierungen und die sie wählende Bevölkerung sorgten für eine Missachtung moralischer Prämissen. Die Regeln der freien Marktwirtschaft, die dem günstigsten Preis immer den Vorzug geben, veranlassten die Unternehmen, ihre Produktion in Länder auszulagern, in denen sich die Menschen mit niedrigeren Löhnen zufrieden gaben.

Die große Ungleichheit der nun vernetzten Länder wurde mehr und mehr zum Problem, da Entwicklungsländer kaum in der Lage waren, ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Sie standen in Abhängigkeit zu den multinationalen Unternehmen und waren gezwungen, ihren Auflagen zuzustimmen, um Investoren im eigenen Land zu binden und gleichsam am Wirtschaftswachstum teilnehmen zu können. Länder mit restriktiverer Politik profitierten überhaupt nicht und billige Importe aus Industrieländern und die Abhängigkeit der Lebensmittelpreise vom Finanzmarkt zerstörten den heimischen Markt der Entwicklungsländer.

Da Unternehmen global agierten und gesetzlichen Gegenmaßnahmen ihrer Heimatländer dadurch auswichen, dass der Standort des Unternehmens einfach gewechselt wurde, mussten sich internationale Gemeinschaften zusammenfinden, die die Probleme gemeinsam angehen. In Zusammenarbeit beinahe aller Nationen entstanden Kontrollgremien wie die UNO oder der internationale Währungsfonds, die mit gemeinsamer Kraft versuchten, die Märkte zu regulieren und moralische Standards festzusetzen. Durch gesteigerte Zusammenarbeit und wachsendem Problembewusstsein der allgemeinen Bevölkerung gelang es zuletzt, den internationalen Unternehmen global einheitliche Vorschriften aufzuerlegen und soziale Standards in den benachteiligten Schwellen- und Entwicklungsländern durchzusetzen.

Zukunftsvisionen

Zuletzt sind die Probleme der Globalisierung durch eine enorme Präsenz in den Medien immer mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft gerückt und Wissenschaftler, Ökonomen, Historiker und Politiker versuchen zunehmend, die Ursachen und Folgen des Phänomens zu erörtern. Entstanden ist eine Reihe von Zukunftskonzepten, mit denen die Probleme überwunden werden sollen. Diese unterteilen sich vor allem in die Globalisierungsbefürworter sowie die Globalisierungskritiker. Die Globalisierungsbefürworter sehen in der Globalisierung grundsätzlich ein positives Phänomen, das gewisser Feinjustierung bedarf. So müsse die Zusammenarbeit zwischen den Staaten der Welt enorm ausgeweitet werden, um einheitliche soziale und ökologische Standards zu schaffen und die Ungleichheit zwischen den Staaten auszugleichen.

Die Globalisierungskritiker hingegen setzen darauf, die Ursachen und Folgen so gut es geht zurückzudrehen. Durch eingeschränkten Handel und geringerem globalen Austausch sollen Umweltbelastungen reduziert sowie nationale Traditionen und Bräuche bewahrt werden. Zu der wachsenden Gruppe der Globalisierungskritiker gehören vor allem Sozialisten, Nationallisten und Anhänger des Islams, die die Werte der Menschheit oder ihrer Tradition bedroht sehen.

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